WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Samstag, 13. Dezember 2014

Alles Wurscht !

(Apfelstrasse Erlangen Dezember 2014)
Natürlich sind das alles nur "Zufälle", was man so an Haarsträubendem, Merkwürdigem sieht.
Wenn man viel unterwegs ist und die Augen offen hält, werden die Zufälligkeiten allerdings reichlich häufig. Und sie haben ihre Ursache: im ständigen Abwandern des Geldes nach oben - man frage den smarten Claude Juncker, der eben seinen Amtseid geschworen hat auf die Gesetze der Europäischen Union. Unter seiner Ägide als Luxemburger Politiker wurde weltweit agierenden Firmen in großem Stil ermöglicht, KEINE Steuern zu zahlen bzw lächerlich niedrige  Steuersätze geniessen zu können.
Über das gesparte Geld freuen sich nicht die Arbeiter in den Firmen, sondern die Investoren, deren "Investment" dann bestens läuft.
Und am unteren Ende der Pyramide gibt es dann diejenigen, die sich mit Hungerlöhnen über Wasser halten dürfen und keinen Arbeitgeber mehr finden,der ihnen einen angemessenen Lohn zahlt. Und nach x vergeblichen Versuchen, daran etwas zu ändern, kommt es langsam, aber todsicher zu jenem "ist doch nicht MEIN Problem!, dessen Auswirkungen wir allenthalben auf den verschiedensten Ebenen beobachten dürfen .
Der Farbtopf bleibt stehen, wird kaputt gefahren und bewirkt bald kreativste, siebdruckartige Strassenzierde. KUNST AM BAU. Jackson Pollock hätte seine Freude daran.
Der Speiseresteentsorger-Klein-LKW-Fahrer denkt genauso: wenn ICH schon kei´gescheits Gehalt kriege-was geht mich die Paprikapampe der "Nordsee"  an? Also: beim nächtlichen Parken das störende Zeug mal schnell zwischen PKW-Seitentür und Hauswand entsorgen.
Und dort kann es sich dann auch traulich paaren mit dem, was der blasenschwache Glühwein - oder Biertrinker  mitten auf der Strasse als  sein gelbes, flüssiges "Mir-doch-wurscht!" hinterläßt.

Ich sage das-wie man hoffentlich merken möge - nicht mit irgendeiner Saubermann-Attitude.

Prost, Kapitalismus !




 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2a/Bundesarchiv_Bild_183-13175-0005,_Bergarbeiter_die_Strecke_erweiternd.jpgQuelle und Rechte: Bundesarchiv

Die ´gute alte Zeit` war  nicht so gut, das wissen wir alle. Wer heute  jammert, tut dies auf deutlich höherem Niveau als der, der 1870 12 Stunden täglich in einem Ruhrgebiets-Kohlebergwerk schuften musste und dessen Körper das kaum mehr als 60 Jahre lang überlebt hat.

Aber es gab doch Vorteile: Menschen, oder Firmen, die etwas  produziert haben, hatten ein positives, manchmal sinnliches Verhältnis zu ihrem Produkt. Es gab für sie keinen Zweifel, dass man es so gut auf den Markt bringen müsse, wie man es nur irgend könne. Schliesslich galt es entweder einen Ruf zu gewinnen oder ihn zu halten oder zu festigen.

Beispiel: in Erlangen, Schiffstraße gibt es einen Handwerker, der nach wie vor aus Restbeständen von Elfenbein Kämme, Messergriffe, Broschen und anderes produziert.
 Die Maschinen, auf denen er das tut, sind meist fette, eiserne Ungetüme, die halbautomatisch ihre Arbeit verrichten. Sie sind allesamt über 100 Jahre alt. Sie funktionieren auch 2014 noch so gut wie 1910. Einziges Defizit: die Sägeblätter, mittels derer man Kämme mit etwa 0,7 mm Feinheit produziert, kann man heutzutage nicht mehr kaufen: die Ramschware, die der Kapitalismus hierzu produziert, haben einen zu großen „Höhenschlag“ – der Handwerker muss seine Sägeblätter  also selbst machen. „Fortschritt“ heisst das.

Heute kann ein Großteil dessen, was unser Leben teils unerlässlich macht, teils ihm ein bisschen Glanz verleiht, angeblich nur noch durch „Investoren“ finanziert, initiiert und vertrieben werden.
 Bedeutet: Verantwortung besteht nur noch gegenüber Geldgebern, und die wollen nur Eins: Geld, mehr Geld, noch mehr Geld.

Deshalb wird - bis das System eines Tages kollabiert - überall Geld herausgezogen, beim Arbeiter durch Hungerlöhne, durch Verlagerung (Externalisierung) betrieblicher Kosten  auf all diejenigen, die mit ihnen nichts zu tun haben, sich nicht wehren können,  weil sie auch auf den Hungerlohn dringend angewiesen sind.

Ein paar Beispiele :

 (zugleich mit einer Entschuldigung beim indischen Bauern, der sich erschiessen muss, weil er dank der Saatgutpreise von Monsanto & Co. seine Familie nicht mehr ernähren kann…seine Probleme sind andere, siehe oben)

·        eine promovierte Kunstgeschichtlerin  hält an der Friedrich-Alexander-Universität Vorlesungen für einen Hungerlohn. Sie tut es, weil sie keinen adäquaten Job findet. Die Uni beendet das Vertragsverhältnis, so dass sie dann komplett auf der Straße steht. Man bittet die Doktorin, sie möge doch bis Ende der ursprünglichen Vertragslaufzeit ihre segensreiche Lehrtätigkeit fortsetzen – allerdings als Leertätigkeit: OHNE Bezahlung.
·        die Stadt Erlangen hat ein Sozialamt. Dort wechselt ein Sachbearbeiter. Ein Arbeitslosengeld-II-Empfänger hat für sich im Lauf der Zeit verschiedene (bis zu deren drei parallel laufende) Nebentätigkeiten aufgetan, über deren Inhalt und Details er bei jedem neuen Abschnitt der Bewilligung (also: halbjährlich) Bericht  zu erstatten und seine lächerlichen Nebeneinkünfte aufzulisten hat. Der neue Sachbearbeiter schickt nun dem ALG-II-Empfänger einen Fragebogen mit etwa 12 Fragen, von denen der Sachbearbeiter  neun selber beantworten könnte. („was tun Sie eigentlich?? Haben Sie dafür vom Sozialamt [!!!] Förderleistungen erhalten?“) Um das zu erfahren, müsste er in seine eigenen Akten schauen, das ist ihm aber zu viel der Arbeit : er lagert die Kosten aus an den ALG-II-Empfänger. Der hat schließlich eh´nix zu tun und kann ihm die Arbeit billig abnehmen. Das ist die Methode IKEA: “Zahlen Sie fast genauso viel für´s Möbel – zusammenbauen müssen Sie es selbst“ –und damit niemand darob böse ist, spielen ´wir´ „wir-sind-eine-große-Familie!“ und Duzen einander etc Geduzt wird natürlich nur in Richtung von Ingvar Kamprad zu Kunde  - er hat für´s Duzen keine Zeit: er muss an der dutzendfachen Verschachtelung seine Firmen arbeiten, um nur JA  k e i n e  S t e u e r n zu zahlen: auf gute 2, 5  Millionen Euro Reingewinn zahlte IKEA einen Betrag, der einem Steuersatz von, 0,0000 (DANN kamen noch ein paar Zahlen…) Prozent entsprach. Berichtete die Süddeutsche nach den bekannt gewordenen Zahlen von Luxemburg-leaks.

Ja, oder besser…“nein“ – es sind bei uns nicht alle gleich.

 Vielleicht waren wir es nach dem Krieg beziehungsweise der Währungsreform als AAALLLÄÄÄ mit NUR 20 DM in die Nachkriegszeit gestartet sind…

(wenn es nicht auch damals schon Gauner, Grundstückeigentümer, Menschen mit Beziehungen zu Politik und Verwaltung, verschobenem Geld, reichen Verwandten im Ausland, echten Picassos im Keller, Bankkonten in der Schweiz… gegeben hätte).

Montag, 21. Juli 2014

Netanjahu läßt morden






http://s4.reutersmedia.net/resources/r/?m=02&d=20140710&t=2&i=927304460&w=&fh=&fw=&ll=580&pl=378&r=LYNXMPEA690N8

Quelle: Reuters
(http://www.reuters.com/article/2014/07/10/us-palestinians-israel-idUSKBN0FC0JP20140710)

Ja, so sieht es aus, wenn "der einzige demokratische Staat im nahen Osten" (israelische Selbsteinschätzung) "Politik" macht.
Das überlebt nicht jeder.

Ja-Israel wird mit Raketen beschossen. In den letzten Jahren hat keine dieser Raketen mehr als ein bisschen Sachschaden angerichtet. Nicht einmal eine komplett zerstörte Frontscheibe hat eine solche Rakete beim Treffen eines PKW angerichtet, zeigte das letzte veröffentlichte Foto von einem solchen Einschlag. Die israelische Bilanz allein der letzten paar Tage lautet: etwa 300 Tote bis 21.07.2014. Palästinenser, keine Israelis. Jeden Tag darf man diese Bilanz des Grauens nachkorrigieren. In palästinensischen Krankenhäusern fehlt es am Allernötigsten. Am 13.Juli 2014 – so die SZ (s.u.) rechnete man in Gaza-Stadt damit, dass in  zwei Tagen die Medikamente und nötigsten Mittel ausgingen.
In der Nacht von 11.auf 12. Juli 2014 war es ein Behindertenzentrum, das als Hort des Terrors herhalten musste und bombardiert wurde.
Bisher war es ja so, dass Netanjahu und andere "Politiker" von ähnlicher Qualität immer durch die Lande gereist sind mit dem "Argument", man sei ja so willig zu Friedensverhandlungen, habe aber dafür ja leider keinen Partner. Denn: der gemäßigte Präsident Mahmut Abbas könne ja für einen großen Teil der Palästinenser gar nicht sprechen. Das war nicht ganz falsch, denn Fatah und Hamas bekämpften sich zum  Teil nicht weniger heftig als deren zentraler Feind Israel es mit ihnen tut. Allerdings wurde damit ehr ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet, dessen wichtigster Kampfgegenstand war, nur JA nicht etwa über Frieden verhandeln zu müssen-und wenn, dann nicht ernsthaft. Warum sollte man das als waffenstrotzender Staat auch ? Um Frieden winseln müssen nur die, die in solchen Konflikten als "bedauerliche" Kollateralschäden israelischer "Politik" leider auf der Strecke bleiben müssen.
Natürlich ist da viel Zynismus auf beiden Seiten und alle lieben es , die jeweils andere Seite als die der Täter und sich selbst als armes Opfer darzustellen.
Als sich dann auf einmal Hamas und Fatah zu gemeinsamem Tun verbanden, konnte man doch sehr gespannt sein auf die freudige Erregung bei Netanjahu und seinen schnellen Marsch zum nächsten Verhandlungstisch : das "Argument" war ja nun des letzten Unterhöschens beraubt, durch das seine Lächerlichkeit schon von Anfang an hervorgeleuchtet hatte.
Jetzt stand also die geballte palästinensische Seite vor ihm und er hatte nichts Besseres zu tun, als sein waffenstarrendes "Friedens" -Schwänzchen umgehend zurückzuziehen und wie gewohnt auf die militärische Eskalation zu setzen.
Wie kommt´s?
Ja-da musste eine noch größere Dummheit herhalten - die weltweit für Spionagetätigkeiten, Inhaftierung unschuldiger uigurischer Bäuerlein in Guantanamo, Außerkraftsetzung von Grundrechten aller Art von den Mächtigen unter ihrem Uralt-Schimmelhäubchen hervorgezogen wird: ja, eine terroristische  Organisation sei die Hamas - und mit  s o w a s  verhandele man schliesslich nicht (was sollen bitte die anderen über "Verhandlungs" "partner" vom Schlage Netanjahu sagen...?)
Ja, das muss sich die Welt sagen lassen von einem Land, für dessen "demokratische" Regierungen es schon immer selbstverständlich war, statt gegen Menschen in geordneten rechtsstaatlichen Verfahren zu ermitteln und sie gegebenen Falles zu verurteilen und danach einzubuchten einfach den Kampfhubschrauber loszuschicken und mal eben Einigen das Hirn rauszublasen - ´bedauerliche` Kollateralschäden inclusive - sind ja schließlich alles "Terroristen".
Einige Terroristen dieser speziell israelischen Art machte die SZ namhaft (Ausgabe Wochenende 12./13.07.2014, S. 2): Mohammed Kawara, 12. Hussein Kawara, 10. Abdallah Kawara, 10. Bazel Kawara, 8. Kassim Kawara, 8.
Immerhin ist mit deren aller Tod Mohammed Kawara, 70, der Aufgabe enthoben, all diese Mitglieder seiner Verwandtschaft durch seine Arbeit am Leben zu halten. Es wäre auch kaum möglich gewesen: das Haus, in dem er seinen Laden für den Verkauf von Kleidung hatte, ist zerstört.
Die israelische Armee- so die SZ – habe inzwischen eingeräumt, den Tod dieser 8 Zivilisten „nicht gewollt“ zu haben.
Damit  soll mal jemand einem deutschen Strafrichter kommen: wer eine Rakete auf ein Wohnhaus abschießt und den Tod von dessen Bewohnern „nicht will“. „Dolus direktus 2.Grades“ sagt der deutsche Strafrichter zu so etwas.

Leider können sich die USA nicht dazu entschließen, Israel endlich den Geldhahn abzudrehen Der Schritt der EU, keine in den besetzten Gebieten hergestellten Waren mehr einzuführen (mit "empörtem" Protest aus Israel) war ein richtiger Schritt, aber - wie immer im Falle Israel - ein viel zu kleiner.
Und mit jedem dieser Aktionen wird klarer, warum jeder ausländische Staatsmann am Beginn seiner Israelreise nach Yad Vaschem geschleppt wird: dort soll respektvolles Schweigen angesichts von israelischen Toten ausgeweitet werden zu einem respektlosen Schweigen über israelische Taten.
Ein sehr erfolgreiches, aber nicht minder  zynisches, um nicht zu sagen: perfides Konzept.

Dienstag, 3. Juni 2014

Tempelhof




Auch wenn ich mich für einen kaum erreichbaren Meister in der Kunst halte, mich von den schalen Schalen der Dinge ebenso wenig irritieren zu lassen wie vom täuschungsorientierten Gehabe plumper  Blender , sondern tiefschürfende und  treffsichere Blicke auf das Wesen der Dinge werfe… - so gibt es doch auch ab und zu andere, denen durchaus geglückte Analysen gelingen.

Anläßlich der Entscheidung der Berliner (am 25. Mai 2014)  zur Verschonung des Geländes des alten Flughafens  Tempelhof vor allerhand „Randbebauung“ gefielen sich weite Teile rechercheunlustiger und klischeegeiler Presseorgane in erneutem Aufwärmen eigener Weisheiten aus dem Schublädchen

Was wir schon IMMER über die Berliner wussten


Für mich sehr wohltuend hiervon abgehoben hat sich ein Kommentar von
Brigitte Fehrle in der Berliner Zeitung vom 27. Mai 2014.
Ohne aufgeblasenes Wortgeklingel (wie meins zB), schlicht und treffend.
Hier der Nämliche ungekürzt, wie in der BZ abbjedruckt – ich habe ihm allerdings etwas mehr Absätze gegönnt als die BZ und ein paar Fotos von Michael Rabenstein eingefügt  (geschossen am 17.12.2012) :


Die Sehnsucht nach dem weiten Feld

Selten wurde eine politische Entscheidung so eindeutig getroffen wie die über die Zukunft des Tempelhofer Feldes. Mehr als 65 % sind im Durchschnitt gegen die Bebauung. In allen Stadtteilen gab es eine Mehrheit für das freie Feld. Die Berlinerinnen und Berliner sind sich einig. In völlig unterschiedlichen Stadtteilen wie Spandau, Friedrichshain, Zehlendorf oder Hellersdorf haben sie Ja gesagt  zur Bürgerinitiative und Nein zum Senat.

Aber warum? Kaum denkbar, dass alle die selben Motive für ihre Entscheidung haben. Es scheint ehr so, als hätten sich die Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen auf dasselbe Ziel zubewegt.
Wagen wir also eine kleine Typologie der Befürworter des freien Feldes.
Da sind die Entschleuniger, Menschen, die abends ich re Freunde anrufen und dann mit einer Flasche Prosecco und einer Decke auf dem Feld den Sonnenuntergang geniessen.
Oder die modernen Kleingärtner, Leute, die Zäune nicht mögen und trotzdem eine kleine Scholle mögen, um ihre eigenen Salatköpfe ernten zu können.
Oder  die Freizeitaktivisten : Radler, Kitesurfer, Langläufer, Jogger, denen andere Flächen der Stadt nicht genug Herausforderungen bieten.



Und dann sind da noch die Gemütlichen: Familien, denen Picknick im Grünen ohne allzu viele Menschen heilig ist und die keine Lust haben, dafür an den Stadtrand zu fahren.

Und dann  gibt’s auch diejenigen, die nie auf dem Feld waren, dort auch nie hin wollen, denen das Feld eigentlich völlig egal ist und die dennoch Nein zur Bebauung gesagt haben. Das sind die Politischen, Leute, die jede Gelegenheit wahrnehmen, um den etablierten Apparat zu stören.
Oder die Kritischen. Das sind Bürger, denen die Politik der Berliner Regierenden  nicht gefällt und jetzt eine Gelegenheit gesehen haben, das zu zeigen.

Die womöglich mit Abstand größte Gruppe, die am Sonntag Ja gesagt hat zu 100 Prozent Tempelhof sind die Nachdenklichen. Die haben sich gesagt: Eine Fläche wie das Tempelhofer Feld ist ein Jahrhundertgeschenk. Damit wir das Bestmögliche tun, brauchen wir Zeit.


Die politisch Verantwortlichen haben unterschätzt, was diese freie Fläche in den Köpfen und Herzen der Menschen bewirkt. Ihnen ist nicht klar, wie wichtig für Berlin Orte sind, die einem das Gefühl geben, frei zu sein. Ohne dieses Gefühl von Freiheit wäre Berlin nicht Berlin. In der Mauerstadt wurde die politische Freiheit verteidigt. Auf dem Alexanderplatz wurde sie erkämpft. Heute will sie erlebt werden. Auf Brachflächen, in wilden oder weniger wilden Clubs, im toleranten Zusammenleben von Milieus, Religionen und Lebensstilen. Aber eben auch beim Picknick auf der endlosen Weite des Flugfeldes. Freiheit ist die Währung dieser Stadt. Ohne Freiheit wäre Berlin eine banale Großstadt. Aber Berlin ist ein Sehnsuchtsort. Sehnsuchtsorte kann man nicht planen, sie sind nicht machbar. Sie entstehen da, wo Menschen sie suchen und finden.

Schaut man auf das Tempelhofer Feld, verblassen die guten Argumente derer, die Wohnungen bauen wollen.

Es geht aber auch ganz anders. Nüchtern, banal, brutal. Wer Misstrauen gegen den Senat und seine guten Absichten hat, findet viele Argumente. Braucht man die Flächen am Tempelhofer Feld für preiswerten Wohnungsneubau? Nein. Wo hat der Senat in den vergangenen zehn Jahren glaubhaft bewiesen, dass er in der Lage ist, Wohnungspolitik für Mieter zu machen? Schwer zu sagen. Warum hat der Senat über so lange Zeit seine Flächen meistbietend an Investoren verkauft, statt Genossenschaften oder landeseigene Wohnungsbaugesellschaften bauen zu lassen? Weil er sich als arm und sexy bezeichnet hat, dabei aber nur arm und phantasielos war. Wieso verkauft der Bund seine Grundstücke immer noch zu Höchstpreisen, statt sie in Erbpacht für Mietwohnungen zur Verfügung zu stellen? Das ist ohne Worte!

Statt bürokratische Monstergesetze wie die Mietpreisbremse zu beschließen, um die Auswirkungen einer Politik zu begrenzen, die man selbst quasi durch Bodenspekulation verursacht, könnte man einfach handeln, also preiswert bauen (lassen).

Das Tempelhofer Feld aber braucht mehr. Dor muss es um Ideen für das 22. Jahrhundert gehen. Die Tempelhofer Freiheit gibt uns die einmalige Chance, die Stadt der Zukunft zu entwerfen. Wohnen, arbeiten, leben – wie könnte das aussehen? Wenn wir das wissen, wenn wir dafür die Berlinerinnen und Berliner begeistert haben,  dann wird sich keiner mehr daran erinnern, dass wir einst die Brache verteidigen mussten, um den Ausverkauf eines Traums zu verhindern.






























































Sonntag, 18. Mai 2014

Lies grobeswelt, Tayip !



http://www.toonsup.com/users/p/pruestel/erdogan_130606_135412.jpg

HERR Recep Tayip Erdogan...

oder von mir aus: "Erdoan", wie Du offenbar genannt werden möchtest: Hamm´se Dich eigentlich eingemauert?
In einem früheren amerikanischen Raketensilo womöglich? Ohne Fenster, Bibliothek, Periskop, Telephon, Handy, Internetzugang?
Und zu den feurigen, zukunftsweisenden, schmissigen  R e d e n  lassen sie Dich regelmäßig raus? 
Damit alle, von denen Du gewählt werden willst, merken, dass etwa 20 km östlich von Istanbul das Mittealter beginnt und auch niemals (zumindest, so lange Du eingemauert bist) enden wird?
Na, hoffentlich ist der alte Geschützmunitions-Zuführungsschacht wenigstens mit einer unkaputtbaren Standleitung zum Izmir-Übül-Dönerstand ausgerüstet, damit  weitere Aufklärung von uns armen, ahnungslosen Mitteleuropäern

 (zugegeben, etwas randständig aus der Sicht eines ostanatolischen Raketenschachtbewohners - bei LORIOT wärest Du so eine Art "Nücktmyll")

nicht etwa daran scheitert, dass wir infolge etwa jämmerlichen Verhungerns Deinerseits Deiner Auklärung künftig nicht mehr teilhaftig werden dürfen.
Denken  wir mal den worst käse: also, ICH würde mich dafür hergeben, durch engagiertes Sammeln von Spenden wenigstens zu erreichen, dass Dir ein "Kleiner Ploetz"  (Hauptdaten der Weltgeschichte) an Deinen "kleinen Recep" gehängt würde, damit Du ein paar Geschichtskenntnis-Erektionsübungen machen kannst.
Du bräuchtest eigentlich kaum mehr Zeit als für den Vermampf eines kleinen dünnen Döners - knapp 10 Minütchen. 
In denen würde ich empfehlen, sich mit europäischer Geschichte der letzten 50 -NUR Fünfzig, nicht mal zurück bis zum geliebten Ata - türk, Erfinder des Scheuersandes - Jahre zu beschäftigen, o.k. Eyüp?

Was läsest Du da, oh Erdoaan? 

Da  gab es so  einige Länder mit solchen Schlaumeiern wie Du an der Spitze: Griechenland (Diktatur, 1967 bis 1974, Oberst Papadopoulos), Portugal (der gute Salazar, der erst einen Herzanfall(1968) kriegen musste. Sein blutiges Regiment wurde dann erst durch die Nelkenrevolution in der Vase versenkt). Spanien (Franco, der es auf eine Regierungszeit von etwa 1939 bis grob 1977, mildtätig ge-und unterstützt auch von Organisationen wie dem Opus Dei und der kath. Kirche - Institutionen also, denen "Demokratie" etwas sehr Suspektes ist). Um nicht von Hitlerdeutschland, dem gesamten Ostblock, Chile und anderen zu reden.
Du weißt nicht, was ich damit eigentlich sagen will, ich weiß.
Erdoan: wenn es überall in Deinem Land nach Scheisse riecht und Du läßt Nasenklammern verteilen, das Internet dicht machen, den Zugang zu Regionen abriegeln, wo gerade ein Grubenunglück mit über 100 Toten war, damit nur ja niemand sich gegen Dein korruptes Schlampenregime zusammenrotten kann: es wird Dir nichts nützen - das solltest Du daraus lernen. Du arbeitest an Deinem eigenen Untergang. Und auf den freuen wir uns alle.



http://home.arcor.de/madeingdr/gdrsite/firmen/genthin/ata.JPG

Mittwoch, 14. Mai 2014

Minimierte Freuden



https://turtlekids.files.wordpress.com/2012/08/david-statue-in-dress-33948.jpg(Conchita Wurst ist überall)




In meiner langjährigen nebenbei-Lieblingszeitung TITANIC gab es mal eine Rubrik, die da hieß „Die großen Politiker und ihre ´kleinen Freunde´“.
Für Menschen, die keine Schweine sind wie ich: dort ging es um jenes „skabröse Requisit“ des Mannes, dessen bloß einfachem Vorhandensein beim Manne Heinrich Heine in seinem Gedicht „Zur Teleologie“ so rührende Zuwendung zuteil werden lässt:

Freund, ich hab Dir zugehört
Und Du hast mir gut erklärt.
wie zum weisesten Behuf
Gott dem Menschen zwiefach schuf
Augen, Ohren, Arm und Bein
Während er ihm gab nur ein
Exemplar von Nas´und Mund
Doch nun sage mir den Grund:
Gott, der Schöpfer der Natur
warum schuf er einfach* nur
Das skabröse Requisit
das der Man gebraucht damit
er fortpflanze seine Rasse
und zugleich sein Wasser lasse?
Teurer Freund, ein Duplikat
wäre wahrlich hier vonnöten
um Funktionen zu vertreten,
die so wichtig für den Staat
Wie fürs Individuum
Kurz fürs ganze Publikum.
Eine Jungfrau von Gemüt
Muss sich schämen, wenn sie sieht,
wie ihr höchstes Ideal
wird entweiht so trivial!
[…]

(* Hinweis für die Herren/Damen Guttenberg, Schavan, Koch-Mehrin und Konsorten: „Hervorhebung von mir“!! )

Über diese kleinen Freunde reimte also die TITANIC:

zu Post (und VERKABELUNGS-)Minister Schwarz-Schilling:

Schwarz-Schilling hat ein schönes Kabel:
sein`Krischan`reicht ihm bis zum Nabel!

Über Verteidigungsminister Wörner:

Warum der Wörner sich so brüstet?
sein ´Manfred` wird jetzt aufgerüstet!

Über Hans Jochen Vogel:

Wenn  Vogels Eier ständig kochen:
das liegt an seinem heißen ´Jochen`!

Soweit das so beliebte umfangreiche Vorspiel.

Auch die EU hat ja so ihre „kleinen Freunde“ – eine davon ist die Änderung im Kraftfahrzeugwesen, die uns statt „Brief“ und „Schein

(Hinweis an die philosophisch orientierten Leser: Schnauze!, abwarten: es heißt hier mal nicht „Sein und Schein“!)

nun seit geraumer Zeit die „Zulassungsbescheinigung Teil 2“

(resp. für unsere Freunde aus dem benachbarten Umland:  „Kentemenbewijs Deel II“ –d i e s e  Käsroller…sie werden NIE Deutsch lernen .  oder „Dowod Rejestracyjny Czesc II“ – DA schweigt des Sängers Höflichkeit…)

und „Zulassungsbescheinigung Teil I“ auf den Gabentisch des zwingend Notwendigen gelegt worden ist.
Hat man früher jemanden gefragt: „..ey, wie viel PS  hat denn nun Deine geile Kutsche!?“ – schlug er den  Schein auf uns las stolz vor: 125, Du Lusche mit Dei´m P(r)olo!!

Heute klopft sich der Gefragte erst mal aufs Sakko, muss seine Brille suchen. Setzt sie auf und fieselt die Rubriken durch, die nicht mehr mit „Hubraum“, „Leistung“ oder „Anzahl der Sitzplätze“ bezeichnet sind, sondern mit Zahlen.

(die dazugehörigen ERKLÄRUNGEN befinden sich in Schriftgröße 6 auf der Rückseite…)

und prustet dann stolz: „eintausenddreihunderzweiundvierzig!“… „ach nee…das war das Gewicht!...wo ist denn die  L e i s t u n g  ?? grübel…

Ja: „Fortschritt“ – Dein Name ist „Europäische Union“!

Und noch mehr ist so ´praktisch`: jetzt passen nur noch zwei  Voreigentümer in den Brief alias (s.o.), vorher waren es doppelt so viele - danach darf man  dann eine NEUE ZULASSUNGSBESCHEINIGUNG TEIL II kaufen – damit die Verwaltung ihre Steuereinnahmen( für Kniefiesel: „Gebühren“ -)  zu unseren Lasten etwas aufbessert. Prima, EU !
 Ick fraje mir: welches `Problem` mag mit diesem gigantischen Änderungsaufwand wohl hat "gelöst" werden sollen?


Montag, 24. März 2014

Krimskrams




 

Natürlich ist das alles, was Putin da derzeit (März 2013) veranstaltet an dreistem Weltmachtgehabe alles andere als völlig normal.
Und Meister Steinmeier düst zu recht in der ganze Welt herum und sucht nach Gesprächslösungen.
Aber im ganzen Konzert fehlt mir der Hauptaspekt – zumindest halte  ich ihn dafür.
Bestätigt wird mir das durch drei Politiker, die diesen bisher als Einzige erwähnt haben: Martin Schulz, Gregor Gysi und Klaus von Dohnany.
Auf der Krim – hauptsächlich in Sewastopol mit circa 40 Schiffen ( 1941 waren es noch etwa 116 Schiffe und U-Boote der verschiedensten Klassen)  und etwa 16 000 Soldaten -  ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert , im- neben Noworossijsk- einzigen ganzjährig eisfreien Hafen, der den Russen zur Verfügung steht.
Für die Ukraine, auf deren Territorium die Häfen nun lagen, hatte das auch seine Vorteile. Russland verpflichtete sich, 79 Millionen § Liegegebühren/ Jahr zu zahlen. Ursprünglich war ein Ende der Nutzung für 2017 vereinbart. Im April 2010 einigten sich Janukowitsch und Medwedew auf eine Verlängerung um 25 Jahre, mithin bis 2042. Die Ukraine bekam dafür einen 30 prozentigen Rabatt auf Gas aus Russland.
Und nun war Janukowitsch von der Fahne gegangen und was würde nun mit den Häfen sein? Nobody knows.
Martin Schulz – Präsident des Europäischen Parlaments – hatte vorgeschlagen, den Russen die Hafennutzung vertraglich zuzusichern. Niemand ging darauf ein, niemand hatte ihm offenbar zuhören wollen – wollen wir diesen Konflikt womöglich?
Es sei mal kurz an die Kuba-Krise erinnert. Wollte man sich wundern, dass Russland als gefühlte Weltmacht von der Gnade anderer Länder abhängig sein wollte? Zudem  die Türkei  seit dem Vertrag von Montreux vom 20 Juli 1936 die volle Souveränität über die Dardanellen besitzt (die Sowjetunion war allerdings Mitglied der hierfür eingesetzten Meerengenkommission!).  Hätten die USA sich in ähnlicher Situation wie Russland sich sehr viel anders verhalten? Ich wage das zu bezweifeln.
Ein kleiner Hinweis auf den Panamakanal. Die USA waren der Ansicht „wir haben den Kanal gebaut, wir  haben ihn bezahlt, wir werden ihn auch behalten“
sagte Ronald Reagan.
Panama, das es vor dem Kanalbau nicht gegeben hatte – die Region gehörte zu Kolumbien  - wurde erst durch den Kanalbau aus der Taufe gehoben. Das geschah so: nachdem Präsident Roosevelt so nett gesagt hatte:

Ich glaube nicht, dass man diesem Haufen von Karnickeln in Bogotá erlauben sollte, auf Dauer einen der großen künftigen Verkehrswege der Zivilisation zu versperren“ 

 (ZEIT online, 23.4.1998),

 zettelten die Amis in diesem Teil Kolumbiens eine Revolution an und ein paar Verschwörer von Amis Gnaden übernahmen die Regierung. Diese wiederum wurde umgehend von den USA anerkannt.
Murmeltier – merkst Du was ?


Sonntag, 23. März 2014

Leserliteratur, mein Quadratschädel


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Sag mal, denkst du nicht die wissen worauf sie sich einlassen? Denkst du nicht, die hören von den vielen, die von deinem Spitzenheimatland nach Hause geschickt werden, wie riskant die Sache ist? Und nehmen das Risiko trotzdem auf? Wie dumpf dämmert's eigentlich in deinem Quadratschädel? Ein echter Groebe würde natürlich stolz und mit erhobenen Hauptes im Dreck und Bürgerkrieg verhungern, als dass er sich nimmt was ihm zugesteht! Ist klar! Ich wünsche dir, dass du auch mal in so eine Situation kommst, oder, dass dir zumindest mal jemand ein paar verpasst, dem du so einen menschenverachtenden Quatsch ins Gesicht sagst!  

So-ich habe das mal in Kackfarbe gesetzt, weil es mich als Sturmscheiss überfahren hat. Naja, zumindest in die Situation, "Neger" zu sein, werde ich hienieden wohl nicht mehr kommen.

 Ich war etwas gerührt – zeigt es doch, dass meine Sorge, ich habe – in mir – den einzigen Leser, nicht gänzlich richtig ist. 
Es gibt deren also einen weiteren, kritischen zumal. Da will man auf die Einhaltung grammatischer oder interpunktatorischer  (stimmt das so?) Feinheiten doch ebenso wenig pingelig achten wie auf  sein Verbleiben in der Deckung. Das hat man ja nun heute gerne so.
Also: lass mich Deinen/Ihren so entschiedenen  Arsch wie folgt säubern: ich bewege mich ja gerne in der Grauzone zwischen Ernst der Botschaft und unernster Verpackung – vielfach auch gern ins sarkastische lappend.
Bewerten mag man das durchaus unterschiedlich können:  merken sollte man es immerhin. (Arschwisch I – noch dreckig)

Arschwisch II: natürlich sollte man sich über das Elend der Welt  nicht lustich machen – is auch nich meine Absicht.
Aber angesichts der Vielzahl der seit Jahren Flüchtenden und auf Lampedusa Strandenden oder  zuvor schon Verdurstenden oder Ertrinkenden sei vielleicht überlegt, warum  sich von dem, was Flüchtlinge erwartet, so gar nichts herumspricht.
Denn die wohl angedachte Operation „ich gehe jetzt mal für ein Jahr auf den Kontinent der goldenen Wasserhähne, arbeite viel, überweise monatlich so 500 Euro in die Heimat und dann kaufen wir uns in Afrika Haus und Unternehmen und leben glücklich bis ans Ende unserer Tage“ ist ja nun sehr weit weg von der Realität.
Statt dessen gibt es die Situation „Vater fern der Heimat allein im Elend“ plus „Familie daheim ohne Vater  im Elend“.
Das  will mir nicht als Gewinn scheinen. Und das festzustellen – ohne eine Lösung für das Elend in Afrika und unseren Umgang mit dessen Folgen zu haben, sei erlaubt.

Dienstag, 18. März 2014

Dreyfus - Affaire, Teil 2




http://cdn1.spiegel.de/images/image-487528-panoV9free-acll.jpg



Der Strafprozess gegen „Ulrich H.“ hat mindestens genauso viele Fragen aufgeworfen bzw ungeklärt gelassen wie er pseudo-gelöst hat. Für mich sind dies: die erstaunlicheEile, die Rolle der Verteidiger und die Herkunft des Geldes.
Es ging ja alles in einem Affentempo. Das soll so sein, das fordert auch Art. 6 der Menschenrechtskonvention, es ist nur in deutschen Strafprozessen alles andere als die Regel.  Als nach dem 2. Prozesstag der Stick von Hoeness auftauchte, auf dem 70 000 Seiten Daten über seine „Geschäfte“ gespeichert gewesen sein sollten, wurde vielfach (zB.im Kommentar der Süddeutschen Zeitung von Heribert Prantl, seines Zeichen geborener Staatsanwalt) mit einer Aussetzung des Verfahrens gerechnet, um auch für die Kammer die Daten aufarbeiten zu können.
Das Finanzamt Rosenheim hatte Ulrich H. mehrfach aufgefordert, den Stick herauszugeben – vergeblich, er kam erst auf den letzten Drücker.
Das Gericht behalf sich mit Informationen aus zweiter Hand, statt sich selbst mit den neuen Informationen zu befassen, auch etwas seltsam. Es vernahm die Beamtin, die die Daten auf dem Träger ausgewertet hatte, haben sollte.
Ihre Vernehmung ergab Erstaunliches: aus den angeklagten 3, 5 Millionen an hinterzogenen Steuern wurden auf einmal 28, 5 Millionen – also das Achtfache.
Üblicherweise würde dergleichen auf Seiten der Verteidigung – vorsichtig gesagt -  erhöhte Aktivität bewirken: Eine Belastungszeugin in ihre Einzelteile zu zerlegen, ist nicht nur höchste Lust sondern vor allem vornehmste Aufgabe des Verteidigers. Die Verteidigung von Ulrich H. hatte dagegen nicht viel zu sagen: die neuen Vorwürfe seien „sachgerecht“, wurde verlautbart. Man stelle sich vor: im Keller des wegen Mordes Angeklagten werden im Laufe eines Verfahrens acht weitere Leichen gefunden und die Verteidigung und der Angeklagte sagen nur: „Ja, stimmt, geben wir zu!“ und das Gericht zieht nur kurz die linke Augenbraue hoch und urteilt statt „lebenslänglich“ eben „acht mal lebenslänglich“ (oder wie dergleichen als Gesamtstrafe beurteilt würde) – nur kein größeres Aufhebens?!!
Erwartet hätte der Zuschauer größere Proteste, Anträge auf Aussetzung des Verfahrens und andres. Nichts von alledem.
Gut – die Verteidiger hätten sich mit ihrer vorherigen Strategie in die Wolle gekriegt -  die hatte ja gelautet: „hatte unser Mandant ja alles schon in seiner Selbstanzeige geoffenbart!“ und so durfte es jetzt nichts „Neues“ sein.
Aber auch hier hakt es: wenn es aus der Selbstanzeige hervorgegangen wäre, hätten diese Informationen ja vielleicht auch von der Staatsanwaltschaft, die die Anklage erhoben und vom Gericht, das sie zugelassen hat, bemerkt werden können?
Weiterhin: so ganz schlüssig macht es das ergebene Schweigen der Verteidigung dennoch nicht, denn die Kette ihres Rettungsankers „Selbstanzeige“ war ohnehin schon gerissen. Nicht nur alle Spatzen rundum hatten ihre Unwirksamkeit bereits von den Dächern gepfiffen – auch das Gericht hatte klargestellt, dass ihre Wirkung nur noch auf der Ebene der Strafmilderung liegen könne – das Thema „Strafbefreiung“  war längst perdu.

Hätte Hoeness für eine solche „Verteidigung“ anerkannt kompetente Steuerrechtler gebraucht? Um „jawoll!“ zu allen weiteren Vorwürfen zu sagen hätte es ja ein bräsiger Provinzanwalt aus Holzkirchen auch getan.

Und  noch mehr muß der Fleiß beziehungsweise das Tempo der Datenauswertung auf dem Stick Verwunderung hervorrufen: 70 000 Seiten.
Benötigt jemand auch nur eine Minute, um vom wesentlichen Inhalt einer Seite Kenntnis zu nehmen, ergäben das 70 000 Minuten.
Und in einer derartigen Akte muß wohl alles gelesen werden: in sonstigen Ermittlungsakten sind jede Menge „Spurenakten“ dabei, also solche mit fotografierten Tatorten, Tatwerkzeugen, die beliebten Kreideumrisse der aufgefundenen Leiche etc. – das kann bei umfangreichen Verfahren schon mal ein Drittel ausmachen. Dazu kommen die Seiten mit den persönlichen Daten der Zeugen – auch die könnte man beim  Überfliegen weglassen.
Hier handelte es sich vermutlich um ein Sammelsurium von Zahlen und Daten aus Aufträgen, Kauf- und Verkaufsentscheidungen und aufgelisteten Kontoauszügen. Wer daraus eine Steuerschuld  errechnen will, muß schon ziemlich fieseln.
Die (fingierten, sicher ehr knapp gerechneten) 70 000 Minuten ergeben  1166 Stunden. Umgelegt auf  8-Stunden Tage: deren 145. Umgelegt auf Monate sechs komma sechs. Und das nur zum schnellen, oberflächlichen Querlesen. In einen Leitz-Ordner passen etwa 300 Blatt. Um deren 70 000 unterzubringen bräuchte es 233 Ordner mit eine Gesamtlänge von etwa 14 Metern.
 In kürzester Zeit  festzustellen, dass es zwischen Seite 12 387, vorletzter Absatz und  Seite 43 523, 3.Zeile, einen Widerspruch gibt, weil am 23.Juli 2009 die Zinsen für griechische Staatsanleihen nicht 6, 75 % betragen hätten, die Vontobel-Bank sich also mit ihrer dortigen Berechnung selbst geschädigt hätte…oder ähnliches…: ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Datei war ja vermutlich nicht als perfekte Excel-Datei aufbereitet, sondern die angefallenen Geschäftsvorgänge allerhöchstens unter dem Gesichtspunkt „Chronologie“ abgeheftet.
Rein theoretisch hätte das Finanzamt natürlich  mehrere BeamtInnen  oder HiWis abordnen können: bei der chronischen Personalknappheit allerdings wenig wahrscheinlich.
So ergaben sich also SCHWUPDIWUPP mal eben gut 25 Millionen mehr an hinterzogenen Steuern und die Prozessbeteiligten nahmen davon lethargisch Kenntnis wie ein Mathematikschüler mit dem Taschenrechner vor sich, der nun halt „fünf mal 25“ statt „fünf mal sechs“ rechnet.
Erstaunlich war auch das Urteil (gut: hierfür müsste man dessen Begründung kennen): wie viele Steuern muß man in diesem Land eigentlich dem Fiskus entziehen, damit die vor Einsatz der Milderungsvorschriften für angemessen gehaltene Strafe (sogenannte „Einsatzstrafe“ bei der Gesamtstrafenbildung) am obersten Rand der angedrohten Strafe von 10 Jahren ( des § 370 III S.1 Abgabenordnung-AO - ) liegt? Sind 28, 5 Millionen so das Mittel, das der durchschnittliche deutsche Steuerzahler dem Fiskus vorenthält?  Da kann es uns ja so schlecht nicht gehen.
Sehr merkwürdig auch die Geldgepflogenheiten unter Millionären  und damit zur Frage „wo kam das Geld her?“.
Gut, Hoeness verdiente eigenen Angaben zufolge zwischen 5 und 9 Millionen Euro/Jahr.  Da bleibt bei mittelmäßig bescheidener Lebensweise einiges übrig für Luxusausgaben wie Friseur, Bayern-Schal, Fußballbilder sammeln und Doppelauspuff für den Audi.
Und eigentlich müsste es auch für die Finanzspielchen gereicht haben. Die ersten 22 Milliönchen sollen aber nun von Robert Louis-Dreyfus gekommen sein – laut Hoeness einem guten Freunde….Das waren sie in der Tat. Dreyfus, der 1996 Olympique Marseille gekauft hatte, hatte 2008 mit Hoeness den Wechsel von Ribéry nach München ausgehandelt. Es existieren noch viel mehr an sowohl geschäftlichen wie auch privaten Verbindungen und Gemeinsamkeiten zwischen den Beiden, näheres (und : Interessantes!) bietet hierzu zB der „Stern“ vom 23.04.2013


Vermutungen, diese kleine Finanzspritze sei ein bisschen Anfütterung gewesen, damit der Arbeitgeber von Dreyfus –die Firma adidas – zum Hauptsponsor des FCB gekrönt würde, hat Ulrich H. zurückgewiesen. Es habe schon zeitbedingt einen Zusammenhang nicht geben können, weil Dreyfus damals schon bei adidas ausgeschieden gewesen sei und er„deshalb“ keinen Einfluß mehr auf die Geschäfte von adidas gehabt habe. Naja…als wäre es derart absurd, dass ein einflussreicher Manager auch andere einflussreiche Manager kennen könne…Herrn Hainer zu Beispiel.
Ich will jetzt nicht mit meinen Kenntnissen vom Millionärsverhalten prahlen, ich konzediere: sie beschränken sich auf den großen Dagobert Duck.
Da gibt es eine  nette Szene, wo er –alldieweil er es selber leid ist – seinen armen Onkel Donald einsetzt, sich für ihn Sorgen zu machen. Donald kurvt also im Zimmer herum, die Hände auf dem Rücken, die Stirn gerunzelt und lamentiert über das Schwinden  der Talerchen, die bösen Panzerknacker und anderes.
Als er sich mal kurz hinsetzen will, wird der müde Onkel sofort hellwach: „Für Jammern im Sitzen zahle ich weniger!“
Gut, Millionäre könnten auch großzügiger sein, aber wie soll es zu dem Deal mit Hoeness gekommen sein? Dreyfus wird gewusst haben, dass Hoeness nicht von ALG II lebt. Warum sollte er ihm Geld anbieten, wenn er weiß, dass Hoeness davon in ausreichendem Maße besitzt? „Du, Uli – kommst Du eigentlich klar mit Deinen Einkünften?“
 ( von 13 698, 63 Euro je Tag, wenn man an der untersten Grenze von 5 Mio./Jahr bleibt) .
Würde ein Mann vom Schlage Hoeness sich entblöden,  einen anderen aus der upper class mal eben anzupumpen?
Nun endlich meine (genauer: meines Freundes Dieter! –danke, Dieter!) Verschwörungstheorie: wie, wenn es nicht der durchaus rechtzeitig verstorbene, potentielle Zeuge Dreyfus war, der die Milliönchen gestiftet hat, sondern es das Vereinsvermögen des FC Bayern war, an dem sich Hoeness mal „zum Zwecke von dessen Mehrung“ bedient hatte? Wäre es das gewesen, wären die Taten des Ulrich H. aller Voraussicht nach auch noch Untreue (§ 266 StGB)  - Hoeness mithin komplett diskreditiert und als gesellschaftlicher Moralapostel erledigt gewesen.
Wäre das nicht der schlüssigste Grund für so große Prozesseile und merkwürdig kastriert wirkende Strafverteidiger?

Doch lassen wir Uli Hoeness selber davon sprechen, wie die Reichen das so machen….– ein Zitat aus (s.u.)

„wenn die SPD und wenn Herr…wenn Frau Nahles und Herr Gabriel nimmer weiter wissen – dann kommt Vermögenssteuer, dann kommt Erbschaftssteuer,  - und am Ende nutzt das gar nichts – wissen Sie warum?- weil: die Reichen gehen dann nach Österreich und in die Schweiz und dann hammer  g a r  nichts davon. W i r  müssen die Reichen  hier halten, damit sie weiter gemolken werden  können, wie das in der Vergangenheit der Fall war. und dafür müssmer Voraussetzungen schaffen.“

(SO sprach Uli Hoeness in einer Diskussion bei Günther Jauch   mit Katja Kipping, Hannelore Kraft und Edmund, dem Zerstoiber)

Offenbar ist das bisher weitgehend unentdeckt geblieben, denn bis 18.03.2014 haben erst 3864 Leute des Uli H. kluge Analyse sehen wollen (unter: http://www.youtube.com/watch?v=obrSKA_-dO4 )