WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Mittwoch, 24. Oktober 2007

Die Schulen der Nation

"In die Schule zurück" - das wäre für mich immer einer der Alpträume schlechthin gewesen: noch Jahre nach dem Abitur bin ich nach schrecklichen Angstträumen erwacht, in denen mir jemand einen Suppentopf voller x, y, Wurzeln, Pfeile, delta thetas und anderem vorgesetzt und mich etwa gefragt hat, welchen Abstand "diese Ebene" (??? häää? was sagt der Ägypter??) vom Kreis ("hääääää? welchem Kreis??") habe.
Zum Glück wollte ich nur in den Gymnasien ein kleines Zettelchen aufhängen, weshalb das erwartete Grauen bzw. die Freude auf völlig Neues nicht zu tief reinging.
Sieht man Schulen mal unter dem Serviceaspekt, hat sich in 30 Jahren offenbar nicht viel geändert. In Schulen hat man sich auszukennen, weil es nur 3 Sorten von Menschen gibt: Lehrer, Schüler, Eltern. Punkt. Deshalb braucht sich um Ausserirdische auch niemand zu bekümmern, die gibts eh nicht und wenn, dann können sie schon Raumschiffe bauen, brauchen also nicht mehr in die Schule zu gehen.
Im Ohm steht man also nach dem Eingang in einem Treppenhaus, ungeordnet, unstrukturiert, ohne Plan oder was daran erinnern könnte, kein Bemühen um Begehren von Besuchern oder gar die Ästhetik des Inneren.Man muß halt mal loswandern im Haus, ziellos, in der Hoffnung, irgendwo auf eine Markierung des hauseigenen Alpenvereins zu stoßen. Diese taucht auf in lebender Gestalt eines Menschen, der zweifelsfrei einer der 3 existierenden Seinsformen zuzuordnen ist: "Lehrer". Er ist freundlich, lotst mich undogmatisch durchs Lehrerzimmer und verweist auf die Sekretariatstür, wo ich mein Anliegen schnell loswerden kann.
Wehe, ich hätte den Herrn nicht gefunden...wie umgehe ich ein Lehrerzimmer?-zumal wenn ich nicht einmal weiß, dass sich das Sekretariat auf dessen anderer Seite befindet? Vermutlich muss diese Schule wie die Hose als solche mehrere Eingänge haben und nur passen, wenn man den richtigen benutzt.
Solche Probleme hat man im CEG gar nicht erst: neben einem Stück Keramikkunst findet man eine Klingel, die verheisst, dass hier ein Herr oder Frau Gymnasium wohnt, die Tür ist zu, es schellt bei Knopfdrücken nachdrücklich. Die Tür bleibt (Mittwochs, 14 Uhr) geschlossen.Vermutlich darf man den Deutsch-Leistungskurs bei der Kafka-Lektüre nicht stören.
Die Internetseite gibt sich auch ehr pessimistisch-graubeige, die einzige Farblichkeit verheisst "zum bestellen des Mittagessens hier clicken".
Ein weiterer Besuch-diesmal zu den üblichen Schulzeiten(11 Uhr)-zeigt, dass die vermeintliche Zutrittsverweigerung nur meiner übergroßen Vorsicht/Höflichkeit zu verdanken war: 2 Schülerinnen zeigen mir, dass man sich vom Türgriff ohne Klinke nicht abhalten lassen, vielmehr einfach heftig an der Tür ziehen muss.
Im Inneren wartet ein mit diverser Schülerkunst aufgepeppter Raum, der nur mühsam die überfällige Grundrenovierung verdecken kann, aber immerhin ein freundliches Schild von der Decke baumeln hat, wo es zur Verwaltung ginge. Dieses wird kundenfreundlich im 1.Stock nochmals wiederholt. Am Zielort angekommen, darf man sich erneut vom Türknopf Marke "geschlossene Anstalt" nicht abhalten lassen, sondern durch Klopfen forsch Einlass begehren. Die Sekretärin erklärt, man müsse sich dergestalt vor übergroßem Andrang schützen, ansonsten käme man bisweilen nicht mehr zum arbeiten.
Im Hof des MTG finde ich 2 Schüler, die mir nett Aukunft geben, wo es hinein gehen könnte-von selbst gäbe es da einige Alternativen abzumarschieren. Auch hier stoße ich nach einer kleinen Wanderung durch den üblichen Schulmief auf ein Exemplar "Wesen I [Lehrer] vor PC", dem ich nicht nur mein Anliegen mitteilen darf, sondern der sich auch laut lachend über meine Kurzerwägungen zum Thema "wie geht man mit Besuchern um" mit mir zu einem Hinweisschild begibt und gut gelaunt und ironisch-selbstkritisch konzediert, es gebe zwar ein Schild (sogar ein modern ausschauendes), man könne es aber 1.) eigentlich nicht finden und 2.) sei es zudem nicht beleuchtet.
Aber dennoch: ich werde mein Anliegen los. Man braucht eben Geduld im Leben.
Das Friedericianum-wegen seines honorigen Alters unter anderem-ist ja immer als etwas elitär in den Nasenhaaren verortet. Jedenfalls glänzt es am Eingang schon mit einem behindertengerechten Zugang. Hocherfreut fällt der 2.Blick bereits auf eine Art Empfang - am Eingang gleich rechts- was auf ganz besondere Besucherfreundlichkeit schließen lassen könnte. Könnte....Hinter einer Panzerglasscheibe ( bitte, Friederizianum: welcher Schüler will denn ausgerechnet den Hausmeister erschiessen bzw.die Empfangsconcierge?-da sind doch sicher ehr andere im Fiesier....?)finden sich leider keine willigen Auskunftspersonen, sondern Attribute des ewig gleichen Verwaltungsunwesens: Gummibaum, Neonbeleuchtung. Dazu abgelegte Ohrringe, ein verstaubter und verschrammter auberginefarbener Wecker und ein PC. In der anschliessenden Halle kein Hinweis auf Nix - wieder müssen freundliche Schüler helfen: den Gang bis Ende, dann rechts in den 1.Stock, dort Sekretariat. Immerhin findet sich dort ein Hinweis auf die Erlanger "first class": die Schule hat eine Partnerschaft mit der Kanzlei Bissel, aber hallo! Diese Ehe berechtigt unter anderem dazu, dass Elternbeirat, Schüler, Lehrer den "Partner" (= die Kanzlei Bissel) jederzeit besuchen dürfen. Hmmm. Da wir ja freie Anwaltswahl haben, fehlt mir da ein bißchen die aussergewöhnliche Leistung des "Partners" in diesem vertragsähnlichen Etwas.
Das endlich gefundene Sekretariat ist offen, aber verwaist - mei, waren die ganzen Personalakten interessant!
Jedenfalls werde ich nach Intervention eines zufällig vorbeigekommenen "Wesen I"-Exemplars (Lehrerin) freundlich bedient.
Irgendwie kommt immer zufällig eine dea ex machina - aber eine organisatorische Absicht will mir dahinter nicht zu erkennen sein.

Montag, 15. Oktober 2007

Alte Meister: Zuse versus Bunsen

Was liessen sich für schöne Bilder finden, wäre man gemein und liebte es, alberne Sprachspielchen zu veranstalten:"Konrad Zuse ist tot-Bunsen lebt!" oder so. Aber so ist man ja nicht-vielmehr gibt man sich wonniglich der Sachlichkeit hin: am Wochenende ward also Erlangen von Kunst nachgerade überflutet. Man mußte nur wie so oft ein guter Pfadfinder sein : die Presse hatte sich ziemlich verschwiegen gegeben.
Kunstevent eins fand in der Galerie ars pro toto (Henkestr.) statt, Kunstevent zwei in der Konrad-Zuse-Straße.
Beginnen wir mit letzterer und dabei wieder mit dem Positiven: die ohnehin durch die schön aufbereiteten Gebäude nett anzuschauende Konrad-Zuse-Str. war am Samstag abend (12.10.2007) noch schöner und noch einladender: beleuchtet mit Fackeln und auch den Marlboro-Man in uns dadurch ansprechend, dass vor sich hin glimmende Baumstämme uns auch olfaktorisch anzogen.
Die Marlboro-Werbung spricht ja ganz cool unser Untergrundbewußtsein an: äußerlich suggeriert sie "Freiheit und Abenteuer", in Wirklichkeit repräsentiert sie aber das, was der Cowboy darstellt:Sicherheitsstreben und Bewahrendes-weit entfernt von der scheinbaren Wildheit: des Abends nämlich ruht der Cowboy nicht ehr, als bis er die ganze Familie (seine Pferdla nämlich) im Gatter zusammengetrieben hat - das Topos vor Konservativität schlechthin also.
Dieser Anklang war womöglich nicht ganz unbeabsichtigt, denn zum Einen nannte sich das Ganze "Kulturraum Pferdeställe im Röthelheimpark", zum Anderen wurde das konservative Element eingeführt, indem man uns gleich eine vorgezogene Wahlwerbung mit auf den Weg gab in Gestalt des als Schirmherr fungierenden OB Balleis.
Überhaupt litt die Vernissage der verschiedenen beteiligten Läden und sonstigen Institutionen (zu finden unter http://www.kunstin4030.de/) ein wenig darunter, dass man nicht so genau wußte, ob es sich nun um eine Marketingveranstaltung oder eine Kunstpräsentation handelte - auch der Blick auf die Internetseite lehrt uns nur, dass am Freitag 12.10.2007 19 Uhr die Vernissage stattfand und am folgenden Samstag die nämlichen Veranstaltungsorte gleichfalls geöffnet sind - wie es weitergeht mit den Wünschen des kunstsinnigen Besuchers, bleibt im Dunklen. Wenn man ferner herumliegende (um die vielfach hervorragenden Käse-, und anderer Fressalien Sortimente!) Prospekte zum Zwecke später gründlicherer Information mitnahm und dann unter anderem las, wie die Generation 50+ künftig werbetechnisch und -wirksam behandelt werden solle, dann seien die Fragezeichen im Gehirn bitte verziehen.
Aber dennoch-es gab der Kunst zu Hauf. Man mußte beispielsweise in der Apotheke nicht bloß stur geradeaus schauen (dann gab es eben Jojoba-Öl) , sondern mußte den Blick gen Himmel wenden, dann gab es a u f den Schränkchen hübsche kleine bunte Figürchen.
Ein weiterer Vorteil der breit gestreuten Präsentation: man konnte endlich mal seine Neugier befriedigen und in die Bäuche der verschiedensten Institutionen steigen, Holz(kunst-)Pferde im Laserzentrum sehen oder sternenbeschienen über die Dächer des alten Kasernenareals blicken.
Eine ganz andere action gab es über der Flamme des Bunsenbrenners (Thorleif Bunsen und Ulrike Götz betreiben obige Galerie ars pro toto): heiß gemacht auch durch einen echten DJ im Keller, begleitet mit einem etwas weniger opulenten kalten Buffet trieb ein junger wilder Italiener namens Simone Ferrarini sein Wesen: sitzend und herumhüpfend malte er 48 lange Stunden lang seine pastos aufgetragenen Gesichter auf in großem Stil vorhandenes Papier, begutachtet von einem echten italienischen Konsul und vielen italienischen Bekannten.
Ja, das war mal ein wirklich internationales Wochenende in Erlangen - und das ohne einen Tropfen vergeudeten Mineralöls.

Montag, 8. Oktober 2007

Chinesen abseilen im Rhonetal

Der Chines´kauf ja derzeit quasi alles - m u s s er ja auch, denn irgendwie müssen die Flocken aus dem Verkauf von giftigem Spielzeug ja wieder in den Kreislauf rein. Da ist es auch schon wurscht, ob es jetzt n öder Zonen-Frachtflughafen oder ne Autobahnraststätte ist. Letzteres d a c h t e ich mir jedenfalls. Oder kann "Lonetal" in Baden-Württemberg was anderes sein als ein echt chinesisches "Rhonetal"? Na, also. Gehört´s ihm d o c h !
Und ich mußte wieder feststellen, was für ein vermaledeites Leben es ist, wenn man als Dinosaurier 70 Millionen Jahre zu spät dran ist. D a m a l s war pinkeln gehen noch ein Akt, den man gerne mit sich allein, in aller Ruhe und Abgeschiedenheit abgemacht hat. H e u t e versuche ich jedesmal auf der Autobahnraststätte, den Türkeil mit meiner fünfzehigen Kralle zu entfernen, um nicht von jedem Passanten angestiert zu werden, doch a c h : er ist nicht nur sauber festgeklemmt, es bedeutet mir auch regelmäßig eine entsetzte Dame ausländischer Herkunft, dass nicht i c h entsetzt zu sein hätte über die öffentliche Zwangs-Präsentation meiner selbst, sondern s i e. Warum auch immer.
Gut, ich finde mich ab und schweige. N i c h t so dagegen das Objekt meiner Bestrahlung: "Herzlich willkommen bei Sanifair!" Und das dann noch in Englisch. Nein, ich will auch beim Pinkeln nicht begrüßt werden.
Und dabei muß ich auch noch auf ein weiteres Haßobjekt schauen: die Werbeschilder der Fa.KAGO, den Ofenbauern. Wer je mit Kago und seinem speziellen Geschäftsgebaren herumprozessiert hat, weiß wieso: Kago verdient gutes Geld damit, dass es Öfen n i c h t baut.
Das geht so: ein auf einer Messe herumschlendernder Häuslebauer wird angesprochen, ob man ihm nicht ganz unverbindlich einen Kamin seiner Wahl zusammenstellen solle? "Klar, gerne, kost´ja nix!" Das macht man dann, unterschreibt (liest es vorher natürlich nicht, die Abrede war ja klar), schaut es sich an und geht wieder seiner Wege. Einige Wochen später erhält man Post der treu sorgenden Firma, wann man denn nun den Ofen installieren solle. Wer da empört ist, wird dann bald die Rolle von § 649 BGB kennenlernen. Da steht drin, dass der Besteller bei vorzeitiger Kündigung das "Werk", also den Ofen, zu bezahlen hat abzüglich dessen, was die Fa.Kago durch den Nicht-Bau des Ofens erspart. Man hat also die wunderbaren 2 Alternativen
-Installation und Bezahlung eines nicht benötigten Ofens für -sagen wir- 4500,-€ oder
-Zahlung von ca.1600,- € ohne Ofen + Kosten eines verlorenen Zivilprozesses für alle, die g a r nicht glauben wollen, wie das mit der Gerechtigkeit funktioniert.
...wo der Wildbach rauscht...

Freitag, 5. Oktober 2007

Schlecker !

...nein, jetzt keine Blondinenwitze. Es ist doch schon ausreichend Anlass zur Fröhlichkeit zu wissen, dass demnächst in den Städten mit etwas weniger Sprachschrott und optischem Einheitsbrei zu rechnen sein könnte: Schlecker kauft "Ihr Platz"!! Schlecker, da gibts nur eins: Bombe oder zumindet: umbenennen, bevor wir so wahnsinnig werden, wie es der Namensgeber von "Ihr Platz" schon gewesen sein muß.
Die erste Stellungnahme des Käufers verheißt allerdings wenig Gutes:
" Für Schlecker wird Ihr Platz mit Top-Standorten und breitem drogistischem Angebot verstärkt das Premium-Segment bedienen." [Erlanger Nachrichten vom 05.10.2007, S. 24]
Ich dachte, w i r sollten bedient werden? Und was an Fotoentwicklung, Nivea-Shampoo oder Wrigleys Chewing Gum "premium" ist, müßte auch erst mal einer erklären.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Servicesplitter

Das Wort von der "Servicewüste Deutschland" ist ja schon reichlich abgegriffen. Da wir uns wohl in einer Art Übergangszeit befinden, in der diese Wüste sich anschickt, ihre Bewässerung zu organisieren ist es wohl kein Wunder, dass es derzeit ein "Deutschland der 100 Geschwindigkeiten" gibt: die einen haben es längst kapiert, die anderen werden noch ewig brauchen und in vielen Schuppen gibt es riesige Unterschiede - je nachdem, wer gerade bedient.Von daher verbieten sich Verallgemeinerungen.
Die Erkenntnis, dass im Bedienen das DIENEN drinsteckt, ist jedenfalls nicht sehr weit verbreitet. Wenn man z.B. sommers in einem Straßencafé sitzt und die Bedienung geht zum 3.mal an einem dort liegenden Joseph-Beuys-Häufchen aus Vanilleeis, Café und großen Glasscherben (beste Ware für den zarten Kinderfuß) vorbei ohne dass es bei ihr irgendwie"klick!" macht, hat da irgend etwas nicht kapiert.
Zu den wenig hoffnungsfrohen Kandidaten zählt die gute alte Post: frisch aus dem Provisorium in der Güterhallenstrasse in die Arcaden umgezogen glänzt sie vor allem mit dem alten Schlendrian: immerhin hat man schon mal verstanden, dass die "Zentralschlange" die für alle gerechteste Lösung ist, weil sich niemand uffräähschn muß, dass es n a t ü r l i c h immer bei den anderen schneller geht. Nur sollten am Ende der Schlange halt auch ein paar willige dienstbare Geister sitzen-aber d a muß gespart werden: nach 17 Uhr reicht die Schlange in den Arcaden bis in den Schlender-Hauptgang. Die wichtige Standarddienstleistung "ich will nur schnell ´ne Marke"ist noch schlimmer unterdimensioniert: e i n mageres Automätlein tut seinen Dienst und das noch mit den üblichen, wohlbekannten Post-Frechheiten: der Automat gibt kein Geld zurück, sondern nur Marken. Toll-da hat man dann nichtsnutzige 5 cts-Marken statt verwertbaren Geldes. W e h e dem, der vor sich in der Schlange dann einen des Deutschen oder des Automaten-Bedienens Unkundigen hat... Stunden des Wartens versüßen das Dasein. Nein, unsere Post hat schon recht: 2 Briefmarkenautomaten wären für die Hauptpost einer Großstadt schon ein bisschen viel. Seien wir nicht unbescheiden.
Im Moravia (Theaterstr.) ist oft ein bisschen viel los, so dass die Küche nicht mitkommt, dabei sind ihre Produkte oft wirklich lecker . Äußerst lästig und fürs Lokal peinlich ist eine partielle Kleinlichkeit: Man bestellt beispielsweise für 2 Leute den wunderbaren großen Salat mit Putenbrust, bekommt dann für beide 4 mikroskopisch kleine ( 1 cm breit) Scheiblein Weißbrot. Bestellt dann später munter nach-man will ja nicht bloß gesund werden, sondern auch satt. Das Brot wird (leider nicht freiwillig, sondern erst auf Anforderung) nachgereicht. Das dicke Ende kommt am Schluß: dann wird munter "Brot extra" auf die Rechnung gesetzt...mein Gott, Walter... Wenn schon niemand sieht, dass dem Gast das Brot ausgegangen ist-was eine schlichte Service-Selbstverständlichkeit wäre...E t w a s mehr Kulanz, gerade wenn es um die Dinge geht, die ja kaum was kosten.

Eines allerdings sei nicht verschwiegen: auf geäußerte Kritik nahm sich die in der Küche schwitzende und arbeitende Chefetage mitten im Abendtrubel die Zeit, Hintergründe des Service-, und Preiskonzeptes zu erläutern. Das konnte man nur sehr nobel finden. Ansonsten sei gerne zugestanden, dass man je nach Rolle, in der man sich befindet, seinen Blickwinkel natürlich etwas einengt und als Gast eben zuvörderst aufs eigene Portemonnaie und nicht die Wirtschaftlichkeit des besuchten Restaurants blickt. Dass sich zudem in solchem Blickwinkel viel von der problematischen "Geiz ist geil!"-Einstellung unsererseits verbirgt ist auch richtig: wer alles möglichst billig oder umsonst und das sofort will, braucht sich über Einschränkungen des Service (z.B.fehlendes Personal im Billigmarkt) oder Wegfall von Läden, die sich durch unsere Nachfrage nach Billigem nicht mehr halten können, nicht zu wundern.

Allerdings berichten Besucher des Moravia, dass man in einer mittelgrossen Gruppe nach Hinterlassung (und Zahlung!) einer Rechnung von etwa 100,- € noch um einen Schluck Wassers gebeten habe und man auch d a n n nur ein Mineral-,(statt des gewünschten Leitungs-) wassers bekommen habe.

D a scheinen mir die Masstäbe dann doch etwas versch(r)oben - diese Gäste hat man jedenfalls gesehen.

Neben dem Moravia -im la barca - gab es kürzlich mit einem angereisten Autohaus-Betreiber aus der Provinz Lust auf ein nettes Mittagessen in schönster Herbstsonne. Die Bedienung, befragt, was es denn zu Essen gäbe( eine Frage, die sie bei in der Regel einem Tagesgericht schlechterdings nicht überfordern konnte) - gab um 13 Uhr 15 zur Antwort, das wisse sie nicht.
Wir rieben uns die Augen, hatten aber richtig gehört. Als sie es in Erfahrung gebracht hatte, verbeschied sie uns, es gäbe heute Nichts . Da wird man wenigstens nicht so fett und behäbig und vergisst nicht, was man früh immer trinkt. Was w a r es gleich noch? K a f f e e ? So etwas sollte nicht vorkommen.
Aber dies sind Ausrutscher, die vorkommen-der Normalfall ist es nicht. Nicht überall bekommt man ebenso bereitwillig wie umsonst Wasser nach oder undogmatisch Sonderwünsche erfüllt.
Da fällt mir doch w i e d e r der schwarze Mitbürger bei Mr.Bleck am Röthelheim ein: so nach dem 3.Mal Herrengedeck( Cappucino + Croissant) wollte er mich ein Mal scheinbar sitzen lassen. Schaut nicht, sagt nichts, macht einfach nur so weiter vor sich hin. Ich Schlaui dachte gleich: SIXTES ! Zu früh Vorschusslorbeeren erteilt !- und ward umgehend von ihm beschämt. Er hatte mir die Wünsche schon von den Augen abgelesen und brachte mir das (nicht) Gewünschte. Ja, in seiner Stammkneipe muß man eben ABbestellen, wemma nix will.
Ähnlich servicefreundliches gibt es auch in der Innenstadt: nämlich den netten Herrn, der den Thai-Imbiß (genauer: er kommt aus Vietnam) long my in der Kammererstr.(zwischen Friedrichstrasse und Südl. Sadtmauerstraße) in unermüdlichem Einsatz (auch abends geöffnet!) beackert: d a gibt es nie ein Rumgezicke oder pseudo-empörte Gesichter, wenn sich der Gast erlaubt, etwas weiteres zu wollen (z.B. die obligate Portion Reis, die es selbstredend ohne Zusatzkosten gibt). Ab und zu wäre allerdings ein kleines Anstellen des Dunstabzugs sehr zu empfehlen.
Der Sparkasse (Hugenottenplatz) hingegen ist es offenbar dank der öffentlich-rechtlichen Gewährträgerhaftung immer noch zu gemütlich, um sich mit dem entsprechenden Einsatz dem Kunden zu widmen:wer Wünsche in der Geschäftskundenabteilung hat, sollte nicht unbedingt in der Zeit nach den Oster-, Pfingst-, oder Sommerferien anrollen. Ansonsten muß er damit rechnen, dass er sich erst mal bei seiner telefonierenden "Betreuerin" (wir sind ja bekanntlich alle klapsmühlenreif und müssen daher "betreut" werden) ein längeres Telefonat über den letzten Urlaub anhören darf.
Vorbildlich der Brillen-Amberg: da weiß man, wie man (auch erst künftige) Kunden pflegt: sicher 10 Minuten lang hat man meine woanders gekaufte Sonnenbrille gebogen, bis sie nicht mehr bei jedem Kopfnicken runterflog: ein Service des Hauses.
Die Stadtwerke-toller langer Schornstein zum besseren Verbreiten der Schadstoffe, super 70er-Jahre orange, frisches Wasser für den Besucher, aber emails beantworten? Pustekuchen.

Montag, 1. Oktober 2007

Geld gespart dank € !

Wir sind ja alle letztlich ein bisschen zu doof, um in dieser Welt wirklich zu bestehen: deshalb müssen wir auch vom Staat und seinen diversen Untergliederungen auch regelmäßig belehrt werden, wo das Häschen w i r k l i c h langläuft. U n s e r e Einschätzungen der Realität sind immer nur "gefühlte" - Temperatur, Stau, Teuerung - hier scheitern wir regelmäßig- in Wirklichkeit ist alles Bestens!
Ganz naiv hätte man ja anläßlich der €-Einführung hoffen können: ...hmmm...die international operierenden Konzerne, die uns mit Lebensmitteln, PCs, Wasser und Autos versorgen, würden sicher durch die wesentlich einfacheren Operationen ohne x Währungsrechnereien massig Geld sparen und diese Vorteile den geliebten und geschätzten Endverbrauchern weitergeben. Massig Preissenkungen würden die Folge sein...
Komischerweise mußte man sich aber bald die Augen reiben, aber alle Gründe, die wir hierfür zu haben schienen, waren eben bloß "gefühlt": in Wirklichkeit war alles besser und billiger:
-Eine Omega Speedmaster (die Uhr, die angeblich auf dem Mond am Arm des Astronauten getragen worden war) hatte nicht erst 1.850,- DM und dann ca.2.400,- € gekostet. -Das teuerste, vollsynthetische Mineralöl bei ATU hatte nicht erst 9,- DM gekostet, wohingegen man in € selbst im Kaufhaus ein mineralisches Öl (das bei ATU 4,50 DM gekostet hatte) nicht mehr unter 6 € bekam (eine gefühlte Verfünffachung des Preises).
-Die 500 g-Schale Erdbeeren auf dem Erlanger Hauptmarkt hatte nicht zu Hauptsaison 2,50 DM und danach erst 2,20, dann 2, 50 € gekostet.
Und so ging es weiter und man wunderte sich, warum der Verbraucher, der für sein halbes Leben nun plötzlich das Doppelte zu zahlen hatte , plötzlich so eine merkwürdige Kaufzurückhaltung zeigte.