WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Freitag, 28. Dezember 2007

Brot, Staub und Böller

Zu Silvester kommt ja immer diese wunderbare Zeit, wo man durch einige unbedachte Käufe ein offenbar immer grösseres (aber nicht tiefer werdendes ) Meer von Menschen glücklich machen, weil ihnen endlich zu medienwirksamem Auftritt verhelfen kann: die Gutmenschen.
Endlich haben Sie wieder Anlass uns zu sagen, wie wir leben sollten, wären wir nicht von unseren kleinkarierten, egofixierten Manien beherrscht, die uns am 31.12.immer wieder dazu treiben, die mitternächtliche Dunkelheit farbenfroh zu vertreiben.
SO gehts nicht, sagt der Gutmensch, und die Begründungen wechseln seit Neuestem in immer hektischerer Folge:
Früher waren´s
  • die Neger, deretwegen wir nicht böllern sollten (nicht, dass man´s bis Ruanda gehört hätte, aber das Geld sei für sie sinnvoller angelegt). Das hat als Begründung locker 30 Jahre getaugt. Dann kamen
  • die Tsunamiopfer, für die wir sinnvoller hätten Geld anlegen können, bis nach deren in-Vergessenheit-geraten-sein nun auf einmal
  • die armen Hundis und Kätzli auf Seite 1 gehievt wurden, die vor Schreck die Orte des Lärms Richtung Katzen- und Hundepsychiatrie verliessen ( hat UNS der Bundesverband der Rassehunde e.V. je gefragt, ob wir den Schlossgarten lieber rein netto oder vollgeschissen geniessen würden oder ob wir unseren ruhigen Silvesterlauf wegen eines freilaufenden Hütehundes gern zu einem netten Intervalltraining umgewandelt hätten?).2007 kam nun die Krönung ("Umwelt" ist IN!)-jetzt ist es
  • die Feinstaubbelastung, die uns die Silvesterraketen bescheren.

Meiner Treu...es ist ja eigentlich noch viel schlimmer: weil ab nach dem Feuerwerk die Leute ihr Zigarettchen nicht mehr in der Kneipe rauchen dürfen und es demnach lassen oder draussen tun müssen, steigt die Belastung allein hierdurch weiter dramatisch.

Und ansonsten, Ihr Pädagogen: wählt man entsprechende Vergleichsdaten, ist unser Wohlstand immer unanständig - ohne jeden Zweifel. Er ist nur wohl nicht so einfach teil-, und an die Armen abgebbar: allein die Tatsache, dass wir zum Trinken von Wasser bloß den Hahn aufdrehen und nicht 10 km mit dem Eimer laufen müssen, privilegiert uns enorm gegenüber Millionen von Menschen. Und auch wenn mein alter 200 D vielleicht in seinem Wert immer noch dem eines Jahreseinkommens eines Drittweltlandes gleichkommt - wer sollte über Weihnachten meinen Sohn zu mir transportieren?

Also, Jungs: entspannt Euch.

So unmoralisch es sein mag: wir haben das Glück, in einer der privilegiertesten Gegenden der Welt leben zu können - aber wir müssen uns dessen nicht ständig schämen.

Ihr Platz

...gestern, endlich...die erste gute Tat, die man je mit "ihr Platz" verbinden konnte: um 15 Uhr 16 wurde in der Nürnberger Strasse in Erlangen das Schild an der Strasse abmontiert. Möge es den Rest seines Lebens in einem ungeheizten nordkoreanischen Sprachumerziehungslager schmoren.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Singen Sie selbst oder haben Sie eine Playback-Card ?

Auf fahrende Züge aufzuspringen versucht ja heute jeder Trottel: wenn nur irgendwas auch nur andeutungsweise en vogue zu sein scheint, versuchen x Leute, das zu ihrem Geschäft zu machen: die Stapel in den Buchhandlungen quellen über vor schlechten Kochbüchern (aber schön bunt), miesen Pseudohumorbüchern, Wellnesskacke, Schilaufbüchern für Leute, die keine Schier (aber Stöcke) haben- ein Sammelsurium des Grauens.
Sehr beliebt auch Leute, die 2 Augen und einen Lektor haben und meinen, das Produkt dieser beiden Super-Skills unter die Leute bringen zu müssen. Motto : ich bin zwar nicht Schopenhauer, aber ein paar weltbewegende aphoristische Betrachtungen bringe ich allemal zamm.
Ich befürchtete anfangs, ich wäre mit dem Kauf von Martin Hecht, Deutsche Unsitten (Eichborn Verlag, ca.12,50 €) auch so einer Tour aufgesessen. Doch ich wurde eines Besseren belehrt - die Quelle der Empfehlung (Dieter Hess, Bayerischer Rundfunk) scheint etwas zu taugen.
Hecht hat nicht nur seine Augen weit schweifen lassen und dabei viel gesehen, er hat es auch nicht versäumt, immer wieder hinter die Fassaden zu sehen bzw. hinter dem scheinbar besonderen die allgemeine Ursache in Gestalt der Wesensmerkmale des Deutschseins oder deutschtümelns zu sichten und auf den Punkt zu bringen.
Vielfach fällt eine gewisse Anlehung an Eckhard Henscheids "Dummdeutsch" auf, allerdings posaunt Hecht etwas weniger lautstark als Henscheid, seine Wertungen kommen sanfter (aber nicht weniger treffend) dahergeschlichen und haben nicht dessen etwas egofixierte Hybris . U n d er verfällt zum Glück nicht den klebrigen Ausläufern des Comedy-Pseudohumors - einer Falle, die hier verschärft am Wegesrand gehuflatticht hätte.
Auch als Objekt ist es ein nettes Buch und Weihnachtsgeschenk - alphabetisch untergliedert nach Stichworten (Eingebildete Bildung, Draussen nur Kännchen, Gereimte Hinweisschilder in Wandergebieten, Küsschen zur Begrüßung, Wunderbaum), bei einem neuen Anfangsbuchstaben jeweils mit schwarzem Kartonpapiereinschub unterteilt. Und natürlich unserem "keine Zeit!!" entgegenkommend durch kurze Häppchen.
Natürlich ist es letztens für die paar wenigen Charakterstabilen im Lande auch eine Freude zu sehen, dass es noch Menschen gibt, die die BILDzeitung für einen amoralischen Schandfleck halten.
Wer das Hymermobil noch nicht kannte oder nicht wußte, dass und warum deutsches Hymern anders ist als französiches, der erfährt es jetzt:
" `Wir sind auf niemanden angewiesen´ - das ist die weltablehnende Ideologie des nach Autarkie strebenden Deutschen, der sich entschieden hat, zum Hymermobilisten zu werden. Der Deutsche fährt zwar gerne in die Fremde, tritt dort aber allen mit dem Anfangsverdacht entgegen, sie wollten ihn übers Ohr hauen (s.Abzocke). Die Welt ausserhalb des Heimatorts besteht nur aus staatlich lizensierten Wegelagerern, darum lieber in kein Hotel, kein Restaurant - ja keine Feindberührung. Wir machen alles selber. Hymermobil-Urlaub hat etwas Beleidigtes, Misstrauisches. Das Fahrzeug: eine Strandburg (s.dort) auf Rädern"
Ja, und so geht er uns auf Zahn und Wecker und man muß manchmal feststellen, dass man sich bei dem einen oder anderen Mist, den man so gemacht hat, etwas mehr hätte denken können sollen müssen.
Und ich werde mir für meine fußkalte Wohnung trotzdem Birkenstöcker kaufen, denn der Deutsche ist zu allem Unglück ja auch noch unbelehrbar.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Materie, mach´halt mal was G´scheits !

Frau Vorspeisenplatte (http://www.vorspeisenplatte.de/) verdanke ich einen Buchtip (Das Lexikon des Unwissens, Rowohlt 16,90 €). Dort findet man für das Lesehäppchen zwischendurch ein hübsches Sammelsurium von allerhand Dingen, die sich bisher unenträtselbar geben- teils kennt man sie schon in Ansätzen, teils kratzt man sich staunend. Für Leser auch kein übler Geschenktip.
Schon bei kurzem Schmökern "kam mir die ganze Gechichte hoch", wie Helmut Kohl treffend radebrechte-nämlich die Erinnerung an meine Rätsel des Alltags.
Wir rationale Mitteleuropäer halten ja wohl in unserer Mehrheit die Natur für unbeseelt-wenn es auch immer wieder zu Staunen Anlass gibt, zu welch´netten Klumpen sich das scheinbar Tote zusammenballen kann (die Morgenröte; sich langsam-majestätisch vom Flußufer lösende Eisschollen; die regelmäßigen Blütenblätter der Gänseblümchen und einiges mehr).
Warum aber verselbständigen sich die Dinge meiner Umgebung immer so, wie ich es nicht will?
  • alle T-shirts kommen umgedreht aus der Waschmaschine, obwohl man sie richtigherum rein getan hat
  • der Rucksack (nicht ganz geschlossen wegen einer zu langen Lauchstange) macht sich selbständig Richtung "aufmachen" und schmeisst alles nach einem Rad-Schnellspurt bei Phase dunkelgrün auf die Kreuzung
  • Brandt Kinderzwieback, der ebenso knackig bleiben sollte wie Leibnizkeks wird labberig, das Brötchen hingegen nutzt seine Selbständigkeit in die Gegenrichtung: es wird hart
  • das Bettuch erfreut einen des Morgens mit dem Kunstwerk "Schau mal, wie penibel ich mich einrollen kann!" (W e h e dem, der das gewillkürt schaffen wollte)
  • 8 Paar gleiche schwarze Socken verabreden sich beim wöchentlichen 40°-Sockenstammtisch, numehr mit der Gesamtzahl 15 aus der Waschmaschine zu kommen und das in etwa 4 verschiedenartigen, nicht zueinander passenden Schwarz-Schattierungen und mehreren unterschiedlichen Stoffstrukturen
  • Teile, die man auf die Leine gehängt hat und die n i c h t weiß sind, werden durch die Sonne heller - weiße t-shirts, die man aus Versehen nicht rumgedreht hat, werden aber nicht weißer, sondern kriegen einen gelblichen Streifen

Und so geht das weiter...man sitzt auf dem Motorrad, der eine Zylinder wummert vor sich hin, man freut sich , nachher den geschenkten griechischen Honig aufs Bauernbrot rinnen zu lassen und- am Ort des vermeintlichen Genusses angekommen-hat sich der Deckel gedacht: d e r isst m e i n e n Honig nicht...aufgeschraubt, ausgelaufen, danke.

Kann das wirklich alles blindwütiger Zufall sein?

Dienstag, 11. Dezember 2007

Short cuts

Was wären wir ohne den Zwang, ständig Zeit einsparen zu müssen - z.B.durch Abkürzungen? Heute sagte in den 14 Uhr Nachrichten der Sprecher ohne mit der akustischen Wimper zu zucken "BDM"...?! Was assoziiert da der moderat historisch Gebildete? Klar: Bund deutscher Mädel, eine der Hitlerschen Jugendorganisationen.
Dieser scheint heute ohne weiteres zum Bund deutscher Milchviehhalter mutiert zu sein. Eigentlich Anlass für eine Bemerkung aus der Abteilung"ultraflache Scherze".
Ähnliche Flexibilität kam mir schon mal bei den Zonis (korrekt: Bewohner des in Art.3 des Einigungsvertrages genannten Gebiets = vormalige DDR) unter:
Ohne Bauchschmerzen hatte sich in Sonneberg(Thüringen) die Bedeutung des Karl-Marx-Clubs (mit einem großen roten KM über der Tür) in Kiss Me gewandelt.
So geht´s dahin.

Montag, 10. Dezember 2007

Hunde dieser Welt, vereinigt Euch !

...denn: Euch ward rechtzeitig zu Weihnachten eine neue Heimstatt geschaffen. Ihr verdankt es wohl der Mauss Bau. Sie war so nett, draussen im Erlanger Westen, unmittelbar anschliessend an die Alfred-Wegener-Strasse eine Anzahl feinster Hundehüttchen aufzustellen, schön militärisch ausgerichtet, die dankenswerterweise doch mit ein paar Fenstern verzierte Eingangsseite so gelegen, dass man wie der Häftling beim Hofgang eine riesige tolle Betonwand vor der Schnauze hat.
So weit ich weiß, braucht man die große durchgehende Wand für die obligate Schrankwand, die ein jeder haben muß.
Wüßte ich bloss, warum man sie haben muß-wer hat schon noch Bücher? Oder ists der Plasmabildschirm, der so viel Platzma braucht? jedenfalls hat das den Vorteil, dass man den Nachbarhund nicht sieht, seine Gewohnheiten nicht kennenlernt, er also möglichst anonym bleibt und man nicht auf die Idee kommt, nachbarschaftliche Kontakte zu pflegen. Also das, was bei Häusern, wo der Architekt die Fenster nicht vergessen hat, die schönen Gardinen übernehmen (die immer geschlossen sein müssen, damit das Tageslicht nie die Hirne entmieft)?

Freitag, 7. Dezember 2007

Die Lungen der anderen

Nein, ich bin (noch) nicht von Philip Morris gekauft. Dennoch wäre mir dieser Gedanke bei weitem sympathischer als wenn demnächst Polizei durch die Kneipen streifte und jedem Raucher nicht bloß die Zigarette aus dem Mund risse sondern auch gleich noch ein Verwarnungsgeld verhängte. Wenn es nach einem bekannten sprachfehlerigen und pseudo-rechtstreuen Innenminister ginge, würde bei der Gelegenheit am besten auch gleich noch ein Verfassungstreuetest ("Ertappen Sie sich manchmal dabei, dass Sie mit Menschen sympathisieren, die aus grauen Betonwänden sprühweise bunte Bilder machen?" [wenn ja: gleich einbuchten!] ) gemacht.
Nicht, dass ich am Zigarettenrauchen irgendwas Positives finden kann, aber:
1.) Die janze Richtung passt mir nicht (Staat, halt Dich raus aus unserem Leben!)
2.) Hat das Nichtraucherwesen je irgendetwas Poetisches in die Welt gesetzt? Sätze wie
"Menschen, die nicht rauchen, haben entweder keine große Trauer gekannt oder verweigern sich dem sanftesten Trost, der dem Trost des Himmels am nächsten kommt."
E.G. Bulwer-Lytton
oder
"Ich habe es mir zur Regel gemacht, nie mehr als eine Zigarre gleichzeitig zu rauchen."
Mark Twain
[als man ihm anlässlich seines 70.Geburtstages riet, doch ein paar Zigarren weniger zu rauchen]
Was hat die Gesundheitsfanatikerfront dem entgegenzusetzen? Hä?!
Das Schönste an der neumodischen Raucherverfolgung ist allerdings, wie vollkommen mal wieder das politische Spektrum durcheinandergewirbelt worden ist: da gab es doch eine Partei, die uns immer gepredigt hat, wie heftig es doch auf die Initiative und Selbständigkeit des Einzelnen ankäme und wie katastrophal dieser durch die sozialistische Zwangsbeglückung durch die SPD im besonderen und alle Sozialstaatsbefürworter im allgemeinen entmündigt würde... war da nicht was?
Und nun werden wir plötzlich am allerheftigsten von der CSU zwangsbegesundheitet und die bayerischen Provinzkneipen wollen den neuen Zwangsbeglückern ihre Räume nicht mehr für CSU-Veranstaltungen zur Verfügung stellen - köstlich!
Ach, Welt, wie schön bleibst Du doch immer wieder in Bewegung.
[die Zitate sind dem ganz netten Zigarrenführer von Jane Resnick, Könemann 1996 entnommen]

Montag, 3. Dezember 2007

Aus Kindern werden echte Menschen

Wenn man Jurist ist, versteht man einfach vieles nicht. Juristen sind nämlich platt und phantasielos, kurz: kleine graue Labormäuse, gefangen in kleinkarierten gedanklichen Strukturen.

Die Witzeerzähler haben´s schon immer gewußt:

Was sieht der Jurist, wenn er vom Turm schaut? Menschen und Sachen.

Solche simplen Strukturen haben aber ihren Sinn: im bürgerlichen Gesetzbuch beispielsweise geht es um Dinge wie Eigentumserwerb- und -verlust, Kauf, Tausch, Schenkung und was man halt alles so machen kann. Wenn man es macht, ist es aber wurscht, womit man es macht: Ob ich jetzt jemandem ein Pfund Hüttenkäse oder einen Dackel verkaufe ist egal: der Verkäufer übergibt das Gekaufte, der Käufer zahlt den vereinbarten Preis. Und wenn der Verkaufsgegenstand mangelhaft ist bedeutet das eben, dass der Dackel beispielsweise eine Hüftdysplasie hat oder der Hüttenkäse faulig schmeckt. Die dahinter stehende Abstraktion macht es eben möglich, dass man völlig Unterschiedliches dann gleich behandeln kann, wenn es auf die Unterschiedlichkeit nicht ankommt.

Was herauskommt, wenn man das nicht kapiert, hat die Diskussion "Tiere sind doch keine Sachen!!" gezeigt: weil ein Haufen Müslis und "Tierrechtler" vor ein paar Jahren meinten, dass es im bürgerlichen Recht um Tierschutz ginge und das Bewußtsein, dass der Dackel ein niedliches, mit dem Recht auf Streicheleinheiten ausgestattetes Mitgeschöpf sei, auch hier Eingang finden müsse, hat man dem Dackelverkauf einen Sonderstatus gegeben: Tiere sind also keine Sachen mehr, werden aber-wo nötig- (nämlich z.B.beim Kauf!!) wie solche behandelt.

Es wurde also die Gesetzgebungsmaschinerie angeworfen und etwas geschaffen, wozu der juristische Standardkommentar (Palandt) in aller würzigen Kürze sagte: "eine gefühlige Deklamation ohne rechtlichen Gehalt" (Kommentar zu § 90 BGB). Anders gesagt: für den Tierschutz ist (unter anderem) das Tierschutzgesetz zuständig - ob ich den Dackel beim Verkauf niedlich finde oder ihn für eine üble, sinnlose, krummbeinige Kreatur halte, die nur bei "Hausmeister Krause" ein Minimum von Existenzberechtigung entfalten darf, ist egal.
Neuerdings plant unsere Regierung (als gäbe es nichts zu tun) ähnliches mit den Kindern:weil unglaublicherweise Eltern ihr Kind haben verhungern lassen, muß jetzt der Staat Aktivität vortäuschen und das Ganze grundsätzlich angehen: weil Kinder bekanntlich bisher keine Menschen waren, muß das Grundgesetz geändert und festgelegt werden, dass Menschenrechte demnächst doch tatsächlich auch für Kinder gelten sollen.Bisher hatte man eigentlich gemeint, dass der gesamte Grundrechtsteil von Menschenrechten handele und Kinder als "Teilmenge" dieses Menschseins natürlich keiner gesonderten Erwähnung bedürften.
Ja, die Idiotie greift um sich.

Dienstag, 20. November 2007

Kloß auf fahrbarem Schreibtischstuhl

Ich bin ja ein Freund der kurzen, knackigen Theorie - sie muss nicht 100%ig richtig sein, aber man sollte nach Lektüre zumindest das Köpfchen neigen und dem Nachdenken ein Chance´chen geben.
Also: wir (Menschen) sind dabei, einen Großteil dessen, was unser bisheriges Überleben gegenüber Sauriern und anderen, etwas stark einseitig spezialisierten Arten ausgemacht hat, aufzugeben.
Was können / konnten wir besonders gut?
  • wegrennen (der musculus rectus femoris ist unser schwerster)
  • kräftig futtern (musculus masseter=unser stärkster)
  • uns orientieren in der Savanne

Interessiert uns das heute noch? Nein-wir sind ja flexibel.

Unsere Affinität zu wabbeligem, jeglicher Form und Knackigkeit abholdem fast-food bleibt ungebrochen groß: was waren das für Zeiten, als man dem noch zappelnden Adler life den Flügel abgebissen und ihn kräftig mahlend zermalmt hat...das, was uns als "chicken wings" verkauft wird, könnte man auch als Zahnloser oder Bebiffpräger flucken - eine panierte Pampe mit künstlichem Hühnerhofgeschmack.

Bis auf die zunehmende Zahl der vor der Welt und dem drohenden Schmerbauch davonlaufenden Marathoni bewegen wir uns kaum mehr: zu Savannenzeiten durften es pro Tag gern 10-20 km sein, heute reichen dem Bürofuzzi locker 400 bis 800 m täglichen Gewaltmarsches.

Und Loriot schlägt die Brücke zu unserer 3.Ex-Qualität: " Ja, wo laufen sie denn?? Wo laufen sie denn hin??!"

Ja, sie wissen es nicht mehr. Himmelsrichtungen, grobe Richtungen, Orientierung in der Welt? Pustekuchen.

So tasten sie sich blind in den Keller großer Einkaufszentren, um dort kleine viereckige Kästchen zu kaufen, die mit Saugnäpfen in Armaturenbrettnähe angebracht werden um ihnen dort blinkend oder mit sanfter Frauenstimme einzuflüstern, wohin sie ihr töff-töff servogelenkt steuern sollen( n o c h fahren wir ja nicht nur virtuell).

Tatsächlich hat die Firma tomtom (schon der kinderlallensgleiche Name legt richtigerweise nahe, dass es sich hierbei um einen der Vorreiter unserer orientierungstechnischen Verblödung handelt) 2.900 000 000 (in Worten: 2,9 Milliarden) € gezahlt, um sich das Kartenmaterial der Firma teleatlas unter den Nagel zu reissen. An der nächstgrößeren Kartenfirma (navteq) ist Nokia mit demselben Verblödungsinteresse dran.

Was mir völlig rätselhaft bleibt: was um Himmels willen machen wir mit der Kapazität der ganzen frei werdenden Hirnregionen, die früher Speicherplatz unserer Kenntnisse waren? Sieht man nur noch Geistesheroen herumspazieren? Sind die Stellungnahmen (für den Ostbürger: Stellungsnahmen) der sich zu öffentlicher Rede berufen Fühlenden profunder geworden, alle dümmlichen Fernsehsendungen verschwunden, die Bildzeitung zu Klopapier umgearbeitet?

So schön es wäre: es ist nicht so. Irgendwas stimmt da nicht.

Samstag, 10. November 2007

Äbbelwoi für alle!

Die große Mutter Stadt will es uns schöner machen - das ist ja sehr löblich. Konkret sollen es die Teilstrecken der Radler-Nord-Süd-Autobahn Apfel-, und Halbmondstrasse sein, die unter die gütigen Fittiche der Stadtplaner genommen werden sollen. Wer sich hat informieren wollten (secure.erlangen.de) war dann doch etwas enttäuscht über die Hasenfüßigkeit der Planungsabsichten, die kurz unter dem Gesichtspunkt"Stirb schöner!" zusammengefasst wären: die ihre Häuser verlassenden Bewohner oder Gäste werden durch Wegfall der schützenden Bürgersteige endgültig zum Abschuss freigegeben, kommen aber schöner zu Fall, indem sie dann auf den ach so schönen ockerfarbenen Betonsteinen zu liegen kommen.
Wer zu recht gemeint hätte, dies könne doch wohl nicht alles sein, was man da für 330.000,- € zustande brächte, ließ nach einer Anhörung der Anwohner am 08.11.2007 im Quartiersbüro jede Hoffnung fahren und war glücklich zu hoffen, dass wenigstens jenes gesicherte städtische Mäuschen Ergebnis des Kreißens würde: was sich dort austobte, war eine unglaubliche Mischung aus Egoismus, St.Floriansprinzip und Dreistigkeit: wie bei Hyänen am gerissenen Schaf schien einziges Prinzip zu sein, sich ein möglichst großes und billiges Stück des räudigen Fleisches in den Rachen stopfen zu können.
Der Vertreter der Universität hatte die einzige Sorge, dass während der Bauarbeiten das Schloß jederzeit anfahrbar bleiben "müßte" und dass die Uni jedenfalls aber kein Geld habe (merke, oh Teil des öffentlich-rechtlichen Lebens: städtische Beiträge werden nach dem Kommunalabgabengesetz oder dem Baugesetzbuch und entsprechenden städtischen Satzungen erhoben, denen auch die Voraussetzungen zu entnehmen sind - Ihre Meinung ist da ehr von geringem Belang), die Geschäfte halten es für unabdingbar, jederzeit ihr Auto direkt vor der Nase parken haben zu "müssen", ein gehbehinderter Herr drängte auf den Fortbestand des Behindertenparkplatzes direkt vor seiner Tür (verschwieg aber dabei, dass er diesen auch jetzt schon nicht nutzt, dass er ferner so gut zu Fuß ist, dass er täglich des öfteren seinen Hund spazieren führt und deshalb bestens im Stande wäre, den etwa 40 m entfernt liegenden Behindertenplatz in der Wasserturmstrasse zu benutzen).
Ja-nicht ein einziger Vorschlag auch nur eines Beteiligten, was man selbst zur Verschönerung beitragen wolle, nicht ein Hauch von Gemeinsinn war zu erkennen. Wer dieses Wort noch nie gehört hat:
"Das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit einer größeren Gruppe, [...] und das hieraus entspringende, tatbereite Verständnis für die sittliche Verpflichtung, auf das Wohl dieser Gruppe Rücksicht zu nehmen, ja dafür, wenn nötig, Opfer zu bringen."
Brockhaus 1969, 17.Band
Die Apfelstrasse krankt an ihrer Häßlichkeit und ihrer Verkehrsbelastung - wer sie je berast hat, hatte nur einen Gedanken: "bloß schnell durch" ! Es gibt nichts fürs Auge: kein Fenster mit Blumen (hier, Ihr Hauseigentümer könnten Ihr schon mal beginnen!), kein bißchen Grün, asoziale Hauseigentümer(der der Nr.7 kassiert zwar monatlich Unsummen von der Nordsee, investiert aber keinen Cent ins Gebäude, der der Nr. 4-Atelier Knapp-lässt das Haus langsam verfallen), keine Läden, Cafés oder sonstige Inseln, die zur Betrachtung, zu Innehalten, Stille, Genuß, Entschleunigung einladen - d i e s tut man erst dann, wenn man es unfallfrei bis in die Schiffstrasse geschafft hat. Hierzu hätte man sich doch von der Stadt etwas mehr erwartet: wieso hat man keinerlei Ruhemöglichkeiten (z.B.Bänke mit Grün, wie z.B. in der Kirchenstr.) eingeplant? Wieso die gerade Autobahn nicht etwas "verslalomen": wer sieht, dass er nicht rasen kann, wird es auch nicht tun und wer langsam ist, hält auch ehr inne (wenn ihm hierzu Möglichkeiten geboten würden) - vielleicht wäre man bei "lo studente" - einem kleinen bunten Lichtblick- so nett und würde dem Rastenden einen espresso bringen? Wieso lässt man dort oder/und beim Römming die Apfelstrasse nicht bestuhlen?
Nein - das bisherige sollte nicht schon alles gewesen sein, ein winziges bißchen mehr Mut und Kreativität wäre schon angesagt.

Dienstag, 6. November 2007

Coffein-Shop

Wohl dem, der des morgens tranig unter der Dusche stehen und ohne die Augen zu öffnen nur zwischen 2 Griffoptionen wählen muß. "Flutschig"= Seife=künftige Gesamtkörpersauberkeit. "Fest"= Shampoo (früher: Haarwaschmittel)=weg mit Läusen und Schuppenarmee.
Diesem Glücklichen bleibt eines der schrecklichsten Einkaufsprogramme der kapitalistischen Warenwelt erspart - wer sich in den Drogeriemarkt Müller traut, kann auf etwa 16 m Regallänge wählen, ob er sich als Fetthaarkandidat oder Kleinlasterfahrer eingruppieren will. Wer hierzu nicht in der Lage ist, sollte von von vorneherein die Finger von Drogeriemärkten lassen (erst recht, wenn an der Stelle des früheren k&l Ruppert dann etwa 50 Regalmeter Shampoo aufs durchfilzen warten).
Wer es dennoch tut, sollte zumindest eine goldene Sparkassen-Card und eine Machete dabei haben.Wie man sinnvollerweise herangeht, hätte ich gerne als kleiner Robin Hood des Verbraucherwesens erklärt - ich bin aber selbst großflächig gescheitert. Eine die Verwirrung schon weitgehend ausschliessende Vorauswahl kann man treffen, wenn man sich auf Packungen beschränkt, auf denen nur "Shampoo" steht. Dann erspart man sich Dinge wie "natural beauty shampoo" (von Garnier für den ehr hässlichen Kandidaten), "Aufbau-Shampoo" (für Kibbuz-Bewohner), "Aufbau-Spülung", "Balsam-Spülung" und -für den Halter des ramponierten Kleinlasters- das "Reparierende Aufbau-Shampoo". Stöhn.
Ein Blick auf die Produkte der Firma Alpecin zerstört leider eine weitere bisher gut installierte Gewißheit. Shampoo kann es offenbar auch in Stangen o.ä. geben (dafür die Machete), denn was anderes soll Hintergrund sein können, wenn ein Shamopoo n u r den Namen "Liquid" trägt?Jedenfalls stärkt es die Haarwurzel und beugt Haarausfall vor (Ich hatte schon i m m e r unter zu schwacher Haarwurzel gelitten) Wie man die Packung entfernt, weiss ich leider auch nicht.
Auch wer durch übertriebenen Waschzwang Kopf und Schultern weggerubbelt hat, braucht heute nicht mehr zum plastischen Chirurgen: Procter & Gamble stellt ihm/ihr zu Repairzwecken "Head & Shoulders" zur Verfügung.
Auch der Yuppie, der sich eigentlich gar nicht oder wenn, dann am PC pflegen will, wird pädagogisch in die richtige Reihenfolge gezwungen: erst "wash and [t h a n] Go" ist sein Ding.
Wer meint, mit einsfuffich inner Börse wäre man dabei, der irrt schon wieder: nach unten, indem er merken wird, dass man tatsächlich die handelsübliche Menge für o,65 € (Cadavera, Müller-Eigenmarke) bekommen oder aber einen halben Monatslohn ausgeben kann, wenn man unbedingt Weleda-Rosmarin(oder Kastanien-)-Shampoo haben muß. Hierbei ist man bei Müller den besonders teuren Kandidaten entgegengekommen, indem man die eigentlich zur Aufklärung des rechenunkundigen Verbrauchers dienende Preisangabe pro Liter runtergebeamt hat auf "pro Milliliter" - da sieht es erträglicher aus. Nimmt man es mal 1000, kostet eben Weleda 46,50 €/l , Cadavera aber nur 2,75 €/l.
Auch der eben dem Schlamm entstiegene Einzeller findet was für seine Haarzelle: das "Murnauer Totes-Meer-Shampoo" (für gerade mal 2, 75 €/Packung, entspricht 9, 17 €/l): es beinhaltet "Urschlamm aus dem Toten Meer" (wie kommt das tote Meer nach Murnau?) - aus 400 m Tiefe. Diese Tiefe hat man offenbar flaschengeistartig mit eingetütelt, denn die Packung fordert uns unmißverständlich auf: GUT SCHÜTTELN !
Wem diese nette Vielfalt noch nicht bunt genug war, könnte sich noch mit dem Stichwort Farbe beschäftigen - ich habe bei Regalmeter 14 aufgegeben: ob also ein in der Rubrik "Shampoo" stehendes Etwas, das "Farbreflexshampoo Brombeere und Henna" (Garnier) nun färbt oder nur für das fettige Getrüpp dienen soll, das schon v o r h e r brombeerfarben war - ich weiß es nicht.
Wem es bis hier immer noch nicht aufregend war, der möge sich eines der vielen Coffein-Shampos kaufen, das scheint das Neueste zu sein.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Die Schulen der Nation

"In die Schule zurück" - das wäre für mich immer einer der Alpträume schlechthin gewesen: noch Jahre nach dem Abitur bin ich nach schrecklichen Angstträumen erwacht, in denen mir jemand einen Suppentopf voller x, y, Wurzeln, Pfeile, delta thetas und anderem vorgesetzt und mich etwa gefragt hat, welchen Abstand "diese Ebene" (??? häää? was sagt der Ägypter??) vom Kreis ("hääääää? welchem Kreis??") habe.
Zum Glück wollte ich nur in den Gymnasien ein kleines Zettelchen aufhängen, weshalb das erwartete Grauen bzw. die Freude auf völlig Neues nicht zu tief reinging.
Sieht man Schulen mal unter dem Serviceaspekt, hat sich in 30 Jahren offenbar nicht viel geändert. In Schulen hat man sich auszukennen, weil es nur 3 Sorten von Menschen gibt: Lehrer, Schüler, Eltern. Punkt. Deshalb braucht sich um Ausserirdische auch niemand zu bekümmern, die gibts eh nicht und wenn, dann können sie schon Raumschiffe bauen, brauchen also nicht mehr in die Schule zu gehen.
Im Ohm steht man also nach dem Eingang in einem Treppenhaus, ungeordnet, unstrukturiert, ohne Plan oder was daran erinnern könnte, kein Bemühen um Begehren von Besuchern oder gar die Ästhetik des Inneren.Man muß halt mal loswandern im Haus, ziellos, in der Hoffnung, irgendwo auf eine Markierung des hauseigenen Alpenvereins zu stoßen. Diese taucht auf in lebender Gestalt eines Menschen, der zweifelsfrei einer der 3 existierenden Seinsformen zuzuordnen ist: "Lehrer". Er ist freundlich, lotst mich undogmatisch durchs Lehrerzimmer und verweist auf die Sekretariatstür, wo ich mein Anliegen schnell loswerden kann.
Wehe, ich hätte den Herrn nicht gefunden...wie umgehe ich ein Lehrerzimmer?-zumal wenn ich nicht einmal weiß, dass sich das Sekretariat auf dessen anderer Seite befindet? Vermutlich muss diese Schule wie die Hose als solche mehrere Eingänge haben und nur passen, wenn man den richtigen benutzt.
Solche Probleme hat man im CEG gar nicht erst: neben einem Stück Keramikkunst findet man eine Klingel, die verheisst, dass hier ein Herr oder Frau Gymnasium wohnt, die Tür ist zu, es schellt bei Knopfdrücken nachdrücklich. Die Tür bleibt (Mittwochs, 14 Uhr) geschlossen.Vermutlich darf man den Deutsch-Leistungskurs bei der Kafka-Lektüre nicht stören.
Die Internetseite gibt sich auch ehr pessimistisch-graubeige, die einzige Farblichkeit verheisst "zum bestellen des Mittagessens hier clicken".
Ein weiterer Besuch-diesmal zu den üblichen Schulzeiten(11 Uhr)-zeigt, dass die vermeintliche Zutrittsverweigerung nur meiner übergroßen Vorsicht/Höflichkeit zu verdanken war: 2 Schülerinnen zeigen mir, dass man sich vom Türgriff ohne Klinke nicht abhalten lassen, vielmehr einfach heftig an der Tür ziehen muss.
Im Inneren wartet ein mit diverser Schülerkunst aufgepeppter Raum, der nur mühsam die überfällige Grundrenovierung verdecken kann, aber immerhin ein freundliches Schild von der Decke baumeln hat, wo es zur Verwaltung ginge. Dieses wird kundenfreundlich im 1.Stock nochmals wiederholt. Am Zielort angekommen, darf man sich erneut vom Türknopf Marke "geschlossene Anstalt" nicht abhalten lassen, sondern durch Klopfen forsch Einlass begehren. Die Sekretärin erklärt, man müsse sich dergestalt vor übergroßem Andrang schützen, ansonsten käme man bisweilen nicht mehr zum arbeiten.
Im Hof des MTG finde ich 2 Schüler, die mir nett Aukunft geben, wo es hinein gehen könnte-von selbst gäbe es da einige Alternativen abzumarschieren. Auch hier stoße ich nach einer kleinen Wanderung durch den üblichen Schulmief auf ein Exemplar "Wesen I [Lehrer] vor PC", dem ich nicht nur mein Anliegen mitteilen darf, sondern der sich auch laut lachend über meine Kurzerwägungen zum Thema "wie geht man mit Besuchern um" mit mir zu einem Hinweisschild begibt und gut gelaunt und ironisch-selbstkritisch konzediert, es gebe zwar ein Schild (sogar ein modern ausschauendes), man könne es aber 1.) eigentlich nicht finden und 2.) sei es zudem nicht beleuchtet.
Aber dennoch: ich werde mein Anliegen los. Man braucht eben Geduld im Leben.
Das Friedericianum-wegen seines honorigen Alters unter anderem-ist ja immer als etwas elitär in den Nasenhaaren verortet. Jedenfalls glänzt es am Eingang schon mit einem behindertengerechten Zugang. Hocherfreut fällt der 2.Blick bereits auf eine Art Empfang - am Eingang gleich rechts- was auf ganz besondere Besucherfreundlichkeit schließen lassen könnte. Könnte....Hinter einer Panzerglasscheibe ( bitte, Friederizianum: welcher Schüler will denn ausgerechnet den Hausmeister erschiessen bzw.die Empfangsconcierge?-da sind doch sicher ehr andere im Fiesier....?)finden sich leider keine willigen Auskunftspersonen, sondern Attribute des ewig gleichen Verwaltungsunwesens: Gummibaum, Neonbeleuchtung. Dazu abgelegte Ohrringe, ein verstaubter und verschrammter auberginefarbener Wecker und ein PC. In der anschliessenden Halle kein Hinweis auf Nix - wieder müssen freundliche Schüler helfen: den Gang bis Ende, dann rechts in den 1.Stock, dort Sekretariat. Immerhin findet sich dort ein Hinweis auf die Erlanger "first class": die Schule hat eine Partnerschaft mit der Kanzlei Bissel, aber hallo! Diese Ehe berechtigt unter anderem dazu, dass Elternbeirat, Schüler, Lehrer den "Partner" (= die Kanzlei Bissel) jederzeit besuchen dürfen. Hmmm. Da wir ja freie Anwaltswahl haben, fehlt mir da ein bißchen die aussergewöhnliche Leistung des "Partners" in diesem vertragsähnlichen Etwas.
Das endlich gefundene Sekretariat ist offen, aber verwaist - mei, waren die ganzen Personalakten interessant!
Jedenfalls werde ich nach Intervention eines zufällig vorbeigekommenen "Wesen I"-Exemplars (Lehrerin) freundlich bedient.
Irgendwie kommt immer zufällig eine dea ex machina - aber eine organisatorische Absicht will mir dahinter nicht zu erkennen sein.

Montag, 15. Oktober 2007

Alte Meister: Zuse versus Bunsen

Was liessen sich für schöne Bilder finden, wäre man gemein und liebte es, alberne Sprachspielchen zu veranstalten:"Konrad Zuse ist tot-Bunsen lebt!" oder so. Aber so ist man ja nicht-vielmehr gibt man sich wonniglich der Sachlichkeit hin: am Wochenende ward also Erlangen von Kunst nachgerade überflutet. Man mußte nur wie so oft ein guter Pfadfinder sein : die Presse hatte sich ziemlich verschwiegen gegeben.
Kunstevent eins fand in der Galerie ars pro toto (Henkestr.) statt, Kunstevent zwei in der Konrad-Zuse-Straße.
Beginnen wir mit letzterer und dabei wieder mit dem Positiven: die ohnehin durch die schön aufbereiteten Gebäude nett anzuschauende Konrad-Zuse-Str. war am Samstag abend (12.10.2007) noch schöner und noch einladender: beleuchtet mit Fackeln und auch den Marlboro-Man in uns dadurch ansprechend, dass vor sich hin glimmende Baumstämme uns auch olfaktorisch anzogen.
Die Marlboro-Werbung spricht ja ganz cool unser Untergrundbewußtsein an: äußerlich suggeriert sie "Freiheit und Abenteuer", in Wirklichkeit repräsentiert sie aber das, was der Cowboy darstellt:Sicherheitsstreben und Bewahrendes-weit entfernt von der scheinbaren Wildheit: des Abends nämlich ruht der Cowboy nicht ehr, als bis er die ganze Familie (seine Pferdla nämlich) im Gatter zusammengetrieben hat - das Topos vor Konservativität schlechthin also.
Dieser Anklang war womöglich nicht ganz unbeabsichtigt, denn zum Einen nannte sich das Ganze "Kulturraum Pferdeställe im Röthelheimpark", zum Anderen wurde das konservative Element eingeführt, indem man uns gleich eine vorgezogene Wahlwerbung mit auf den Weg gab in Gestalt des als Schirmherr fungierenden OB Balleis.
Überhaupt litt die Vernissage der verschiedenen beteiligten Läden und sonstigen Institutionen (zu finden unter http://www.kunstin4030.de/) ein wenig darunter, dass man nicht so genau wußte, ob es sich nun um eine Marketingveranstaltung oder eine Kunstpräsentation handelte - auch der Blick auf die Internetseite lehrt uns nur, dass am Freitag 12.10.2007 19 Uhr die Vernissage stattfand und am folgenden Samstag die nämlichen Veranstaltungsorte gleichfalls geöffnet sind - wie es weitergeht mit den Wünschen des kunstsinnigen Besuchers, bleibt im Dunklen. Wenn man ferner herumliegende (um die vielfach hervorragenden Käse-, und anderer Fressalien Sortimente!) Prospekte zum Zwecke später gründlicherer Information mitnahm und dann unter anderem las, wie die Generation 50+ künftig werbetechnisch und -wirksam behandelt werden solle, dann seien die Fragezeichen im Gehirn bitte verziehen.
Aber dennoch-es gab der Kunst zu Hauf. Man mußte beispielsweise in der Apotheke nicht bloß stur geradeaus schauen (dann gab es eben Jojoba-Öl) , sondern mußte den Blick gen Himmel wenden, dann gab es a u f den Schränkchen hübsche kleine bunte Figürchen.
Ein weiterer Vorteil der breit gestreuten Präsentation: man konnte endlich mal seine Neugier befriedigen und in die Bäuche der verschiedensten Institutionen steigen, Holz(kunst-)Pferde im Laserzentrum sehen oder sternenbeschienen über die Dächer des alten Kasernenareals blicken.
Eine ganz andere action gab es über der Flamme des Bunsenbrenners (Thorleif Bunsen und Ulrike Götz betreiben obige Galerie ars pro toto): heiß gemacht auch durch einen echten DJ im Keller, begleitet mit einem etwas weniger opulenten kalten Buffet trieb ein junger wilder Italiener namens Simone Ferrarini sein Wesen: sitzend und herumhüpfend malte er 48 lange Stunden lang seine pastos aufgetragenen Gesichter auf in großem Stil vorhandenes Papier, begutachtet von einem echten italienischen Konsul und vielen italienischen Bekannten.
Ja, das war mal ein wirklich internationales Wochenende in Erlangen - und das ohne einen Tropfen vergeudeten Mineralöls.

Montag, 8. Oktober 2007

Chinesen abseilen im Rhonetal

Der Chines´kauf ja derzeit quasi alles - m u s s er ja auch, denn irgendwie müssen die Flocken aus dem Verkauf von giftigem Spielzeug ja wieder in den Kreislauf rein. Da ist es auch schon wurscht, ob es jetzt n öder Zonen-Frachtflughafen oder ne Autobahnraststätte ist. Letzteres d a c h t e ich mir jedenfalls. Oder kann "Lonetal" in Baden-Württemberg was anderes sein als ein echt chinesisches "Rhonetal"? Na, also. Gehört´s ihm d o c h !
Und ich mußte wieder feststellen, was für ein vermaledeites Leben es ist, wenn man als Dinosaurier 70 Millionen Jahre zu spät dran ist. D a m a l s war pinkeln gehen noch ein Akt, den man gerne mit sich allein, in aller Ruhe und Abgeschiedenheit abgemacht hat. H e u t e versuche ich jedesmal auf der Autobahnraststätte, den Türkeil mit meiner fünfzehigen Kralle zu entfernen, um nicht von jedem Passanten angestiert zu werden, doch a c h : er ist nicht nur sauber festgeklemmt, es bedeutet mir auch regelmäßig eine entsetzte Dame ausländischer Herkunft, dass nicht i c h entsetzt zu sein hätte über die öffentliche Zwangs-Präsentation meiner selbst, sondern s i e. Warum auch immer.
Gut, ich finde mich ab und schweige. N i c h t so dagegen das Objekt meiner Bestrahlung: "Herzlich willkommen bei Sanifair!" Und das dann noch in Englisch. Nein, ich will auch beim Pinkeln nicht begrüßt werden.
Und dabei muß ich auch noch auf ein weiteres Haßobjekt schauen: die Werbeschilder der Fa.KAGO, den Ofenbauern. Wer je mit Kago und seinem speziellen Geschäftsgebaren herumprozessiert hat, weiß wieso: Kago verdient gutes Geld damit, dass es Öfen n i c h t baut.
Das geht so: ein auf einer Messe herumschlendernder Häuslebauer wird angesprochen, ob man ihm nicht ganz unverbindlich einen Kamin seiner Wahl zusammenstellen solle? "Klar, gerne, kost´ja nix!" Das macht man dann, unterschreibt (liest es vorher natürlich nicht, die Abrede war ja klar), schaut es sich an und geht wieder seiner Wege. Einige Wochen später erhält man Post der treu sorgenden Firma, wann man denn nun den Ofen installieren solle. Wer da empört ist, wird dann bald die Rolle von § 649 BGB kennenlernen. Da steht drin, dass der Besteller bei vorzeitiger Kündigung das "Werk", also den Ofen, zu bezahlen hat abzüglich dessen, was die Fa.Kago durch den Nicht-Bau des Ofens erspart. Man hat also die wunderbaren 2 Alternativen
-Installation und Bezahlung eines nicht benötigten Ofens für -sagen wir- 4500,-€ oder
-Zahlung von ca.1600,- € ohne Ofen + Kosten eines verlorenen Zivilprozesses für alle, die g a r nicht glauben wollen, wie das mit der Gerechtigkeit funktioniert.
...wo der Wildbach rauscht...

Freitag, 5. Oktober 2007

Schlecker !

...nein, jetzt keine Blondinenwitze. Es ist doch schon ausreichend Anlass zur Fröhlichkeit zu wissen, dass demnächst in den Städten mit etwas weniger Sprachschrott und optischem Einheitsbrei zu rechnen sein könnte: Schlecker kauft "Ihr Platz"!! Schlecker, da gibts nur eins: Bombe oder zumindet: umbenennen, bevor wir so wahnsinnig werden, wie es der Namensgeber von "Ihr Platz" schon gewesen sein muß.
Die erste Stellungnahme des Käufers verheißt allerdings wenig Gutes:
" Für Schlecker wird Ihr Platz mit Top-Standorten und breitem drogistischem Angebot verstärkt das Premium-Segment bedienen." [Erlanger Nachrichten vom 05.10.2007, S. 24]
Ich dachte, w i r sollten bedient werden? Und was an Fotoentwicklung, Nivea-Shampoo oder Wrigleys Chewing Gum "premium" ist, müßte auch erst mal einer erklären.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Servicesplitter

Das Wort von der "Servicewüste Deutschland" ist ja schon reichlich abgegriffen. Da wir uns wohl in einer Art Übergangszeit befinden, in der diese Wüste sich anschickt, ihre Bewässerung zu organisieren ist es wohl kein Wunder, dass es derzeit ein "Deutschland der 100 Geschwindigkeiten" gibt: die einen haben es längst kapiert, die anderen werden noch ewig brauchen und in vielen Schuppen gibt es riesige Unterschiede - je nachdem, wer gerade bedient.Von daher verbieten sich Verallgemeinerungen.
Die Erkenntnis, dass im Bedienen das DIENEN drinsteckt, ist jedenfalls nicht sehr weit verbreitet. Wenn man z.B. sommers in einem Straßencafé sitzt und die Bedienung geht zum 3.mal an einem dort liegenden Joseph-Beuys-Häufchen aus Vanilleeis, Café und großen Glasscherben (beste Ware für den zarten Kinderfuß) vorbei ohne dass es bei ihr irgendwie"klick!" macht, hat da irgend etwas nicht kapiert.
Zu den wenig hoffnungsfrohen Kandidaten zählt die gute alte Post: frisch aus dem Provisorium in der Güterhallenstrasse in die Arcaden umgezogen glänzt sie vor allem mit dem alten Schlendrian: immerhin hat man schon mal verstanden, dass die "Zentralschlange" die für alle gerechteste Lösung ist, weil sich niemand uffräähschn muß, dass es n a t ü r l i c h immer bei den anderen schneller geht. Nur sollten am Ende der Schlange halt auch ein paar willige dienstbare Geister sitzen-aber d a muß gespart werden: nach 17 Uhr reicht die Schlange in den Arcaden bis in den Schlender-Hauptgang. Die wichtige Standarddienstleistung "ich will nur schnell ´ne Marke"ist noch schlimmer unterdimensioniert: e i n mageres Automätlein tut seinen Dienst und das noch mit den üblichen, wohlbekannten Post-Frechheiten: der Automat gibt kein Geld zurück, sondern nur Marken. Toll-da hat man dann nichtsnutzige 5 cts-Marken statt verwertbaren Geldes. W e h e dem, der vor sich in der Schlange dann einen des Deutschen oder des Automaten-Bedienens Unkundigen hat... Stunden des Wartens versüßen das Dasein. Nein, unsere Post hat schon recht: 2 Briefmarkenautomaten wären für die Hauptpost einer Großstadt schon ein bisschen viel. Seien wir nicht unbescheiden.
Im Moravia (Theaterstr.) ist oft ein bisschen viel los, so dass die Küche nicht mitkommt, dabei sind ihre Produkte oft wirklich lecker . Äußerst lästig und fürs Lokal peinlich ist eine partielle Kleinlichkeit: Man bestellt beispielsweise für 2 Leute den wunderbaren großen Salat mit Putenbrust, bekommt dann für beide 4 mikroskopisch kleine ( 1 cm breit) Scheiblein Weißbrot. Bestellt dann später munter nach-man will ja nicht bloß gesund werden, sondern auch satt. Das Brot wird (leider nicht freiwillig, sondern erst auf Anforderung) nachgereicht. Das dicke Ende kommt am Schluß: dann wird munter "Brot extra" auf die Rechnung gesetzt...mein Gott, Walter... Wenn schon niemand sieht, dass dem Gast das Brot ausgegangen ist-was eine schlichte Service-Selbstverständlichkeit wäre...E t w a s mehr Kulanz, gerade wenn es um die Dinge geht, die ja kaum was kosten.

Eines allerdings sei nicht verschwiegen: auf geäußerte Kritik nahm sich die in der Küche schwitzende und arbeitende Chefetage mitten im Abendtrubel die Zeit, Hintergründe des Service-, und Preiskonzeptes zu erläutern. Das konnte man nur sehr nobel finden. Ansonsten sei gerne zugestanden, dass man je nach Rolle, in der man sich befindet, seinen Blickwinkel natürlich etwas einengt und als Gast eben zuvörderst aufs eigene Portemonnaie und nicht die Wirtschaftlichkeit des besuchten Restaurants blickt. Dass sich zudem in solchem Blickwinkel viel von der problematischen "Geiz ist geil!"-Einstellung unsererseits verbirgt ist auch richtig: wer alles möglichst billig oder umsonst und das sofort will, braucht sich über Einschränkungen des Service (z.B.fehlendes Personal im Billigmarkt) oder Wegfall von Läden, die sich durch unsere Nachfrage nach Billigem nicht mehr halten können, nicht zu wundern.

Allerdings berichten Besucher des Moravia, dass man in einer mittelgrossen Gruppe nach Hinterlassung (und Zahlung!) einer Rechnung von etwa 100,- € noch um einen Schluck Wassers gebeten habe und man auch d a n n nur ein Mineral-,(statt des gewünschten Leitungs-) wassers bekommen habe.

D a scheinen mir die Masstäbe dann doch etwas versch(r)oben - diese Gäste hat man jedenfalls gesehen.

Neben dem Moravia -im la barca - gab es kürzlich mit einem angereisten Autohaus-Betreiber aus der Provinz Lust auf ein nettes Mittagessen in schönster Herbstsonne. Die Bedienung, befragt, was es denn zu Essen gäbe( eine Frage, die sie bei in der Regel einem Tagesgericht schlechterdings nicht überfordern konnte) - gab um 13 Uhr 15 zur Antwort, das wisse sie nicht.
Wir rieben uns die Augen, hatten aber richtig gehört. Als sie es in Erfahrung gebracht hatte, verbeschied sie uns, es gäbe heute Nichts . Da wird man wenigstens nicht so fett und behäbig und vergisst nicht, was man früh immer trinkt. Was w a r es gleich noch? K a f f e e ? So etwas sollte nicht vorkommen.
Aber dies sind Ausrutscher, die vorkommen-der Normalfall ist es nicht. Nicht überall bekommt man ebenso bereitwillig wie umsonst Wasser nach oder undogmatisch Sonderwünsche erfüllt.
Da fällt mir doch w i e d e r der schwarze Mitbürger bei Mr.Bleck am Röthelheim ein: so nach dem 3.Mal Herrengedeck( Cappucino + Croissant) wollte er mich ein Mal scheinbar sitzen lassen. Schaut nicht, sagt nichts, macht einfach nur so weiter vor sich hin. Ich Schlaui dachte gleich: SIXTES ! Zu früh Vorschusslorbeeren erteilt !- und ward umgehend von ihm beschämt. Er hatte mir die Wünsche schon von den Augen abgelesen und brachte mir das (nicht) Gewünschte. Ja, in seiner Stammkneipe muß man eben ABbestellen, wemma nix will.
Ähnlich servicefreundliches gibt es auch in der Innenstadt: nämlich den netten Herrn, der den Thai-Imbiß (genauer: er kommt aus Vietnam) long my in der Kammererstr.(zwischen Friedrichstrasse und Südl. Sadtmauerstraße) in unermüdlichem Einsatz (auch abends geöffnet!) beackert: d a gibt es nie ein Rumgezicke oder pseudo-empörte Gesichter, wenn sich der Gast erlaubt, etwas weiteres zu wollen (z.B. die obligate Portion Reis, die es selbstredend ohne Zusatzkosten gibt). Ab und zu wäre allerdings ein kleines Anstellen des Dunstabzugs sehr zu empfehlen.
Der Sparkasse (Hugenottenplatz) hingegen ist es offenbar dank der öffentlich-rechtlichen Gewährträgerhaftung immer noch zu gemütlich, um sich mit dem entsprechenden Einsatz dem Kunden zu widmen:wer Wünsche in der Geschäftskundenabteilung hat, sollte nicht unbedingt in der Zeit nach den Oster-, Pfingst-, oder Sommerferien anrollen. Ansonsten muß er damit rechnen, dass er sich erst mal bei seiner telefonierenden "Betreuerin" (wir sind ja bekanntlich alle klapsmühlenreif und müssen daher "betreut" werden) ein längeres Telefonat über den letzten Urlaub anhören darf.
Vorbildlich der Brillen-Amberg: da weiß man, wie man (auch erst künftige) Kunden pflegt: sicher 10 Minuten lang hat man meine woanders gekaufte Sonnenbrille gebogen, bis sie nicht mehr bei jedem Kopfnicken runterflog: ein Service des Hauses.
Die Stadtwerke-toller langer Schornstein zum besseren Verbreiten der Schadstoffe, super 70er-Jahre orange, frisches Wasser für den Besucher, aber emails beantworten? Pustekuchen.

Montag, 1. Oktober 2007

Geld gespart dank € !

Wir sind ja alle letztlich ein bisschen zu doof, um in dieser Welt wirklich zu bestehen: deshalb müssen wir auch vom Staat und seinen diversen Untergliederungen auch regelmäßig belehrt werden, wo das Häschen w i r k l i c h langläuft. U n s e r e Einschätzungen der Realität sind immer nur "gefühlte" - Temperatur, Stau, Teuerung - hier scheitern wir regelmäßig- in Wirklichkeit ist alles Bestens!
Ganz naiv hätte man ja anläßlich der €-Einführung hoffen können: ...hmmm...die international operierenden Konzerne, die uns mit Lebensmitteln, PCs, Wasser und Autos versorgen, würden sicher durch die wesentlich einfacheren Operationen ohne x Währungsrechnereien massig Geld sparen und diese Vorteile den geliebten und geschätzten Endverbrauchern weitergeben. Massig Preissenkungen würden die Folge sein...
Komischerweise mußte man sich aber bald die Augen reiben, aber alle Gründe, die wir hierfür zu haben schienen, waren eben bloß "gefühlt": in Wirklichkeit war alles besser und billiger:
-Eine Omega Speedmaster (die Uhr, die angeblich auf dem Mond am Arm des Astronauten getragen worden war) hatte nicht erst 1.850,- DM und dann ca.2.400,- € gekostet. -Das teuerste, vollsynthetische Mineralöl bei ATU hatte nicht erst 9,- DM gekostet, wohingegen man in € selbst im Kaufhaus ein mineralisches Öl (das bei ATU 4,50 DM gekostet hatte) nicht mehr unter 6 € bekam (eine gefühlte Verfünffachung des Preises).
-Die 500 g-Schale Erdbeeren auf dem Erlanger Hauptmarkt hatte nicht zu Hauptsaison 2,50 DM und danach erst 2,20, dann 2, 50 € gekostet.
Und so ging es weiter und man wunderte sich, warum der Verbraucher, der für sein halbes Leben nun plötzlich das Doppelte zu zahlen hatte , plötzlich so eine merkwürdige Kaufzurückhaltung zeigte.

Donnerstag, 27. September 2007

Holzwege - Holzbeine

Dem Inhalt juristischer Lehrbücher und den darin enthaltenen Fällen wird ja oft vorgeworfen, sie seien -wenn auch zu edlen Zwecken - völlig aus der Luft gegriffen, man nennt das für den Bereich des Strafrechts Lehrbuchkriminalität.
Das mag zum Teil zutreffen, aber dennoch bestätigt sich immer wieder eine alte, goldene Regel, nämlich: die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst.
Zu meiner Studienzeit waren die Professoren wieder einmal sehr froh, dass der Betreiber einer Busfirma einen Bus "verloren " hatte, man wußte also einfach nicht mehr, wo er war. F i n d e n tat ihn natürlich ausgerechnet ein Angestellter just derselben Busfirma und wollte von seinem Arbeitgeber den ausgelobten Finderlohn kassieren.
Da muß man nun leider eine kleinen Exkurs über das machen, was der Jurist unter Besitz versteht.
Besitz ist zunächst ein rein tatsächliches Herrschafts-/Beherrschungsverhältnis: ich "besitze" also völlig unzweifelhaft das Schweizermesser in meiner Hosentasche (das übrigens selbst im Großstadtdschungel immer wieder unschätzbare Dienste leistet). Der Besitz verträgt aber eine gewisse Lockerung: ich b l e i b e auch Besitzer der Dinge in meiner Wohnung, wenn ich sie verlasse und zur Arbeit gehe.
Schon daran erkennt man, dass sich solche Definitionen immer an dem orientieren, was der Gesetzgeber (diese Ende des 19.Jahrhunderts 20 Jahre lang tagenden Herren aus der gesellschaftlichen Oberschicht also) hat e r r e i c h e n wollen: der Besitz sollte den Besitzenden erhalten bleiben und geschützt werden.
Mit dieser Zielsetzung konnte man auch eine noch wesentlich weitere "Vergeistigung" des besitztechnischen Herrschaftsverhältnisses zwanglos (wenn auch eigentlich mit viel definitorischer Gewalt) als Besitz definieren - den Besitz des Erben nämlich. Der Erbe eines Erblassers, der vielleicht sogar in einem anderen Kontinent lebt, weiß ja unter Umständen nicht mal etwas von seinem Glück. Es würde sich mit der Besitzdefinition also kaum vertragen, wenn man ihn als Besitzer von Dingen ansehen würde, von deren Existenz er nicht den Hauch einer Ahnung hat. Die Erbschaft konnte aber nur dann halbwegs effektiv zusammengehalten werden, wenn man demjenigen, der vielleicht in Australien im Haus des Erblassers wohnte und ihn vielleicht jahrelang gepflegt hat, n i c h t als Besitzer(in) angesehen hat. Denn hätte der oder die die Erbschaft verkauft oder Dinge weggegeben, wäre für den Erben die Erbschaft weitgehend futsch gewesen.
Um das zu vermeiden, hat man definiert: § 857 BGB : "Der Besitz geht auf den Erben über. "
Damit entstehen für den Erben diverse Sicherungen an seinem (ihm vielleicht unbekannten ) Besitz.
Ähnliche soziale oder unsoziale Elemente der Definitionspraxis erkennt man auch anderswo: natürlich sollte die Putzfrau im Kino oder Theater nicht Besitzerin des heruntergefallenen Geldbeutels des Grossgrundbesitzers werden und dann an der Tür des Schlosses stehen und Finderlohn haben wollen. Deshalb findet die Putzfrau nicht selbst (obwohl i h r Herrschaftsverhältnis an der Geldbörse eigentlich direkter kaum sein kann) , sondern sie findet als "Besitzdienerin" für den Geschäftsinhaber und muß i h m den Fund abliefern.
Könnte ja jeder kommen...schließlich soll arm bleiben, wer schon mal arm i s t .
Zurück zum Bus: man konnte sich also lang darüber auslassen, ob man so etwas großes wie einen Bus verlieren (kann man) und finden (kann man auch) kann und wem der süße Lohn zusteht.
Wesentlich abstruser und an der Grenze des Verstehbaren war der Sirius-Fall (amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen, 32.Band, S. 38, also BGHSt.32, 38):
Da hatte ein Mann seiner ihm weitgehend in vielerlei Hinsicht hörigen Freundin weisgemacht, er käme vom Planeten Sirius und habe die Aufgabe, einigen wenigen ausgewählten Menschen ein Weiterleben nach dem Tod zu sichern. Um ihm diese verdienstvolle Aufgabe hienieden zu ermöglichen, bräuchte es allerdings Geld. Neben einigem anderen ließ er sich also eine Lebensversicherung mit ausschließlichem Bezugsrecht über 250.000,-DM erstellen. Dann ging es nur noch darum, der Dame zu verklickern, dass sie zum Antritt ihrer Reise in die Ewigkeit jetzt nur noch ihrem störrischen Körper den Todesstoß versetzen müsse. Hierzu läge in einem roten Zimmer in der Schweiz ( Barschel, ick hör Dir trapsen) ein Körper bereit, in den sie sich hineinbeamen müsse. Dann würde der Rest schon klappen. Wie geheißen, tat die Dame, legte sich in die heimische Badewanne (auch hier die Verbarschelung) und liess den angestellten Fön in die Wanne plumpsen.
Ja, und h i e r brach der schöne Plan ab und die Dame überlebte.
Ja, das Gips ! Der Mensch ist manchmal etwas merkwürdig.
Für den Strafrechtler war das natürlich ein gefundenes Fressen: man gönnt dem Menschen eine gewisse Autonomie, deshalb ist der Selbstmord nicht strafbar (bitte jetzt kein neunmalkluges hähhä: wenn der Versuch scheitert, wäre eine Bestrafung ja ansonsten möglich!). Alle Handlungen der Teilnahme (Anstiftung, Beihilfe) folgen der Haupttat (Grundsatz der Akzessorietät), deshalb sind auch Beihilfehandlungen nicht strafbar.
Lag also hier straflose Teilnahme an der Selbsttötung vor oder hatte der Täter die Dame so weit am Gängelband, dass von einem freien Willen nicht mehr die Rede sein konnte und er sie nur als Werkzeug zum Erreichen seiner Ziele mißbraucht hat (dann versuchter Totschlag, versuchter Versicherungsbetrug in mittelbarer Täterschaft)?
Wenigstens da war mal was Lebensnahes: d e n konnte der BGH nicht mehr frei herumlaufen lassen.
Ja ...dem Holzweg der versuchten Bereicherung folgt das (Holz-) b e i n (SZ vom 27.09.2007, Panorama) auf dem Fuße: da kauft ein Ami einen Räucherofen. Zu Hause findet er in ihm ein komplettes menschliches Bein, das er eigentlich nicht gebraucht hätte. Nun gingen natürlich die Recherchen los...wer wollte da vor langer Zeit der Familie statt Räucherforelle Räucherbein vorsetzen?
Bei einem Flugzeugcrash 2004 hatte ein Herr John Wood (!) sein Bein so verletzt, dass es amputiert werden mußte. Er wollte aber aus religiösen Gründen später nicht als 6/8-Leiche bestattet werden sondern vollständig. Deshalb wickelte er sein Bein korrekt in Zeitungspapier und lagerte es im Räucherofen zwischen.
(Quelle: "Charlotte Observer" - http://www.charlotte.com/ - sollte es sich um eine Ente handeln - ich habe es nicht geprüft)

Dienstag, 25. September 2007

Ehe auf Zeit

Da hat also eine Person des öffentlichen Lebens eine M e i n u n g geäußert. Das ist eigentlich nichts Ungewöhnliches in der Poltik. Schäuble startet regelmäßig seine Versuchsballons, Kriegsminister äußern politische Ab-, und Ansichten, denen vom Bundesverfassungsgericht eben noch ein klares NJET entgegengeschleudert worden war.
Aber das ist ja auch gut so: in der Demokratie soll der Kampf der Meinungen toben und nicht jeder muß zum Glück mit allem einverstanden sein, was so in den Ring geworfen wird.
Nur: dasjenige, w a s in den Ring geworfen wird, sollte g l e i c h f a l l s eine Meinung sein: nur dann zeigt man sich selbst als ernstzunehmender Konkurrent auf dem Meinungsmarkt und
zeigt auch dem Gegenüber , dass man ihn einer Kommentierung auf gleicher Ebene für würdig hält.
Im Falle Pauli konnte man aber ohne weiteres mehrere Seiten Google mit Stellungnahmen aus allen Ecken durchforsten, ohne je auf etwas anderes als eine schlichte Darstellung des Gesagten(dass man eben die Ehe nur für 7 Jahre begrenzt, sozusagen "auflösend bedingt" schliessen solle) zu stoßen oder auf diffamierende, persönlich herabsetzende Schlammwürfe und eine wohl keineswegs zufällige Arbeit mit Appellen an niedrige Instinkte.
Insbesondere die eigenen Parteifreunde taten sich mit dem Bemühen hervor, Frau Pauli (wohl im Hinblick auf die zu schönenden Ergebnisse der bevorstehenden Wahlen zum CSU-Vorsitz) als eine auf den hehren Zielen der CSU herumtrampelnde Aussenseiterin darzustellen:
Herr Max Straubinger , seines Zeichens CSU-Landesgruppenchef:"Offensichtlich ist sie auf einem Esoteriktrip!".
Peter Ramsauer (man könnte s c h o n fragen, ob hier nomen=omen ist), Vorsitzender der CSUler des Bundestags meinte, das Thema Pauli sei für die CSU so wichtig "wie das Schwarze unter den Fingernägeln". Man beachte das , womit hier verglichen wird: wer hat schwarze Fingernägel? Was soll der Leser / Hörer assoziieren? : niederste soziale Stufe, kein fester Wohnsitz, Dreck, Abschaum.
N o c h perfider, weil schein-seriös hat es faz-net gemacht, wohl wissend, was dem einfachen-und nicht nur dem!- Gemüt seit den berühmten Fotos im Kopf herumgeht:
Es wurde zunächst ein ganz normaler Satz über Paulis Ideen geschrieben, nämlich:
"Daraus leitet sich für Pauli die Forderung nach einer Umwandlung des Ehegattensplittings in ein Familiensplitting ab, um damit nicht mehr die Ehe, sondern die Erziehung von Kindern zu fördern."
Klingt ja gar nicht so dumm.
N e b e n diesem Text war ein Bild von Frau Pauli zu sehen, das ihre obere Hälfte genau in d e m Moment zeigt, als sie - mit ihrer Ducati im Hintergrund - ihre Motorradjacke auf-/auszieht und ihr Oberteil in einem der Jahreszeit durchaus angemessenen Spaghettiträgershirt zeigt.
Ich denke es ist klar, welche Botschaft dem Leser hierdurch vermittelt werden soll: "Schaut- d a s kann sie, die Schlampe: ausziehen!"
Ja, solcherart Reaktionen gibt es schon seit ewigen Zeiten, wenn es jemand wagt, nicht zu 100 % im trägen Strom der Konformität mitzuschwimmen. Etwa 1980 hatte Alexander Mitscherlich über die Reaktionen auf Rudi Dutschke und andere verlauste und ungewaschene Studenten gesagt:
"Unter einer ganz firndünnen Schicht von Höflichkeit ist blitzschnell Ekel und nach dem Ekel Wut, Haß auf das ekelerregende Geschöpf aufzuquirlen."
(A.Mitscherlich, Sinnieren über Schmutz, Suhrkamp TB 213, S.57).
Warum tut man sich wohl so schwer, mit Argumenten statt mit der Jauchewurfmaschine auf abweichende Meinungen loszugehen?
Die Unsicherheit:
wie hier schon unter "Erste allgemeine Verunsicherung" beschrieben: der Mensch will sei´Ruh`. Deshalb schliesst er sich Institutionen an, in denen man seine Meinungen vetritt, deshalb blendet er alles aus, was die friedliche Ruhe stören könnte: wie die Spaghetti im Regal soll alles schön geordnet aufeinanderliegen - übersichtlich, praktisch, stromlinienförmig, damit man jederzeit alles im Griff hat.
Der Schniedel:
Der Mann als solcher darf ja ein bißchen mehr als die Frau. Er darf nicht bloß mit seinem Schniedel denken, er darf auch die Ergebnisse solchen Denkens in die Tat umsetzen: s e i n e r Reputation tut es ehr noch gut: der Mann, der sich einen Seitensprung leistet oder sich zotig gibt ist ehr noch der bessere Mann. So wie man gerade in Bayern zu jeder Hundsfötterei immer auch ein bißchen gedacht hat "..a Hund isser scho´!"
Die Frau hingegen genießt solche Privilegien beileibe nicht: ihr ist gerade in konservativen Kreisen ausschließlich die Rolle des Heimchens am Herd zugedacht. Wohl nicht ganz zufällig sind von 18 bayerischen Kabinettsmitgleidern der CSU 3 weiblich, bei den 124 Landtagsabgeordneten sind es 24 (also: 16,6 % bzw. 19,35 % - beides g e r i n g f ü g i g unterhalb des Frauenanteils in der Bevölkerung).
Und dann kommt da so eine daher und ist nicht nur eine gute Landrätin (wie die steigende Zustimmung in Paulis Wahlkreis gezeigt hat), sondern traut sich einfach zu viel- und das noch mit dem Touch unzulässiger, ja unzüchtiger Libertinage (die berühmten Fotos)...da m u s s der Mann einschreiten und so ein Geschöpf mit allen Mitteln dahin verweisen, wo es (angeblich) hingehört: in die Schmuddelecke zusammen mit psychisch Kranken, Schwarzfingernäglern und Prostituierten.
Brüche der eigenen Biographie:
Zusätzliche Veranlassung, nur b l o s s nicht auf Argumente einzugehen kommt womöglich daher, dass man ja auch von sich selbst weiß, wie wenig aus dem eigenen Anspruch (z.B.an das erhoffte Glück des lebenslangen Verliebtseins) geworden ist: man hat ja bei den hämischen Parteifreunden auch seine Seehofers oder Waigels, die nicht haben verschweigen können oder wollen, dass die Ehe auf Lebenszeit oft genug nicht mehr als ein Traum ist.
Aber: so etwas spricht man nicht aus. Die CSU ist für "Ehe auf Lebenszeit".Punkt. Ende der Debatte.
Bei den Studiengebühren gibt es ja auch folgenden Gedanken: "was man umsonst bekommt, schätzt man nicht" (oder zu wenig), deshalb soll sich der Student /-in durch die Zahlung fürs Studium des Wertes bewußt werden, den er da bekommt. Vielleicht gibt es da Analogien zur Ehe? Vielleicht ist ein Teil des folgenreichen Sich-gehen-lassens, sich-nicht-mehr-anstrengens, das so viele sich dahinschleppende Ehen prägt Folge des Bewußtseins "Ich hab ihn/sie ja [umsonst und] sicher!" ? Vielleicht ergriffe viele Eheleute im Jahre 6 der bange Gedanke, dass es nun aufs angedachte Ende zugeht und dass man dem ursprünglich so sehnsuchtsvoll gewollten Etwas wieder etwas neues Leben einhauchen müßte, um es nur ja nicht zu verlieren?
Ich glaube kaum, dass das vielen Ehen wirklich schlecht täte.
Zumindest ist der Gedanke nicht so fernliegend, dass man sich überhaupt nicht mit ihm auseinanderzusetzen bräuchte.
[Wer sich ernsthaft damit befassen will, findet erste Anregungen in der ZEIT vom 20.09.2007, dort S.19: ein Gespräch mit einer erfahrenen Scheidungsanwältin, einem Diplom-Psychologen und einer Pastorin]

Montag, 24. September 2007

Gewaltfreie Bockwurst mit Ariadnefaden

Der Ami ist ja eigentlich gar nicht so schlecht. Zu den guten, (k)alten Kriegs-Zeiten hat er in Europa einen sehr beliebten Radiosender (AFN für "American Forces Network") gegründet, der den armen Soldaten auch den Umgang mit ihren deutschen Bräuten erleichtern wollte und immer einen "todays phrase of the day" auswählte, mit dem man besser durchs Leben kam, wenn man ihn in Deutschland nicht bloß in englisch kannte/konnte. z.B. also : "Gehen wir heute ins Kino, Schatzi?"
M e i n phrase of the day soll heute sein: D u s o l l s t k u r z e, v e r s t e h b a r e S ä t z e m a c h e n und nicht ständig Klammern vollpacken und Sätze stapeln und schachteln.
Gut.
Es gab Bockwurst, Kunst und Klänge. Einer jener viel zu vielen Samstagabende, bei denen man nicht gerade bis zum Hals in hochinteressanten Veranstaltungen steht und gar nicht weiß, w e l c h e man nun zu eigenem Nutzen und Frommen auswählen soll. Hier halfen also 2 verdienstvolle Institutionen: eine mit etwas m e h r Tradition, das Steinbach-Bräu ( http://www.steinbach-braeu.de/) die andere etwas jünger: die Galerie Ars pro toto (http://www.ars-pro-toto.net/). Diese beiden hatten ausgemacht, sich an diesem Abend n o c h besser zu verstecken als sonst: ars pro toto, sonst in der Henkestrasse 66 im Hinterhof hatte ein paar Bilder unter den Arm geklemmt und sie in den tief in den B e r g hinein führenden Helbig-Keller der Steinbach-Bräu gehängt.
(Herr Helbig war etwa 1861/62 Besitzer der damaligen "Groß-und Exportbrauerei Henninger".)
Zum Glück wußte der arg-und wehrlose Besucher Besucher zunächst nicht, wessen Bilder er in den Tiefen des Raumes würde bestaunen können: hätte man gewußt, dass der Künstler aus Transsylvanien stammt, hätte man sich t r o t z des dankenswerterweise am Eingang ausgegebenen Ariadnefadens n i c h t ins Berginnere getraut: ständig hätte man Graf Draculas Zähne im Nacken gespürt - zumal zeitlich so nahe an der Lesung von Kinskis Sohn im E-Werk(Montag, 24.09.2007, E-Werk, Fuchsenwiese, 20 Uhr).
Wer sich durch die in den Eingangsstollen projizierte Videoinstallation ins Innere gewagt hatte wurde zunächst von transsylvanischer Waldesruh´, dann aber hinter einer Wegbiegung plötzlich von merkwürdig sphärischen Klängen umfangen. Deren Herkunft erschloss sich dem Ahnungslosen auch nach der nächsten Wegbiegung nicht: ein hübsches Mädchen, ein paar unterschiedlich große und breite Basaltsteine, ein Mann...mehr war nicht. Doch just dies war die Quelle des so noch nie gehörten Säuselns: Der Mann, ein Herr Scholl (im Detail zu finden unter http://www.mutterklang.de/ - wo man ein bisschen...naja...Esoterisches finden kann) rieb mit seinen Fingerspitzen die Steine und sie gaben Laute von sich, kaum zu jloobm. Ihnen diese Töne zu entlocken, sei nicht so einfach, sprach Herr Scholl: man müsse mit ihnen üben und sie änderten sich im Laufe dieser Schulzeit auch.
Schon länger geübt hatte ihren Gesang die Hübsche, mit Namen Sonja Uttenreuther: s i e mischt massgeblich mit im Gesangverein Eltmann (näheres:www.saengerlust-eltmann.de).
Nach so viel eso-Klängen war dann doch a gscheite Bockwurscht das Richtige und siehe da: g e n a u die sponsorten die Veranstalter uns am Eingang.

Freitag, 21. September 2007

Die Tiere des Waldes

N e i n - es ist noch n i c h t der Weihnachtsmarkt, ich hatte es auch befürchtet. Es ist auch nicht die Nachtigall, auch wenn sie viel mit dem Thema zu tun hat: es wird zwar nicht mehr lang hin sein, dass das Auftauchen erster Schokoladennikoläuse mit dem Ende der Freibadsaison zusammenfällt- d e r z e i t findet (nur) die Veranstaltung "Wald.Holz.Umwelt.2007" auf dem Schlossplatz statt.
Es war eine wahrhafte DunkelGrün-Runde bei der Eröffnung gestern: wer auch immer vom Forstamt Fürth oder der Vereinigung "Borkenkäfer? - nein, danke!" noch ein Stück Hirschknopfiges im Kleiderschrank hatte, zog es heraus und nachertla an und fand sich stolz unter Gleichgewandeten und ebenso Gesinnten ein.
Sogar -neben einem in der langen Begrüßungsrede gewürdigten Herrn HOLZSCHEIT - ein echter angeblicher bayerischer MINISTER soll da gewesen sein: "Miller", so stellte er sich vor.
In seiner Rede mit zum Teil bedenkenswerten Gedanken wollte er auch einen französischen Soziologen zitieren, machte ihn aber zum "Sozialisten" . Is ja wurscht - für einen wackeren CSU´ler kommt das eh´alles aus einer s e h r verdächtigen Richtung, da kommt´s auf Details nun w i r k l i c h nicht an.
Der Zitierte hatte gesagt: "Die Natur verkommt zur Kulisse" .
Also, Eltern: m a c h t was mit Eueren Kindern-lasst sie einen Hund erziehen, geht mit Ihnen Pilze sammeln, zeigt ihnen die Laubfrösche, die ihnen dabei zwischen die Füße hopsen.
Es g i b t ein Leben jenseits des DVD-Players.
Sehr positiv zu vermerken: ein freundlicher Förster aus Fürth verwaltete und erklärte eine große Sammlung dort liegender Baum-Setzlinge (Eiche, Hainbuche, Douglasie, Wildkirsche u.a.), die man zum heimischen Einpflanzen geschenkt bekommen konnte.

Mittwoch, 19. September 2007

Email

Firmen ! Privatmenschen! Stadverwaltungen! AUFGEMERKT:
Geben Sie b i t t e um Himmels willen auf Ihren Internetseiten unter "Kontakt" oder "Impressum" Ihre mailadresse an und ersparen Sie den armen Kontaktsuchern diesen Quatsch mit outlook !!
Warum: nicht nur, dass man Sie so nicht in die eigene Datenbank übernehmen kann: wem ist es n i c h t schon oft passiert, dass man sich eine mail vom Herzen quetscht und nach Stunden des Schreiben erfährt man dann beim Absenden, dass "der Server leider....bla bla bla...und deshalb b l a b l a b l a ..."
Nix woarsch. Shit.
Also: mit offenem Visier kämpfen heißt die Devise !

Montag, 17. September 2007

Arcaden II

Das Letzte, was man während des Endspurtes hat lesen können war, wie trefflich und umfangreich sich die Architekten sogar über die Beregnung der Buswarter und -innen Gedanken gemacht hatten: dass ein in großer Höhe vorkragendes Dach nämlich die Wartenden genauso schlecht schütze wie die vom Publiko als fehlend gerügten Buswartehäuschen.
Gehen wir mal davon aus, dass das der Regen auch weiß.
Die Anbringung der Außenwerbung am Wochenende zeigte für die gierig auf N e u e s Wartenden ehr ein Gruselkabinett des lange Bekannten: Reno-, und Deichmann-schuhe, New Yorker, Vodafonee...oh je...nichts, was wir nicht schon gehabt hätten ohne es zu brauchen: Vielleicht hat es aber immerhin für das Stadtklima positive Folgen, wenn der Kohlrouladenduft der miefigen Billigware nicht mehr die g a n z e Stadt durchweht, sondern sich konzentriert und hermetisch abgeschlossen unter einem Dach befindet. Da können wir dann die Einkäufe in der ruhigen Reststadt geniessen, ohne auf Schuhe für 7,95 € (solche wurden in den den Erlanger Schnarchrichten beigelegten Werbebroschüre als einer der Knüller der Arcaden beworben) zu stossen. Doch auch dabei werden wir schon von dem Wind umweht, den die Arcaden produzieren: wer bis 30.9. bei "Ihr Platz" (oder sagte man dann: bei "Meinem Platz"?) gleich z w e i Paar Slipeinlagen kauft, zahlt statt satter 2.99 € bloß 2.49 € (sagt der Prospekt).
Genug der Vorrede:
Man hatte sich ja schon gefragt, wieso so etwas Wichtiges wie die Eröffnung augerechnet an einem Dienstag (statt am Wochenende) stattfinden mußte...Es steht zu vermuten, dass man dann gänzlich haarsträubende Verkehrsverhältnisse zu erwarten gehabt hätte und man sich s o die dann vermutlich am Montag schlechte Presse ersparen ("Geiz ist geil") wollte.
So ward denn also zunächst am Montag abend der schöne Vorplatz von einem Häuflein wichtiger und sich für wichtig haltender Männ-, und Weiblein gefüllt, angeführt vom wie immer gut gelaunten Bürgermeister Lohwasser (das schreckliche Handtäschchen sei ihm verziehen: vielleicht braucht man für den Redetext doch ab und zu einige Informationen oder hat einfach Schnupfen und muß eine Großpackung Tempos mitnehmen) und neckisch umspielt von zwei roten stachligen Riesen, die auf die Prominenz der Teilnehmer keine Rücksichtnehmen mußten.
Jedenfalls war die Atmosphäre angenehm ruhig und man konnte auf den bequemen Stühlen des angrenzenden Cafés das Ensemble auf sich wirken lassen. Und es w i r k t wirklich: trotz der gigantischen (für Erlanger Verhältnisse zumindest) Größe angenehm leicht, luftig und transparent - weit entfernt vom hohlen Protz des Helmut-Kohlschen Kramnpfzleramts in Berlin.
Ja, die Architekten KJS+ sind ja keine Dummen: wer schon mal (nur e i n e s der Werke..) im Garten des aussergewöhnlichen Hauses Jägerstrasse 3 (in Erlangen: zwischen Bayreuther-, und Bergstrasse) war, wird dort einen Trick festgestellt haben, der nun bei den Arcaden so to say reziprok wirkt. Das Motto scheint zu heissen: "die Biegung macht´s!"
In der Jägerstrasse galt es , einen ebenso zu langen wie zu schmalen handtuchförmigen Garten weniger schlauchmässig und beengend aussehen zu lassen. Dies wurde genial dadurch gelöst, dass man die in den Garten führende Hauswand nicht einfach gerade, sondern vom Inneren weg leicht nach Aussen zu gekrümmt verlaufend (gewiß eine Herausforderung für jeden tapferen Maurer) plante - der Garten sieht dadurch viel größer aus.
Bei den Arcaden sorgt dafür die Krümmung im Inneren dafür, dass man von der Größe nicht erschlagen wird.
Meine Herren: Gratulation.
(Vielleicht liegt´s an dem neuen Outfit/Corporate Design, das sich die Herren gegeben haben im Logo: untermalt von Farben mit Le Corbusier-Touch und Linien im Sinne der Theorie(en) von Leonardo da Pisa, später Leonardo Bonacci, einem Mathematiker, der etwa 1180 bis 1241 lebte und über den man spricht:
" Mit Fibonaccis Zahlen verbinden sich für uns Dynamik, Wachstum und kreatives Problemlösungspotential"
(so zu lesen bei www.jumk.de/fibonaccizahlen/fibonazzi .php)
Um 6 jedenfalls herrschte Belagerungszustand: Menschen mit einem Durchschnittsalter von etwa 20-30 mußten offenbar zwanghaft alles mitnehmen, was sich nicht einfach so transportieren liess: den Plasma-Bildschirm mit 106 cm Bilddiagonale, den Laptop für 699,- €...Alles was gut (Stereoabteilung: gähnende Leere) oder klein war (der Braun-Rasierer aus der alten 3´er Serie, aber dafür aufgepept mit einem "Haaraufsteller" für 22,- €-wollte niemand) blieb weitgehend unbeachtet.
Das folgt natürlich durchaus einer gewissen Logik: wenn man den Ferrari für 85.000,- € bekommt, kann man sich von den "gesparten" 70.000,-€ ja schon fast ne Ein-Zimmer-Wohnung leisten - d a s geht natürlich beim Kauf eines USB-Sticks nicht.
I c h hätte mich schon gar nicht hineingetraut: am Eingang des Saturn hatte man 3 Herren plaziert - Typen , die man in dieser Drastik sonst nur bei Boxkämpfen sieht: wahre Hünen von Gestalt und Gewicht, gegelte Haare, Headset oder Sprechfunk als Waffen am Mann, mühsam in Anzüge gezwängt, die ihren Mangel an Seriosität nicht kaschiern konnten (der eine der Herren hatte - "einfachheitshalber"? -dazu auch seine Normalschuhe an: puma-Turnschuhe).
Zwischen dem Ansturm (von dem aber die aus München importierten Saturn-Mitarbeiter sagen, das sei n i ch t s gegen die Zustände bei Eröffnung in größeren Städten gewesen!) bei Saturn und der Öffnung des Gesamthauses um 8 Uhr war ein bisschen Zeit zum Eindrücke-Sammeln: wer auf die oberen beiden Parkdecks fährt, hat einen schönen Ausblick auf Goethestraße, Altstadt und den Burgberg - zum Glück hat man da eine Art Mittelding zwischen Drahtzaun(wahrscheinlich haben die vielen hier zu hörenden Sachsen ihren "Maschndrahtzaun" mitgebracht) und Lochblech angebracht, der die Sicht nicht behindert.
W e n i g gelungen ist die Praktikabilität der Orientierung beim Parken/Einkaufen: wer sein Auto verlässt, sieht nur an ganz wenigen Stellen (ich wurde gefragt, ob ich wüßte, wo...), wo es zu den Aufzügen geht. Genauso auch beim Zurückkommen zum Auto: weder in den Aufzügen sieht man, was auf den einzelnen Etagen angesiedelt ist (vielleicht eine Folge der übereilten Öffnung) noch an dem Plastikbutton, den der Parkautomat auswirft, wo das Auto stehen könnte. Man muß es sich merken.
Leider interessiert das Problem auch kein Schwein: sagt man es der däumchendrehenden Dame am Empfang, erfährt man, dass das Problem bekannt, das Zendäämänädschment dafür aber unzuständig sei. Ein Herr(naja), der mich uniformiert bei den Parkplätzen ansprach und sich als Ordnungsmacht gerierte, wollte gleichfalls hiervon nichts wissen. Es wird sich also nichts ändern - die Leute werden weitersuchen müssen.
Eigentlich wäre es doch möglich, dass in jeder Parkebene ein Automat Parkkarten mit dem Aufdruck des Stockwerks auswirft...Naja, wir ham´ja noch unser Gehirn.
Die Kosten für so einige Nacharbeiten (z.B.die offenbar in aller Eile bearbeiteten Übergänge von Wandverputz zu den (vermutlich) Schaltkästen bei den Aufzugseingängen der Parkdecks - da hat der Handwerker in mir schon aufgejault. Oder: die Betonplatten, die auf der Nordseite bei den Bushaltestellen um die Gully-Deckel verlegt sind. hier hat man "Kreise" mit dem Lineal, nicht mit demZirkel gezogen, ziemliche Schlamperei) tragen wir ja via Kauf eines Plasmafernsehers selber.
Am Ausgang des Lifts hatte die genial planende (Sicherheits-) Firma einen Herren aufs Parkdeck gestellt, vor dem man sich mal nicht fürchten mußte: er hatte Normalmaße und war ein ziemlich armer Hund: hatte fast schon die ganze Nacht gearbeitet und mußte noch den ganzen Tag für weiter geordneten Ablauf sorgen.
D i e s versuchte man auch an der Ausfahrt des Parkdecks - allerdings nicht immer erfolgreich: wegen Überlastung der Warenanlieferung mußten die LKW zum Teil durch die bei der Ausfahrt gelegene Anlieferung fahren, was natürlich den Abfluß der schon gekauft Habenden kräftig behinderte.
Dennoch gab der hierfür zuständige Herr des "Zendäähmänädschmänds" bereitwillig Auskunft(dass es nämlich 600 Parkplätze gäbe, von denen um 7 Uhr 15 erst 317 besetzt waren - um halb 10 war alles dicht), wofür ihm gedankt sei (womöglich hatte meine Frage aber Folgen, s.u.)
Ganz im Sinne von Bischof Meissner gab dann ein Pfarrer salbend-sakrale Worte zur Einweihung und Segnung des Ortes von sich, bevor der OB nach kurzer Rede (in der er dankenswerterweise die nach Erlangen gelockt Werdenden bat, auch in den s o n s t i g e n Teilen Erlangens, wie der Schiff-, und der Nürnberger Str. einzukaufen) punkt 8 Uhr das klassische rote Band durchschnitt und den (nunmehrigen, da ja gesegnet) Konsumtempel freigab.
Nach 2 Stunden ruhelosen und interessierten Kuckens war mir erst mal nach einem Päuschen - eingenommen im Café gleich links neben dem Eingang - bestückt mit e c h t e n t a l i e n e r n .
Und siehe da-big brother is watching you-sprach mich über die Schulter ein Herr der/des (?) MFI = Zendäämänädschment an und fragte, was ich hier täte, ob ich von der Presse sei, ich hätte hier niemanden zu interviewen, schon gar nicht etwas NEGATIVES zu verbreiten...man werde mich"im Auge behalten".
Aber meine H e r r e n... wer wird denn Schlechtes denken?! Schieben wir die kleine Entgleisung der Nervosität des Beginns zu.
Das Folgende wird mir daher wohl schon ein Hausverbot einbringen: wo sollen eigentlich die Fahrräder hingestellt werden - oder will man die gar nicht erst haben? Fahrradständer habe ich jedenfalls keine gesehen. Es würde den großzügigen Platz vor dem Haupteingang sicher k a u m verschönern, wenn dort 100e von Rädern stünden.
Geschockt von der Intervention des big brother, gestärkt vom café kam nun der Rest dran: das Gebäude wirkt -durch die ihm innewohnende Biegung - keineswegs protzig-erschlagend, das war als Angenehmes zu registrieren.
Die Läden - s e h r durchmischt: viel Billigschrott im Kleidungssektor, der uns sicher nicht lang erhalten bleiben wird (wenn nicht d o c h die Totalinvasion der Forchheimer kommt). Einige erfreuliche Neuigkeiten: z.B.ein Thommy Hilfiger-Laden.
Wer sich von d i e s e m aus ins nächste Stockwerk begibt, findet einen (ich vermute) Hilfiger-Imitat-Laden: Nennt sich Casa Moda - dort gibt es z.B. Pullover in klassischen Designs und einem Logo, dessen Farben kaum zufällig a u c h rot/weiss/blau sind und bei denen hinten-oben gleichfalls innen als Futter der Jeansstoff auftaucht...Merke: nicht bloss der Chines liebt die Produkte der erfolgreichen Hersteller der Welt. Dafür kosten die besagten Pullover eben auch keine 99,95 Euronen, sondern deren bloss 49,95. Einen Lebensdauerhaltbarkeitstest konnte ich angesichts der Jugendlichkeit der Arcaden noch nicht machen.
Schön gemacht mit 2 verschiedenfarbigen Fußbodenhölzern der Spielzeugladen (Jako) über dem Eingang.
Erfreulich auch, dass man in der Innenstadt endlich (nach dem Wegfall von Meseke, dem Kaufhof-Tiefgeschoss) wieder Essen kaufen kann und nicht für jeden Furz in einen neuen Laden rennen muß: der gute alte Bauernladen Dorn (früher neben dem H&M in der Nürnberger Str.), immer gut für ein leckeres Brotsortiment und ebensolches aus dem Bereich Wurst/Aufstrich ist gleich am Südeingang zu finden (warum man gleich daneben den Beck gelegt hat...hmm...kein Meisterstück), eine "Vollsodimendor" des guten alten DDR-Konsums (der Kenner weiß, daß er auf der ersten Silbe zu betonen ist) aus Leipzig (man hört´s) und mehrere Spezialisten für das Eine oder Andere aus dem Futterbereich. Gute Idee.
Beim KONsum gibts endlich mal Bionade - sehr erfrischend-angenehmes Getränk.
Ein Kaffeechen gibts auf jedem Stockwerk-einige Klassiker sind vertreten, ganz marktwirtschaftskonform kostet der espresso am Eingang am meisten (1,90 €) und im Keller am wenigsten (1,50 €), was aber auf die Qualität keinen Einfluss hat.
Exklusiv gibt es auch ein Illy-Café: das ist ja für jeden echten Fan des Multi-Straftäters Berlusconi doch eine gewisse Genugtuung: Riccardo Illy, seines Zeichens Inhaber der Firma , war zunächst ab 1993 Bürgermeister von Trient und hat dann als späterer Regent der Region Friaul/Julisch-Venetien die Partei Berlusconis aus diesem Amt verdrängt.
Es ist dies erst der 6.Illy-Shop in Deutschland. Der dort arbeitende (wiederum: e c h t e , aus Bergamo, sonst in Zwickau arbeitende-er schien mein "WAS? des is ja n o c h schlimmer!" verstanden zu haben)) Italiener hat mich s e h r erfreut: neben seiner äußerst progressiven Brille ist er einer der wenigen Menschen, die n o c h abstehendere Ohren haben als ich. Danke, das hat gut getan am frühen Morgen.
Den Trend e t w a s verschlafen hatten Vodafone und H&M: wo man bei den anderen um 8 sektgeschwängerten O-Saft gereicht bekam (keineswegs bei a l l e n übrigens), bedeutete mir eine etwas mißmutig vor dem Laden stehende vodafone-crew etwas stark dünnlippig, man öffne erst um halb 10 - da war wohl was schiefgelaufen.
H&M sonnte sich dagegen offenbar guten Gewissens in seiner Verschlafenheit.
Ja, also i n s g e s a m t : positiver Eindruck. Wird man beobachten, aber sicher nicht das letzte Mal dort gewesen sein.
Heimgekehrt zum 2. Frühstück traf ich in der Apfelstrasse eine Politesse - eine, die diesen Namen ausnahmsweise durchaus verdient hatte, mit der ich - mich vor dem Zendäämänädschmänt sicher wähnend - erneut unerlaubt Gespräche führte.
Sie teilte mit, die "Bürger" hätten sehr diszipliniert geparkt, in den Verstoßklassikern Goethe-, und Güterhallenstrasse habe man überhaupt nichts aufzuschreiben gehabt (ich bildete mir ein, einen Ton des Bedauerns vernommen zu haben). Sie freue sich im übrigen über "DM" in den Arcaden - dort gäbe es ein billiges und qualitativ hochwertiges Angebot. Und für den Innenstadtbewohner eine frohe Kunde unter der Hand: man habe (inzwischen-ich kenne das anders!) von höchster Stelle Anweisung, nun erst ab 9 Uhr 30 (bisher mußte man ab 8 damit rechnen) rigide Knöllchen zu verteilen.
Hätte ich ein Mandat anderer geplagter Innenstadtbewohner würde ich sagen: Danke, Stadtöbere.
P.S. ...ach übrigens: um e i n e s kümmerten sich die Herren von der Security nicht: den etwa 103-fachen Verstoß gegen die Arcaden - Hausordnung: dort steht unter Ziff. 3 nämlich, dass das "Feilbieten von Waren nicht erlaubt" sei...Ach!?
Nachlese
Man hat schnell reagiert beim Zendäää: inzwischen wurden vor dem Haupteingang 3 Hinweisschilder aufgestellt, wo sich die F a h r r a d s t ä n d e r befinden, man findet sie also in ihrem guten Versteck (am Haupteingang einen Blick gen Süden werfen und dort durch eine große Durchfahrt gehen-auf dem Rückweg öffnet sich durch dieses Tor schön langsam der Blick auf Baum vor dem Eingang und Kirche am Hugenottenplatz: h a t was!).
Bei den Aldi-oder Lidl-Fahrradständern hat man ja immer das Gefühl, dass man ein ziemlich spastisches Fahrrad (nämlich mit einem etwa um 15 ° schiefsitzenden Vorderrad) haben müßte-h i e r hat man alles passend gemacht: das Ratt paßt nicht nur rein, man kann auch gut den Rahmen anschliessen).
Beim Betreten der Galerie von der Nürnberger Strasse aus passiert man recht bald eine Installation ("Digital River") von Fabrizio Plessi (der übrigens eine ziemlich gute Präsentation unter http://www.plessi.it/ besitzt), ein nettes Stück Kunst am Bau-leider schon von zahlreichen Fußspuren der Kinder verkratzt, die dort baden wollen. Mangels e c h t e n Wassers können sie aber bloß rutschen, ein Vorgang, der aber von quer verlaufenden Streben kinderfreudemindernd unmöglich gemacht wird.
Des morgens hat man beim Schlendern in den Arcaden auch um 9 Uhr schon den positiven Eindruck (den Erlangen ja ansonsten heftigst-schlafmützig zu vermeiden trachtet), dass die Stadt bereits eine gewisse geschäftige Lebhaftigkeit ausstrahlte: immerhin sind die noch geschlossenen Läden schon beleuchtet und das Wuseln bei den Essensproduzenten und denen, die nicht ausschlafen wollen, überträgt sich stimmungsmäßig auch auf den Rest.
Wer gezielt etwas zu Essen kaufen will (im Keller) trifft auf gewiss beabsichtigte Fußgängerstromlenkung: e r s t möge der Besucher doch bitte mal s c h ö n oben anfangen und sich alles zu Zwecken späteren Konsumes anschauen, bevor er seinen ordinären Gelüsten nachgeht: eine Rolltreppe nach u n t e n findet sich erst ziemlich weit im Inneren und das schamhaft versteckt hinter einer nach o b e n Führenden.
Aber, Gott: w i r Schlaumeier durchschauen das natürlich.
Die Gebäuderundung hat in der Tat einen überraschenden Effekt: wer sich vom Haupteingang aus einfach treiben läßt und dann gedankenverloren am anderen Ende hinaustritt, denkt sich"H u c h?? Was ist denn d a s für ne Strasse!?!" (die man da innerlich scheinbar von Ost nach West verlaufend plötzlich vor Augen hat). Aber: es ist eben die Nürnberger Straße, keineswegs verlegt.
Bei den Essensangeboten hat sich auch die Nordsee angesiedelt: etwas ungemütlich, wie sie es zu lieben scheint, aber immerhin gestankfrei. Als Apfelstrassenbewohner, der regelmäßig von den Ablüften der Fischbehandlung (der Fußgängerzonen-Nordsee )begast wird (die Düfte sollten e i g e n t l i ch über den langen Schornstein entsorgt werden, doch leider...), hofft man, dass nicht anwohnende Nasen hier an irgendeinem Eck das üble Nachriechen haben werden.
In Erlangen bisher den Versuch zu unternehmen, sich eine gute Zigarre zu gönnen war ziemlich nutzlos: nur das, was früher "die Gunia" in der Weißen Hertzstraße war, ist uns geblieben: ein Laden, der ausnehmend freundlich geführt wird und wo man auch kompetente Beratung geniesst, der aber aus allen Nähten platzt und daher einfach kein ausreichendes Sortiment zu Verfügung stellen kann.
Wer sich über die Treppe zu einem...äh... größeren Elektromarkt...in den Keller begibt, findet nun eine Filiale von W o l s d o r f f , die hieran etwas ändert: zumindest gibt es einen begehbaren Humidor, der e i n i g e auch cubanische Marken beinhaltet (S.Cristobal, Trinidad), die man bisher nur bei der Queen des fränkischen Zigarrenwesens ( Frau Christine K l e v e r , Casa del Puro, am Hauptmarkt in Nürnberg, http://www.casadelhabano.de/) bekommen konnte. Ob die B e r a t u n g bei Wolsdorff dem Angebot entsprechen wird, weiß man nicht. die bisher zuständige Dame (sehr freundlich auch sie) ist lediglich übergangsweise aus Bamberg ausgeliehen.
Erlangen ist ja nicht Kreuzberg-schon gar nicht das verhaute Kreuzberg, das es vor 1989 war. Dort hatte ein Buch von Sven Regener über das Lebensgefühl in Berlin in der Vorwendezeit gespielt, das von Leander Haußmann zu dem Film "Herr Lehmann" verarbeitet wurde(http://www.herr-lehmann.de/). Herr Lehmann tingelt sich so durch -alles ist ihm ein bißchen zu viel, aber zum Glück ging auch in Ostberlin das Bier nie aus, sodass Herr Lehmann immer ein bisschen Trost finden kann.
Als altem Besuchs-Ostler überkam mich auf einmal dieses Lebensgefühl, als ich bei der sehr schlecht besuchten (was der Segafredo-Café nicht verdient hat!) Bar im Konsum (Arcaden-Tiefgeschoss) sass:vor meiner (allerdings nüchternen) Nase tauchte als Servicekraft Frau Lehmann , 27, aus Dresden auf und bediente einsam, aber freundlich (es gab einen zweiten Keks).
All diese echten und zweifelhaften Genüsse setzen natürlich voraus, dass der Willige den Arcadenbesuch überlebt: dies ist jedoch vor allem an Samstagen keineswegs gesichert: die Klimaanlage hinterläßt ehr einen Leichenberg-ein Luftgemisch wie nach dem 13-Uhr -Läuten in der Schule: immer hart am Rand des Erstickungstodes.
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