Die Süddeutsche Zeitung
befasst sich am 1./2.September mit zwei scheinbar weit voneinander entfernten
Phänomenen: dem Aufschwung einer frischen, aufmüpfigen Internet-und Bloggerszene in Russland unter
Putin und dem Abstieg der TITANIC in Deutschland, dem einzig verbliebenen Relikt
einer Satireszene, die weiß Gott schon bessere Zeiten gesehen hat. Zu mäßigen
und vor nichts halt machenden Scherzen hat die Titanic immer schon geneigt –
muß und darf sie auch als Satiremagazin. Doch-so die SZ- Titanic nähme „nicht
mehr am kritischen Diskurs dieses Landes teil, zu kabarettistisch, zu
affektartig“ sei das Auftreten der Zeitung.
Auch da hat sie wohl recht,
aber die beiden Stränge sollte man etwas miteinander verknoten: politischer
Druck, geistige Enge, die Herrschaft religiöser Intoleranz sind Nährboden und
Mutter für Kritik, Spott, Aufbegehren, Quell von politischen,
gesellschaftlichen, sozialen Utopien oder Alternativentwürfen. So weit, so
banal.
Woran aber-um Himmels
willen-will man sich in Deutschland reiben? So reiben, dass aus den Wunden
Kreatives entspringen könnte? An der drögen Bräsigkeit dieser lächerlich
blassen Marshmallow-Figuren, die bei uns die politische Szene bevölkern, prallt
doch alles ab. Kritik hinterlässt ein kleines Beulchen, kurz darauf nimmt das
süßliche-gepolsterte Etwas wieder seine ursprüngliche Form an und alles geht
weiter wie bisher. Welches dieser farblosen Ostereier hat je etwas in den
politischen Raum geworfen, was geeignet gewesen wäre, eine Debatte um ein
relevantes Thema anzustoßen? Wer hätte je zu einem der Themen, die mit
lethargischster Gleichgültigkeit und dem festem Willen, an Nichts etwas zu
ändern behandelt bzw nicht behandelt werden, etwas von sich gegeben, was als Reibfläche zu etwas Zündendem getaugt
hätte? Ganz egal, ob es um Klimawandel, die Zukunft der Arbeit, der kritiklos
weiter gehenden Ausbeutung der Dritten Welt, der Verdummung durchs Fernsehen
oder sonst irgendetwas gegangen wäre?
Nein: der
Entwicklungshilfeminister bringt sich einen billigen Teppich mit. Das ist unser
Politikniveau.
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