WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

_____________________________________________

Dienstag, 25. September 2012

Frieden der Knöpfe




 http://d1.stern.de/bilder/stern_5/politik/2009/38/merkel_plakat_kanzlerin_180_fitwidth_420.jpg



Ich verdanke Angela Merkel einiges. Genauer: einen Teil meiner spritzigen Sportlichkeit.
Sobald eine ihrer näselnden Sprechblasen an meinem Ohr zerplatzt, sprinte ich zu Radio oder Fännseh´und wechsle das Programm. Diese Sätze mit dem Unterhaltungswert eines Samstag-Abend-ARD-Programms. Sprachliches Plastik-Kinderspielzeug, "fünf hohle Dinosaurier- O, 99 €".Man weiß nicht, ob das Grauen oder das Schlafmittelhafte überwiegt. Letzteres hat Methode-auch da hat sie von Helmut Kohl gelernt. Wen nach einigen Minuten die große Müdigkeit befällt, schafft es nicht mehr, zum Demonstrieren auf die Straße zu rennen: während die politische Welt vor den Augen diffus zu verschwimmen beginnt, soll sich als letzter Gedanke "Mutti macht das schon..." einschleichen.
Helmut Kohl hat ja in weiser Kenntnis seiner Beschränktheit nur selten Ausflüge in die ihm unbekannte Welt der Fremdworte unternommen. Wenn es mal wieder so weit war, kamen solch entlarvende Pleonasmen wie "...Ihre eruptiven Ausbrüche!..." ans Tageslicht.
So ist die politische Sprache als Spiegelbild von deren Inhalt zur Muppetshow verkommen-einziger Unterschied: es ist nicht lustig. Seit 1983 müssen wir  nun -vom Schröder-Intermezzo mal abgesehen-diesen klebrigen Brei über uns ausgiessen lassen.

Was gäbe man heute für Sätze vom Schlage 

"Das Selbstvertrauen dieser Regierung wird sich als Toleranz zu erkennen geben" 

, wie es Willy Brandt in seiner Regierungserklärung von 1969 sagte?
Bis zu Karl Kraus muss man zurückgehen, um die sprachliche Seite dieses Desasters zu erledigen:

"Die Menschen glauben immer noch, dass der menschliche Inhalt bei schlechtem Stil ein Vorzüglicher sein könne und dass sich die Gesinnung ganz separat etabliere.Aber ich behaupte [...], dass nichts notwendiger ist als solche Leute als Makulatur einzustampfen. Oder es müßte ein Landtag über die Sprache konstituiert werden, der, wie für jede Kreuzotter, für jede erledigte Phrase eine Belohnung aussetzt. 

Politisch hat es keiner so punktgenau eingedampft wie Carl VOGT (1817- 1895):
"Ich bin wahrlich der Meinung Proudhons: mit Verstand, Ernst und Ruhe kommt man nicht mehr durch-die einzige Waffe, deren man sich noch gegen dieses Volk dickhäutiger Philister und Politiker bedienen kann, ist der Spott, der Hohn-, die Ironie...Denn die hohle Jämmerlichkeit ihrer Hämorrhoiden-Politik ist nur mit äußerlichen Lappen verhängt, die man fratzenhaft anmalen muss, um den ganzen Harlekin wider Willen zur allgemeinen Erkenntniß zu bringen"



Keine Kommentare: