WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Dienstag, 12. August 2008

Sommerloch 2008

So ganz genau weiß ich eigentlich nicht, warum im Sommer ein L o c h sein soll. Wenn „Loch“, dann besteht dieses etwa 356 Tage im Jahr, im Sommer wird das Loch nur von anderen gefüllt – die Null-Qualität des Lochs ändert sich auch im Sommer nicht. Ich sehe allerdings Tendenzen, dass mit urlaubsbedingter Abwesenheit der Damen und Herren der ersten Liga die Realsatirehaftigkeit der daheimbebliebenen Verrückten zunimmt. Daheim bleiben offenbar nur die fußkranken Gnome. Die Gnome lieben die Gänsefüßchen in ihren blassen geistigen Ergüssen. Gänsefüßchen sind -wenn falsch gebraucht- nicht bloß der Gipfelpunkt der Spießigkeit, sie sind feige und verkaufen den Leser für dumm. Feige, weil der Schreiberling immer sagen kann: „ätsch, ich war´s ja gar nicht! – ist doch bloß in Anführungszeichen!!“ Und der Leser wird für dumm verkauft aus folgendem Grund: die verschämten Füßchen signalisieren (oft jedenfalls), dass das Wort, das sie zieren, hier in einem anderen Kontext/Bedeutung verwendet wird als üblich und man dem Leser (dem doofen) das erklären müsse. Wenn also ein Blatt schreibt, der wütende Gespiele habe das Bücherregal umgerissen, sodass sich alle Teile der Stereoanlage auf den Boden ergossen und er habe in seinem weiteren Wüten dann auch noch das Handy der Freundin in diesen Eintopf geschmissen, dann weiß jeder, was hier gemeint ist. Auch der Kochanfänger würde nicht annehmen, bei dem Fußbodenmenu à la carte handele es sich um e c h t e Soupe de CD an einem Hundehaar-DiscPlayer-Schäumchen. (von Bocuse höchstpersönlich angerichtet). Wenn man dann aber schreibt, auch das Handy habe noch in diesen „Eintopf“ gemusst... Oh tempora, oh mores. Kein Wunder, dass dieses trübsinnige Deutschkolleg dann weiter befeuert werden muß - so, dass einem trotz weiterer Beleuchtung ganz schummrig wird: Olympischer Auftakt mit einer „Kerze für Tibet“ Isses keine Kerze? Brennt se nich? Ist Tibet ausgewandert und existiert in alter Form nicht mehr? Schön, dass man wenigstens konsequent ist und auch in der daneben stehenden Glosse von einer „Club“-Kerze schmarrt: merke , oh Lesertrottel: CLUB meint im Großraum Erlangen/Nürnberg/Fürth den 1.FC Nürnberg. Wird „Villa“ saniert? (Steht unter der „Kerze für Tibet“).
Da lobe ich mir jemanden wie den großen Friedrich Torberg 1908-1979 (Der Schüler Gerber, Die Mannschaft, Die Tante Jolesch, Die Erben der Tante Jolesch sind wunderbare, nachttischtaugliche Bücher von ihm), der über einen damaligen Schwimmer namens...ähem... ohne mit der Wimper zu zucken im Prager Tagblatt titelte:

Fick immer schneller

Er wurde angeblich (sagt er selbst in den "Erben...") dafür entlassen, aber er hatte gesagt, was man sich und dem Publikum nicht hatte ersparen dürfen.

Und heute schauen sich ernstzunehmende Redakteure vor Veröffentlichung 1000 mal um, um ja nicht anzuecken und schreiben´s dann zur Risikominimierung lieber doch nur " bla, bla". Wenn das so weitergeht Bis morgääään früh, ja früh Stehn wir im „Alkohol“ bis an die „Knie“!! (und ich muß „kotzen“) Der Rest aus dem mittelfränkischen Sommerloch ist dagegen hübsch, aber etwas anrüchig: Da sieht man (EN vom 08.08.2008, S.15) ein braves Männchen in Arzthose (weiß) und Turnschuhen. Dieser Typ „Mamas Liebling“ blickt andächtig auf ein schniedellanges, vorne leicht schniedelig abgeknicktes, unterschniedeldürres Metallröhrchen. Dazu schreibt eine Johanna Säuberlich über eine sanftere Behandlung des Vulvakarzinoms. Da wird sich Frau aber freuen. Deutlich wahnsinniger eine andere Meldung aus dem Gesundheits-/Krankheitswesen: eben noch hatten Krankenkassen wie die AOK mit Mühe („AOK-die Gesundheitskasse“) die Assoziation mit Krankheiten abgelegt und sich für ihre Kunden auf sportlich-dynamisch getrimmt, kommt das roll-back: Weil die neuen Wahngesetze über die Krankenkassen den Kassen Zuschläge für Kranke gewähren (wohl zur Herstellung irgendwelcher nicht marktkonformer Chancengleichheit), durchfilzen die Kassen jetzt alle erreichbaren Datenbanken, um Kranke zu finden, die möglichst bald an Multi-Organversagen sterben. Die hätte man jetzt gern als hinkende Kunden mit anus praeter. Denn für die gibt’s dann bis zum (hoffentlich!) baldigen Tod mehr Knete. Eine Taktik, die man sonst nur von Heiratsschwindlern kennt - Geld soll die Holde haben, aber auch ein paar fette Gebrechen. Auch nett die Wochenend (9./10.08.08) Ausgabe der EN: Unter der Überschrift

„Schock für die Beziehung–ein Seitensprung macht Frauen wütend und Männer depressiv“

sieht man ein Paar in Jeans (noch!) und Missionarsstellung auf die soeben empört das Schlafzimmer betretende Ehefrau starren. Bildunterschrift: Mit einer anderen erwischt! Oft ist sexuelle Frustration schuld Direkt neben dem Artikel unter der Rubrik „Wissenswert“: Wundenlecken hilft Darunter wiederum: Weiter abgeholzt

(über die Abholzung der Tropenwälder) Ein Schuft, wem da die schrecklichen „Feuchtgebiete“ in den Sinn kommen, die noch immer nicht vom Zensor untergepflügt sind ( gehören tät sich’s). Letzte Nachricht von der Höschenfront: (13-Uhr-Nachrichten Deutschlandradio) Da gibt es auf den Philippinen eine

Moral islamic liberation front, abgekürzt MILF.

Auf amerikanischen Porno-Internetseiten (die ich nicht kenne und von deren Inhalt und den darin und darauf gegebenenfalls enthaltenen links ich mich ausdrücklich distanziere!!) ist MILF die gängige Abkürzung von „Mom I´d like to fuck“ So nah liegt mal wieder alles beieinander. Das ist ja fast schon wieder eine Mohammed-Karikatur wert.