WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Freitag, 30. Oktober 2009

Ein schwarzes Desaster

Nein, nicht der Hunger in Afrika ists. Ehr ein Luxusproblemchen: der Café in deutschen Großstädten, hier: im niedlichen Erlangen.
Seit dem bedauerlichen Dahinscheiden der Weinkultur ( * 11/08, + 04/09) ist in Erlangen wieder diasporrhöe Ruhe eingekehrt und vor allem : keine Änderung in Sicht. Das einzig zu Erwartende wird in den Arkaden die Ansiedlung von Starbucks sein. Dieser klebrige Wurm hat schon die Nürnberger Innenstadt gleich dreifach überglibbert.
Schrecken gab es gestern(29.10.09) im Moravia: Bisher zumindest geschmacklich (von so etwas wie "Crema" und ausreichender Hitze hat ma ja längst zu träumen aufgehört) zu den top 4 zählend, hat man mir gestern eine lauwarme, säuerliche brühe als Espresso hingestellt. Nach der Hälfte habe ich ihn zurückgehen lassen - der Ersatz war nicht viel besser. Ich hoffe mal, es ist nur ein einmaliger Ausrutscher oder der Café war ausgegangen und man mußte den seit 1 Jahr Gemahlenen nehmen, der sonst nur noch für die Deko verwendet wird
Zwei kleine Lichtblicke könnte man am Lorlebergplatz entdecken. Der früher mal beste Bäcker
(Leibinger, früher Heuwaagstrasse, wo man zu Recht Schlange stand wie in der DDR, bis ihn zunächst die Arroganz - kleinere Brötchen - und dann der Wahn - ständiges Reduzieren der offenen zugunsten der geschlossenen Phasen - befallen hat)
hat ja dort in seinem Lädchen eine neues, halbrundes Brett als Theke am Fenster installiert, an der es sich schön auf den Platz schauen und sinnieren liesse, wenn -ja, wenn! - man dazu einen Café bekäme. Hier hängt es offenbar stark davon ab, wer gerade arbeitet. Vorgestern ein Espresso, den man nicht trinken konnte, es sei den man wäre ein Freund der krankhaften Magenübersäuerung.
Ein paar Tage zuvor war eine andere da, die sich immerhin lernwillig zeigte und sich den Quell der Weisheit( "Kaffeewiki.de") wenigstens aufgeschrieben hat. Ihr Cafe war deutlich besser.
In den meisten Schuppen besteht ja nicht mal ein P r o b l e m b e w u s s t s e i n für das, was man zu verantworten hätte: Im Lorleberg hatte ich mal einen Cappuccino einfach 10 Minuten stehen lassen - danach war zu meinem Entsetzen von den blubbernden Großblasen des Bauschaumes nicht nur nichts mehr übrig - die Tasse war (ohne abgetrunken zu haben) nur noch halb voll! Auf Frage bekam ich "erklärt", das sei bei C. so.
Etwas weiter gibt es den umgezogenen Copyshop, der immer ganz guten Service bietet. Dort gibt es eine "la cimbali" und immerhin - man höre und staune: einen Tamper.
Wer nicht weiss, was das ist. lese bitte nicht weiter.
Es ist immerhin das 2.Exemplar in Erlangen (nach "Königsmanns"). Zwei von wie viel? Vierzig vielleicht? Eine stolze Quote.
Allerdings -ich habe noch nicht oft genug probiert - das Ergebnis ist schlechter als das Handwerkszeug erwarten liesse und ermöglichen würde. Aber über Lernwilligkeit ist man ja auch schon froh.
Im Manhattan zeigt man immerhin eine bemühte Handschrift. Kaffeee aus einer kleinen Rosenheimer Rösterei, war in einem merkwürdigen Artikel der Stadtwerke zu lesen.
Leider huldigt man dort dem Irrglauben, dass Design allein den Cafe gut machen würde und macht daher merkwürdige handwerkliche Fehler wie die Tassen (vor allem bei Kaffee und Cappuccino ärgerlich), die dank Dünnwandigkeit und großer Oberfläche entweder für schnelles Kaltwerden garantieren oder man sich schon eines Fussbades erfreuen darf, weil es auch die Bedienung nicht schaffen kann, dieses schaukelnde Etwas unfallfrei ins Ziel zu bringen.
Spätestens man selbst wird dann dieses Fussbad anrichten, denn auch hier scheitert man an den Folgen des Designwahns:am Fuss der Tasse befinet sich ein in den Ton gestanztes M für Manhattan, auf das man sicher mächtig stolz ist.
Nur: wer unvorsichtig (und nicht streng immer-an-der-Wand-lang!) rührt, der stößt irgendwann mit dem Löffel ans stolze M und dann gibts Überschwemmung. Das konnte bis vor kurzem (als die Tassen noch randvoll angeliefert wurden) schon dann passieren, wenn man den gleichfalls schwachsinnig angebrachten Griff zu fassen kriegen wollte: um seinenMittelfinger stützend unter ihn zu kriegen ( d e s h a l b , vermute ich, sind bei gescheiten Tassen die Griffe schräg, nicht 0-förmig bauchig), mußte man die Tasse leicht heben (der Griff hat zum Tassenrand einen geringeren Abstand als eine Erwachsenenfinge dick ist) und dann: wieder Geschlabber.
Also: der Italiener weiss schon, wieso er seine Tassen dickwandig und nach oben sich öffnend macht.
Die Enotheka bleibt wie sie war: gut trinkbar - man muß sich nicht ärgern.
Das Barca (auch hier: kauft Euch mal irgendwann gescheite Tassen=dickwandig, nicht in der Form "HILFE-ICH-VERLIER´-GLEICH -DAS-GLEICHGEWICHT ! " ) glänzt in letzter Zeit durch fehlende Crema und oft Temperatur "lauwarm". Auch ansonsten leider: "Sorgfalt?-Fehlanzeige" : Löffel beim Milchschäumen in der Kanne, verkrustete Dampflanze. Der Geschmack selbst ist nicht übel. Aber wenn ich diese verdammten , blasigen Schaumberge auf dem Cappucino sehe...Aber alle halten sich für die großen Italienkenner und - liebhaber...
Das illy in den Araden wird vielfach gelobt - mich überzeugt es nicht: als "Espresso" bekommt man ein randvoll gefülltes Etwas (desgleichen übrigens im SAX) , das gut und gerne als ein ganz guter sehr kleiner Café durchgehen mag.
Aber: wer im Laden einen Pullover kauft, ist mit eine Sweatshirt eben auch f a l s c h bedient, auch wenn das Sweatshirt vielleicht eine ähnliche Funktion erfüllen mag und auch zur Kälteabwehr taugt. Es ist und bleibt eben KEIN PULLOVER.
Und man spart offenbar auch bei illy an der Cafémenge.
Einer der Herren/Damen Caféauschenker/innen scheint immerhin schon mal was gehört zu haben von dem, was zu tun ist: bei dem Bäcker an dem (Nürnberger-)strassen seitigen Eingang zu den Arcaden läßt immerhin die alte Milch aus der Schäumdüse (richtigerweise: Dampflanze) vor dem nächsten Gebrauch ab und wischt sie blank.Gratulation. Aber dafür hat er vom Rest keine Ahnung (richtiger wohl: bekommt von seinem Arbeitgeber kein Material gestellt?).
Das neue Starbucks in den Arcaden schreckt nicht nur durch die völlig undurchschaubaren Maschinen ab, die ein an Café erinnern sollendes Etwas absondern, sondern vor allem durch die Geräte, aus denen man dort offenbar allen Erstes trinken soll: es handelt sich um eine Art Eimer mit Henkel, bis hinunter zu der Größenordnung espresso...igitt. Café für Urmenschen.
So etwas lasse ich an m e i n e Lippen nicht.
So ist es wie bei "Faust": "Es zeugen sich Gesetz und Recht wie eine ewge Krankheit fort":
Eine (r) machts dem anderen vor und ange"lernt"en Studentla machen nach, was man ihnen vorgemacht hat - nur weiß es der Lehrer halt auch nicht. Deshalb: ein kleiner Blick in http://www.kaffeewiki.de/ und anschliessend ein bisschen üben und alles könnte zumindest erträglich sein.
Die einzige uneingeschränkte Caféempfehlung, die man derzeit abgeben kann ist der Marktkauf in Nürnberg-Nord: dort steht nicht nur seit 2 Wochen eine Faema E 61, sondern da steht auch wer dahinter, dem das Wohl des Kunden mal n i c h t wurscht ist und das merkt man : Dieter Hancke. Der Cafe lohnt den Weg. Das Essen und dessen Preis übrigens auch.
Zwar muß der Arme auch mit Schnellröstungs-Lavazza arbeiten,aber immerhin: vorgestern war die Lavazza-Testcrew da und wußte zu sagen, sie habe seit Tagen keinen so guten Café mehr bekommen.
Wer schon mal in Nürnberg ist, kann es an der westlichsten der innerstädtischen Pegnitzbrücken (genauer: Trödelmarkt 5) versuchen: beim di Simo gbt es nicht nur eine Faema, sondern auch hübsche Mädels. Der Café ist ganz gut(könnte leider besser sein), Milsch schäumen können auch sie nur begrenzt. Aber: man hat, vor allem wenn man einigen der wenigen Fenstersitzplätze direkt über der Pegnitz ergattert, eine schöne Sicht auf den Fluß.

Montag, 23. März 2009

Wo Ehen so hinführen...

Solche Dinge passieren am Amtsgericht. Ganz normales reales Leben:
Ohne Zeugenaussagen wäre die Justiz oft genug aufgeschmissen. Deren Richtigkeit hat für die richterliche Überzeugungsbildung entscheidende Bedeutung – nicht umsonst reagiert also die Justiz auf lügende Zeugen meist äußerst streng bis gereizt. Bei Rosa S. allerdings verschränkte sich ihre Rolle als Täterin auf schicksalhafte Weise auch mit einer Opferrolle. Hintergrund des jetzigen Verfahrens gegen sie war ein Strafverfahren gegen ihren ex-Ehemann wegen Körperverletzung. Körperverletzung zu ihren Lasten und zu Lasten eines ihrer beiden Söhne. Von diesem gab es eine Erklärung an Eides statt, dass auch er Opfer von Gewalt seines Vaters geworden war. Zum damaligen Strafverfahren gegen ihn war sie von ihrem Wohnort in Hessen zum Amtsgericht Erlangen mit dem ex-Mann in dessen Auto angereist. Dabei habe er ihr die Akte mit der Bemerkung vorgelegt, „sie solle die Wahrheit sagen“. Ob er ihr damit genau das Gegenteil im Gewand der gesetzestreuen Bemerkung hat nahelegen wollen, konnte das Gericht nicht genau klären. Jedenfalls sagte sie nun aus, sie habe damals eigentlich von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht als Angehörige Gebrauch machen wollen, dann aber doch ausgesagt. Und ihre Aussage lautete nach Belehrung zur Wahrheit, er habe gegen Sie keine Gewalt ausgeübt. Und das war falsch, also eine uneidliche Falschaussage. Dennoch wurde der Ehemann damals in I. Instanz vom Amtsgericht Erlangen zu einer Bewährungsstrafe von 6 Monaten verurteilt. Er zog in die nächste Instanz – das Landgericht Nürnberg stellte das Verfahren (ohne Geldauflage) wegen Geringfügigkeit ein. Inzwischen war es zwischen den damaligen Eheleuten noch zu einem Unterhaltsrechtsstreit gekommen, in dem ein Vergleich geschlossen worden war, nach dem er ihr monatlichen Unterhalt von 600 € zahlen musste. Nach der Nürnberger Entscheidung – von ihm als „Freispruch“ bezeichnet und empfunden, beantragte er nun die Abänderung dieses Unterhaltstitels. Seine Begründung: sie habe in seinem Verfahren „vor Gericht gelogen“ und deshalb sei ihm eine weitere Unterhaltszahlung nicht zuzumuten. Dies war nicht nur eine Dreistigkeit sondersgleichen, sondern dazu unschlüssig: sie hatte ja zu seinen Gunsten gelogen. Dem Gericht war aus dem Strafverfahren wegen Körperverletzung durch den ex-Mann ein über die Angeklagte erstelltes Gutachten bekannt, in dem zu lesen war: sie neige dazu, sich dominanteren Personen zu unterwerfen, dies könne so weit gehen, dass ihre strafrechtliche Verantwortlichkeit eingeschränkt sei. Aus Gründen der „Waffengleichheit“ zwischen dem Ehemann und der ex- Frau stellte das Gericht auch nun das Falschaussage-Verfahren wegen geringer Schuld ein. (REINHART GROEBE)

Lustiges Ämterwiehern

Die große Krise ist ja zum Glück noch nicht so richtig in Hugos Welt angekommen. Auch ein paar Jahre nach Ende der Postkutschenzeit macht der Amtsschimmel eins am liebsten: Wiehern. Da holt sich also eine städtische Behörde via „Rücknahme eines begünstigenden Verwaltungsakts“ eine ihr zustehende Leistung vom Bürger, indem sie ihm den Betrag von einer anderen Behördenleistung gleich abzieht und einbehält. So weit, so Pech gehabt, aber ganz legal . Damit wäre das Pferdeäpfelchen gefallen und die Sache vorbei. Nun werden die Äpfelchen aber heutzutage zusätzlich noch „gemanagt“ und dann wird es doch moderner als gedacht. Nur zwei Monate nach Erledigung macht sich nun die Stadtkasse als „Forderungsmanagement“ daran, das gelegte Äpfelchen neu in den Kreislauf zu schleusen: sie vergibt ein eigenes Managementaktenzeichen und mahnt den Bürger zur schon erledigten Zahlung. Der denkt sich, das könne bei so vielem managen ja mal passieren, dass einem so etwas durchrutscht. Die Zeit geht ins Land, die Wirtschaft wird von der Krise ergriffen. Das kann auch an unserem Management nicht vorbeigehen. Das Forderungsmanagement greift nach weiteren acht Monaten erneut zum Altäpfelchen und beschliesst, es neu einzukleiden. Es erhält ein weiteres völlig neues Aktenzeichen, einen neuen Betrag und wird- diesmal in schmuckem Rot – mit reitendem Boten zur Vollstreckung beim Bürger getragen. Womöglich sind auf ähnliche Weise auch die zahllosen finanziellen Luftblasen in den Weltfinanzen entstanden. Und das gibt doch Erlangen auch wieder etwas Großstädtisches. (rgr)