WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Samstag, 14. Juli 2012

Alles vergessen?

http://www.authentic-italy.co.uk/images/dynamic/area_161_17703.jpgDas ist San Miniato al Monte, oberhalb von Florenz. Der Bau wurde von Bischof Alibrando im Jahr 1013 begonnen, seit 1373 wird die Kirche von Olivetanermönchen bewohnt, betrieben. Und das Gebäude steht immer noch - seit über 1000 Jahren also.
Was haben wir im Lauf von 1000 Jahren Baugeschichte gelernt, wenn ein Rathaus einer Stadt von 100 000 Einwohnern wie Erlangen nach 35 Jahren eine Generalüberholung für eine  zweistelligen Euro-Millionenbetrag braucht?
Vor ein paar Tagen war ein Interview mit Sol Gabetta zu lesen, der derzeit bekanntesten Cellospielerin. Sie spielt ein Cello von Giovanni Battista  G u a d ag n i n i ( 1711-1786) aus Bilegno, in der Nähe von Vicenza.
So ein Cello, das also etwa 250 Jahre alt ist, kostet zwischen einer und drei Millionen Euro. Gabetta hat einen Mäzen gefunden, der es gekauft und ihr geliehen hat.
Wie kann es sein, dass derartige Künste im Lauf der Zeit einfach verloren gegangen sind? "Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!"

Der Name der Hosen

"Nervöse Märkte" - ich kann es nicht mehr hören. Sollen sie Baldrian nehmen oder sich einen ruhigeren Job suchen, wenn sie ihrer Arbeit nicht gewachsen sind.
Am 13.Juli 2012 berichteten die Fernseh-Hauptnachrichten, "Moodys" habe Italien bis auf zwei levels oberhalb des Ramschstatus herabgstuft. Warum nehmen wir hiervon Kenntnis? Warum sagt niemand: "M o o d y ´s - w h o ?!"
Seit es Banken gibt, ist es deren ureigenste Aufgabe, Kredite zu vergeben. Deren wesentliche Verfahrensfrage ist die Prüfung, ob der künftige Schuldner solvent ist, welchen Betrag zu welchem Zinssatz man riskieren will.
Dazu sagt das Handelsgesetzbuch seit10.Mai 1897 in Paragraph 347:
(1) Wer aus einem Geschäft, das auf seiner Seite ein Handelsgeschäft ist, einem anderen zur Sorgfalt verpflichtet ist, hat für die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns einzustehen.

Das, was als "Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns" bezeichnet wird, ist im Lauf der Jahre durch zahlreiche Urteile mit Leben gefüllt worden.
Es heisst zum Beispiel sicher nicht, dass man als Bank "Finanzprodukte" kauft, deren Inhalt man entweder nicht kennt oder nicht versteht. Denn einen Preis kann man beim Kaufvertrag nur dann festlegen, wenn man weiß, w a s  Gegenstand des Kaufs ist.

Und es sollte auch selbstverständlich sein, dass man das  s e l b s t  beurteilt. Wieso sollte sich eine europäische Bank für ein ureigenes Geschäft  ein amerikanisches Kindermädchen nehmen (müssen) ? Wer weiss denn, worin wirklich das Geschäftsinteresse von Moodys, S&P und anderen besteht? Sollte das wirklich zufällig das geschäftliche Wohlergehen europäischer Banken sein?
Autoritäten leben immer davon, dass man sie ernst nimmt. Wer über sie lacht, nimmt ihnen die Macht und zieht sich deren Unmut zu: die Kirche hat -weil sich jahrhundertelang niemand zu lachen getraut hat - Hunderte von Millionen mit der "Begründung" in ihren dicken Säckel fliessen lassen, dass sie den armen Gläubigen weis gemacht hat, ansonsten drohe ihnen jahrtausendelanges Schmoren im Fegefeuer.
Nicht umsonst ist das zentrale Motiv des alten Jorge in Umberto Ecos "Im Namen der Rose" das Lachen. In dem von ihm mit sanfter Gewalt (wer zum Umblättern der Seiten die Finger anleckt, stirbt am Gift, das an den Seiten klebt) unter Verschluss gehaltenen 3.Band der Poetik des Aristoteles soll stehen, dass auch Jesus gelacht habe. D a s  sollten die verschüchterten, im  (heiligen) Ernst gehaltenen Gläubigen nicht wissen.
Also, Moodys:  w a s  hättet Ihr uns zu sagen, was wir nicht besser wüßten?

(P.S. Inzwischen-ein paar Wochen später also-ist auch Claude Juncker auf diesen Zug aufgesprungen:
"Die Agenturen haben sich pausenlos geirrt. Sie haben Monate vor der Lehmann-Pleite noch die höchsten Bonitätswerte für deren Produkte verteilt. Dass diese Agenturen von Publizisten überhaupt noch ernst genommen werden." -Süddeutsche Zeitung vom 30.07.2012, S.2)
Guten Morgen, Herr Juncker.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Käsroller !

Wie ihr Euere Freizeit verbringt ist uns gänzlich wurscht. Grachten ausgraben, haschen, überdimensionale Wohnanhänger bauen, Eis laufen-was der Hölländer halt so macht.
Versucht aber bitte-um Himmels willen- nicht, Deutsch zu sprechen,. denn da gibt es ein Problem, das man in Holland nicht hat (immerhin mal wenigstens eins...): diese kleinen, verschiedenartig gekrümmten Würmchen, sogenannte Buchstaben, haben in Deutsch eine Bedeutung: man spricht sie  a u s , sie dienen nicht nur zu Zierde oder Orientierung. Wenn Ihr also zum Beispiel "...diese finanziellen Sachen" sagen wollt, dann heisst das nicht " diesche finischellle Schache..." - das ist etwas gänzlich anderes . Zur Zeiten einer Vivi Bach fand man das vielleicht süß ("schüüsch", wie Ihr schagen würdet), da konntet Ihr aber auch noch nicht Fussball spielen (heute könnt Ihr´s zum Glück nicht m e h r ) und habt nicht unsere Autobahnen verstopft. Also: lasst es am besten.
http://www.bonifaciusschule.essen.de/media/schulfest2009/schulfest0924.JPG

Samstag, 7. Juli 2012

Phone o.8

Doch. So etwas gibts. Habe ich heute in der messihaften Wohnung eines Postrentners in Erlangen gesehen. Er hatte so ein altes Bakelit-Telefon, wie es in den 60 Jahren existierte. Verrutschte garantiert beim Drehen der Wählscheibe nicht so wie seine Nachfolger, da ausreichend schwer.Nur dass bei der Variante des Postrentners statt der Wählcheibe .ein ebenes Stück schwarz war-genau in der Größe eines IPhones. Und  d a  h i n e i n  legt man also sein IPhone, stöpselt es an und kann dann wie dermaleinst über den fetten Telefonhörer an langer Schnur telefonieren - genial. Unter den Umständen könnte sogar  i c h  mich mit nem IPhone anfreunden.
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