Es ist bei uns ja immer alles eilig. Alles, was wir tun, sind lästige Durchgangsstadien des Kampfes mit der Tücke des Objekts, die uns daran hindern, zum "Eigentlichen", zum Guten, Wahren und Schönen vorzustossen: Leim und Briefkleber hindern uns am Lesen des Liebesbriefes, das Panieren des Schweinebratens mit Rosmarin hindert am schnellen Brutzeln, das Loch im Fahrradreifen an der schönen Fahrt in Grüne.
Mit dieser Einstellung versauen wir uns nur leider einen beträchtlichen Teil unserer Lebenszeit: wenn wir um das vermeintlich "Uneigentliche", Lästige ohnehin nicht herumkommen, wäre es vielleicht sinnvoll, ihm mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn man jede dieser äusserst zahlreichen Tätigkeiten als lästig ansieht, wird man sie lustlos machen, durch sie frustriert werden um sich dann zudem auch dadurch Frust zu schaffen, dass unengagiert Durchgeführtes auch kaum zu einem guten Ergebnis führen wird.
Um diesen Kreislauf wenigstens mal an einer Stelle zu durchbrechen habe ich mir nach ewiger Überlegung endlich ein japanisches Küchenmesser gekauft(natürlich beim Spezialisten Messer Massari am Bohlenplatz) -HAIKU steht drauf. Haiku ist ansonsten eine bestimmte japanische Gedichtform.
Wenn man mit den turboscharfen japanischen Messern unterwegs ist, muss man sich auf den Schneidevorgang voll konzentrieren - tut man es nicht, schneidet man sich eben ein Mini-Scheibchen vom Finger ab. Der Effekt ist durchaus interessant und lehrreich auch für andere vermeintliche Lästigkeiten: der Vorgang wird zum "Eigentlichen" (genauso kann es mit dem Streichen von Fensterrahmen, Ölen von Fahrradketten o.ä. gehen) , man konzentriert sich auf ihn, er gelingt daher besser und man hat nicht das Gefühl, sinnlos Lebenszeit zu verprassen.
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