Ich verdanke Angela Merkel
einiges. Genauer: einen Teil meiner spritzigen Sportlichkeit.
Sobald eine ihrer näselnden
Sprechblasen an meinem Ohr zerplatzt, sprinte ich zu Radio oder Fännseh´und
wechsle das Programm. Diese Sätze mit dem Unterhaltungswert eines
Samstag-Abend-ARD-Programms. Sprachliches Plastik-Kinderspielzeug, "fünf
hohle Dinosaurier- O, 99 €".Man weiß nicht, ob das Grauen oder das
Schlafmittelhafte überwiegt. Letzteres hat Methode-auch da hat sie von Helmut
Kohl gelernt. Wen nach einigen Minuten die große Müdigkeit befällt, schafft es
nicht mehr, zum Demonstrieren auf die Straße zu rennen: während die politische
Welt vor den Augen diffus zu verschwimmen beginnt, soll sich als letzter
Gedanke "Mutti macht das schon..." einschleichen.
Helmut Kohl hat ja in weiser
Kenntnis seiner Beschränktheit nur selten Ausflüge in die ihm unbekannte Welt
der Fremdworte unternommen. Wenn es mal wieder so weit war, kamen solch
entlarvende Pleonasmen wie "...Ihre eruptiven Ausbrüche!..." ans
Tageslicht.
So ist die politische
Sprache als Spiegelbild von deren Inhalt zur Muppetshow verkommen-einziger
Unterschied: es ist nicht lustig. Seit 1983 müssen wir nun -vom Schröder-Intermezzo
mal abgesehen-diesen klebrigen Brei über uns ausgiessen lassen.
Was gäbe man heute für Sätze
vom Schlage
"Das Selbstvertrauen dieser Regierung wird sich als Toleranz
zu erkennen geben"
, wie es Willy Brandt in seiner Regierungserklärung von
1969 sagte?
Bis zu Karl Kraus muss man
zurückgehen, um die sprachliche Seite dieses Desasters zu erledigen:
"Die Menschen glauben
immer noch, dass der menschliche Inhalt bei schlechtem Stil ein Vorzüglicher
sein könne und dass sich die Gesinnung ganz separat etabliere.Aber ich behaupte
[...], dass nichts notwendiger ist als solche Leute als Makulatur
einzustampfen. Oder es müßte ein Landtag über die Sprache konstituiert werden,
der, wie für jede Kreuzotter, für jede erledigte Phrase eine Belohnung
aussetzt.
Politisch hat es keiner so punktgenau
eingedampft wie Carl VOGT (1817- 1895):
"Ich bin wahrlich der
Meinung Proudhons: mit Verstand, Ernst und Ruhe kommt man nicht mehr durch-die
einzige Waffe, deren man sich noch gegen dieses Volk dickhäutiger Philister und
Politiker bedienen kann, ist der Spott, der Hohn-, die Ironie...Denn die hohle
Jämmerlichkeit ihrer Hämorrhoiden-Politik ist nur mit äußerlichen Lappen
verhängt, die man fratzenhaft anmalen muss, um den ganzen Harlekin wider Willen
zur allgemeinen Erkenntniß zu bringen"
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