Da ist doch der angebliche Erfinder der "broken-windows-Theorie" gestorben. Sie besagte-ganz grob-: wo Anzeichen von Destruktion oder Verwahrlosung erkennbar sind, verlieren auch ansonsten womöglich ganz anständige Menschen ihre Hemmungen, Straftaten zu begehen, Müll illegal abzuladen , ihre Zigarette auf den Boden zu schnippen oder ähnliches.Man lasse im Fahrradkörbchen nur mal eine angebissene Leberkässemmel ligen- sie wird nicht lange allein bleiben.
Empirisch erhärtbar scheint es zu sein. Abgelegte Briefumschläge mit deutlich sichtbar drin enthaltenem Geldschein werden in verranzter Umgebung wesentlich öfter mitgenommen und geklaut als bei sauber-ordentlichem Ambiente.
Gilt auch umgekehrt - wo Sauberkeit oder zumindest "dahinter-her-sein" erkennbar ist, sind illegale Aktionen tendentiell seltener (das hatte auch Richterin Kirsten Heisig in Berlin erkannt).
Mit dieser Theorie als Begründung hatte der frühere (1994 bis 2001) Bürgermeister von NY, Rudolph Giuliani, aus einem "kaputten" und kriminellen Manhattan wieder eine etwas schönere und deutlich sicherere Stadt gemacht. Hiess: alle neuen Graffitti binnen eines Tages entfernen, alle Kleinkriminalität drastisch verfolgen, schlafende Penner aus warmen U-Bahn-Schächten (nicht islamisch, also "Kehle durchschneiden und ausbluten lassen"!!) vertreiben etc.
Die Zahl der Raubüberfälle sank um 64 %, die der gesamten Straftaten um 75 %. Gleichzeitig stiegen die Beschwerden gegen Übergriffe der Polizei massiv an. 1997 zahlte NY 27 Millionen Dollar Schadensersatz für rechtswidrige Polizeimassnahmen. Die "Erfolgs"zahlen sind allerdings umstritten.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Broken-Windows-Theorie)
Das Ganze war natürlich von k e i n e m Tropfen s o z i a l e n Öls gesalbt und führte vielfach nur zu einer Verlagerung aller Phänomene in weiter entfernte Stadtteile. Aber die KANTHERS und KOCHS dieser Welt haben sich gefreut - und der Manhattaner wohl auch. Was da andererseits an kreativem Potential m i t der Kriminalität den Bach runter gegangen ist, ist kaum quantifizierbar.
I n t e r e s s a n t ist für mich, dass das Ganze eigentlich nur alter Wein in neuen Schläuchen war. Denn als Urheber des Ganzen, nämlich "Wehret den Anfängen!" oder "principiis obsta!", dürfte schon Cicero gelten können (im Jahr 52 v o r Christi Geburt!):
"...die anständigen Bürger sind auf irgendeine Art träger, kümmern sich nicht um die Anfänge politischen Unheils und werden schließlich erst durch die Unausweichlichkeit selbst aufgerüttelt, so dass sie selbst manchmal durch ihr Zögern und durch ihre Trägheit, während sie sogar unter Verlust ihres Ansehens die Ruhe behalten wollen, beides verlieren. Diejenigen aber, welche die Vorkämpfer des Staates sein wollen, bleiben sich nicht treu, wenn sie zu leichtfertig sind..."
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