WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Mittwoch, 30. Januar 2013

Dulce et decorum est pro patria mori


...diesen schönen Satz, dass es süß und ehrenvoll sei, fürs Vaterland zu sterben, hatte einst Horaz (65 bis 8 vor Christi Geburt) von sich gegeben. Er kannte dessen Wahrheitsgehalt wohl auch nicht aus eigener Anschauung - da läßt sichs immer schön pathetisch sein.
http://www.hagdise.in/forum/wasser.jpg


Mit etwas mehr Phantasie hat sich der junge Bertolt Brecht (1898 - 1956) hierzu in einem Schulaufsatz ausgelassen - 1915, also mitten im deutschen Kriegslust-Taumel:

"Der Ausspruch, dass es süß und ehrenvoll sei, für das  Vaterland zu sterben, kann nur als Zweckpropaganda gewertet werden.Der Abschied vom Leben fällt immer schwer, im Bett wie auf dem Schlachtfeld, am meisten gewiß jungen Menschen in der Blüte ihrer Jahre.Nur Hohlköpfe können die Eitelkeit soweit treiben, von einem leichten Sprung durch das dunkle Tor zu reden, und dies auch nur, soweit sie sich wweit ab von der letzten Stunde glauben. Tritt der Knochenmann aber an sie selbst heran, dann nehmen sie den Schild auf den Rücken und entwetzen wie des Imperators feister Hofnarr bei Philippi, der diesen Spruch ersann"

(zit nach: www.rhm.uni-koeln.de/111/Hommel.pdf) 

Brecht war daraufhin kurz davor, von der Schule gefeuert zu werden. 

Nun zu unseren Kämpfern der Gegenwart: Deutsche Soldaten: wart ihr eigentlich schon mal tot? Oder – noch besser: ¾-tot? Mit einem kleinen Bauchdurchschuß im vietnamesischen Dschungel gelegen? Von der Tellermine eines bekannt zuverlässigen deutschen Tellerminenherstellers(der Firma Diehl/Nürnberg. Werbung laut www.diehl.com : "Aus Tradition: Zukunft") ein Bein abgerissen bekommen? Nach ein paar Jährchen Krieg mit posttraumatischer Belastungsstörung in den USA vor dem Fernseher gehockt?
Nein?
Was habt Ihr dann erlebt?
6 Uhr wecken. 7 Uhr antreten. 12 Uhr Mittagessen. 17 Uhr Dienstschluß?
Der grauenhafte Alltag eines deutschen Soldaten?
Was –bitteschön - heisst dann die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht“ – wie ihr soeben (29.01.2013) verlauten ließet?
Hat Euch irgendeine fremde, böse Macht zur Bundeswehr geschickt? Nein? Ihr wolltet da hin – da kann man sich`s beweisen, so als Mann. Nicht nur wie old Brüderle in zu junge Dekolletés kucken. Ihr hättet Eure Ausbildung auch im Handel machen können. Dann würdet Ihr jetzt durch die „Kauflands“ dieser Republik gehen und Gummibärchentüten geraderücken – weil es so im „kleinen Handbuch für den Kaufmann“ steht.
Also: haltet einfach die Klappe. Alles andere macht sich  nicht so gut.

Dienstag, 29. Januar 2013

Niveadosen auf zwei Beinen

Wenn ich abends aus dem Fenster schaue, sehe ich fast nur noch Menschen mit blau erleuchteten Gesichtern, wobei ich fürchte, dass der Erleuchtungsgrad des Trägers des Gesichts nicht im gleichen Maß vorhanden ist - ich lassen mich aber gern vom Gegenteil überzeugen. 



Sie sind blau, weil sie vom Display der Smartphones angeleuchtet werden, in die sie permanent kucken müssen.
Meine Frage: warum müssen sie das?
Was gibt es da permanent Interessantes und Wichtiges zu entdecken?
Ist es Bildungsbeflissenheit? Hätte  d a s  nicht bis morgen Zeit? Und woran merkte man so im Alltag deren frichtbare Folgen? Müssen alle ständig wissen, wie morgen das Wetter vielleicht wird? Oder ist es "Kommunikation"? Wenn ich mein eigenes Surfverhalten betrachte, stelle ich fest, dass ich nicht mehr als einmal pro Tag oder pro zwei Tage ins Internet muss. Und niemand hat sich bei mir je über eine verspätete Antwort oder Reaktion beschweren müssen - ehr im Gegenteil.
Infolge des grassierenden online-Wahns habe ich mich bisweilen gefragt, ob ich von etwas "abgehängt" würde, wenn ich nicht ständig via Whats-App das Neueste von mir gebe oder gesagt kriege. 
Wenn mir vom Rinderwahn befallene Freunde ihre "Kommunikation" in 1 1/2 -Zeilen-Sätzchen vorlesen, die sich da entspinnt, bin ich da ehr wenig traurig: mehr als "ey, hab vorhin Hanni getroffen-der ihr neuer Freund schaut ja voll cool aus!" habe ich da kaum je lesen können. Für Substantielles hat niemand die Zeit oder Lust oder die Geisteskapazität und das Dauergesabbel? What is it good for?
Wenn mir einer der Millionen kompetenter Leser mal Aufklärung geben könnte - ich wäre hinreichend dankbar. Vielleicht träfe ich mich mit ihm/ihr dann mal an der Tank-Bar auf einen Blau(sch).