WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Samstag, 1. September 2012

Merkelland ist ausgebrannt


 


Die Süddeutsche Zeitung befasst sich am 1./2.September mit zwei scheinbar weit voneinander entfernten Phänomenen: dem Aufschwung einer frischen, aufmüpfigen Internet-und Bloggerszene in Russland unter Putin und dem Abstieg der TITANIC in Deutschland, dem einzig verbliebenen Relikt einer Satireszene, die weiß Gott schon bessere Zeiten gesehen hat. Zu mäßigen und vor nichts halt machenden Scherzen hat die Titanic immer schon geneigt – muß und darf sie auch als Satiremagazin. Doch-so die SZ- Titanic nähme „nicht mehr am kritischen Diskurs dieses Landes teil, zu kabarettistisch, zu affektartig“ sei das Auftreten der Zeitung.
Auch da hat sie wohl recht, aber die beiden Stränge sollte man etwas miteinander verknoten: politischer Druck, geistige Enge, die Herrschaft religiöser Intoleranz sind Nährboden und Mutter für Kritik, Spott, Aufbegehren, Quell von politischen, gesellschaftlichen, sozialen Utopien oder Alternativentwürfen. So weit, so banal.
Woran aber-um Himmels willen-will man sich in Deutschland reiben? So reiben, dass aus den Wunden Kreatives entspringen könnte? An der drögen Bräsigkeit dieser lächerlich blassen Marshmallow-Figuren, die bei uns die politische Szene bevölkern, prallt doch alles ab. Kritik hinterlässt ein kleines Beulchen, kurz darauf nimmt das süßliche-gepolsterte Etwas wieder seine ursprüngliche Form an und alles geht weiter wie bisher. Welches dieser farblosen Ostereier hat je etwas in den politischen Raum geworfen, was geeignet gewesen wäre, eine Debatte um ein relevantes Thema anzustoßen? Wer hätte je zu einem der Themen, die mit lethargischster Gleichgültigkeit und dem festem Willen, an Nichts etwas zu ändern behandelt bzw nicht behandelt werden, etwas von sich gegeben, was als Reibfläche zu etwas Zündendem getaugt hätte? Ganz egal, ob es um Klimawandel, die Zukunft der Arbeit, der kritiklos weiter gehenden Ausbeutung der Dritten Welt, der Verdummung durchs Fernsehen oder sonst irgendetwas gegangen wäre?
Nein: der Entwicklungshilfeminister bringt sich einen billigen Teppich mit. Das ist unser Politikniveau.

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