Quelle und Rechte: Bundesarchiv
Die ´gute alte Zeit` war nicht so gut,
das wissen wir alle. Wer heute jammert, tut dies auf deutlich höherem Niveau
als der, der 1870 12 Stunden täglich in einem Ruhrgebiets-Kohlebergwerk
schuften musste und dessen Körper das kaum mehr als 60 Jahre lang überlebt hat.
Aber es gab doch Vorteile: Menschen, oder Firmen, die
etwas produziert haben, hatten ein
positives, manchmal sinnliches Verhältnis zu ihrem Produkt. Es gab für sie
keinen Zweifel, dass man es so gut auf den Markt bringen müsse, wie man es nur
irgend könne. Schliesslich galt es entweder einen Ruf zu gewinnen oder ihn zu
halten oder zu festigen.
Beispiel: in Erlangen, Schiffstraße gibt es einen
Handwerker, der nach wie vor aus Restbeständen von Elfenbein Kämme, Messergriffe,
Broschen und anderes produziert.
Die Maschinen,
auf denen er das tut, sind meist fette, eiserne Ungetüme, die halbautomatisch
ihre Arbeit verrichten. Sie sind allesamt über 100 Jahre alt. Sie funktionieren
auch 2014 noch so gut wie 1910. Einziges Defizit: die Sägeblätter, mittels
derer man Kämme mit etwa 0,7 mm Feinheit produziert, kann man heutzutage nicht
mehr kaufen: die Ramschware, die der Kapitalismus hierzu produziert, haben
einen zu großen „Höhenschlag“ – der Handwerker muss seine Sägeblätter also selbst machen. „Fortschritt“ heisst das.
Heute kann ein Großteil dessen, was unser Leben teils
unerlässlich macht, teils ihm ein bisschen Glanz verleiht, angeblich nur noch
durch „Investoren“ finanziert, initiiert und vertrieben werden.
Bedeutet: Verantwortung
besteht nur noch gegenüber Geldgebern, und die wollen nur Eins: Geld, mehr
Geld, noch mehr Geld.
Deshalb wird - bis das System eines Tages kollabiert - überall
Geld herausgezogen, beim Arbeiter durch Hungerlöhne, durch Verlagerung
(Externalisierung) betrieblicher Kosten
auf all diejenigen, die mit ihnen nichts zu tun haben, sich nicht wehren
können, weil sie auch auf den Hungerlohn
dringend angewiesen sind.
Ein paar Beispiele :
(zugleich mit einer
Entschuldigung beim indischen Bauern, der sich erschiessen muss, weil er dank
der Saatgutpreise von Monsanto & Co. seine Familie
nicht mehr ernähren kann…seine Probleme
sind andere, siehe oben)
·
eine
promovierte
Kunstgeschichtlerin hält an der
Friedrich-Alexander-Universität Vorlesungen für einen Hungerlohn. Sie tut es,
weil sie keinen adäquaten Job findet. Die Uni beendet das Vertragsverhältnis,
so dass sie dann komplett auf der Straße steht. Man bittet die Doktorin, sie
möge doch bis Ende der ursprünglichen Vertragslaufzeit ihre segensreiche Lehrtätigkeit
fortsetzen – allerdings als Leertätigkeit: OHNE Bezahlung.
·
die
Stadt Erlangen hat ein Sozialamt. Dort wechselt ein Sachbearbeiter. Ein
Arbeitslosengeld-II-Empfänger hat für sich im Lauf der Zeit verschiedene (bis
zu deren drei parallel laufende) Nebentätigkeiten aufgetan, über deren Inhalt
und Details er bei jedem neuen Abschnitt der Bewilligung (also: halbjährlich)
Bericht zu erstatten und seine
lächerlichen Nebeneinkünfte aufzulisten hat. Der neue Sachbearbeiter schickt
nun dem ALG-II-Empfänger einen Fragebogen mit etwa 12 Fragen, von denen der
Sachbearbeiter neun selber beantworten könnte.
(„was tun Sie eigentlich?? Haben Sie dafür vom Sozialamt [!!!] Förderleistungen
erhalten?“) Um das zu erfahren, müsste er in seine eigenen Akten schauen, das
ist ihm aber zu viel der Arbeit : er lagert die Kosten aus an den
ALG-II-Empfänger. Der hat schließlich eh´nix zu tun und kann ihm die Arbeit
billig abnehmen. Das ist die Methode IKEA: “Zahlen Sie fast genauso viel
für´s Möbel – zusammenbauen müssen Sie es selbst“ –und damit niemand
darob böse ist, spielen ´wir´ „wir-sind-eine-große-Familie!“ und Duzen einander
etc Geduzt wird natürlich nur in Richtung von
Ingvar Kamprad zu Kunde - er hat für´s Duzen keine Zeit: er muss
an der dutzendfachen Verschachtelung seine Firmen arbeiten, um nur JA k
e i n e S t e u e r n zu zahlen: auf
gute 2, 5 Millionen Euro Reingewinn
zahlte IKEA einen Betrag, der einem Steuersatz von, 0,0000 (DANN kamen noch ein
paar Zahlen…) Prozent entsprach. Berichtete die Süddeutsche nach den bekannt
gewordenen Zahlen von Luxemburg-leaks.
Ja, oder besser…“nein“ – es sind
bei uns nicht alle gleich.
Vielleicht waren wir es nach dem Krieg
beziehungsweise der Währungsreform als AAALLLÄÄÄ mit NUR 20 DM in die
Nachkriegszeit gestartet sind…
(wenn es nicht auch damals schon
Gauner, Grundstückeigentümer, Menschen mit Beziehungen zu Politik und
Verwaltung, verschobenem Geld, reichen Verwandten im Ausland, echten Picassos
im Keller, Bankkonten in der Schweiz… gegeben hätte).
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