WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

_____________________________________________

Freitag, 29. Februar 2008

Bin sehr betroffen !

In einem meiner wenigen Lieblingsbücher (Die Tante Jolesch, Friedrich Torberg) findet sich eine Stelle, in dem ein Herr einfach nur an einem Obststand in Wien einen Apfel kaufen möchte, ihm dann aber das gewählte Exemplar etwas zu verdrückt ist. Er wird daraufhin umfangreichst wienerisch zugeschwallt, es seien aber wirklich gute Apferln, sie seien nur im Karton a kloans bisserl verdruckt worden, ansonsten aber so saftig und und und...
Um den Schwall zu stoppen, fährt er sie an:
Die Genesis interessiert hier nicht !
Die Verkäuferin schwieg daraufhin verdattert.
Daran muß ich am Wochenende bei Lektüre der SZ-Heiratsanzeigen oft denken. Vergangenen Samstag liess wieder eine Dame verlauten:
Ich lasse wieder "Nähe" zu !!!
-schrieb sie ebenso fett gedruckt wie fälschlicherweise in Gänsefüßchen (oder meinte sie´s gar nicht ernst, ihre Nähe?)
Mädla, wenn Du keine Nähe-ob nun mit oder ohne Gänsefüßchen "zulassen" wolltest: würdst Du dann ´ne Heiratsanzeige aufgeben? Stichwort: Die Genesis interessiert hier nicht!

Mittwoch, 20. Februar 2008

A su a G´waaf !

Ist nomen immer omen ?Alles natürlich auch eine Sache des Sprachgebrauchs: der gemeine Niederbayer bleistiftsweise kann mit einem Wort wie "Gelaber" nichts anfangen: als ich im Studium bei meiner ersten Studiums-Freundin Frieda zu Gast war, konnte sich niemand meine diebische Freude über das erklären, was in Geiselhöring und Umgebung zu Bildungszwecken benutzt wurde:
Allgemeine Laber-Zeitung: Nachrichten aus dem Landkreis Straubing-Bogen 29.03.2007 13:17:22 Nachrichten aus dem Landkreis Straubing-Bogen bringt die Allgemeine Laber-Zeitung Allgemeine Laber-Zeitung

Sonntag, 10. Februar 2008

Herr, Obama Dich unser

Nun haben wir sie, die Arcaden. Wir müssen mit ihnen leben, sie wollen mit uns leben. Und sie wollen, dass es uns erlebnisshoppingtechnisch einfach supergut geht.
Und dafür setzen sie alle Hebel, ja die ganze Welt in Bewegung. Von der plattesten Baggerleistung bis hin zur Philosophie-die Arcaden sind mit uns.
Für die Philosophie zuständig ist der Konsum. Seine Winzer (von Vinedos Emiliana) haben die Philosophie, "dass die Qualität des Weines im Weinberg entsteht."
Ei, gugge da !
Immerhin darf der Weinberg da bleiben, wo er ist.
Nicht so der Jacobsweg: seine steinigen Pfade, Berge und Kirchen werden demnächst vom Zendäämänädschment abgetragen und nach Erlangen verfrachtet, denn: die Barmherzigen Brüder sagen Danke (das aber nur in Anführungszeichen) "und verlosen den Jacobsweg."
Erlanger - macht den Frühjahrsputz gründlich-Ihr werdet viel Platz brauchen.
Auflassungsvormerkungen erteilt das Amtsgericht Santiago de Kompostela.
Eben noch kam der Süddeutschen Zeitung das Verdienst zu, im Rahmen ihrer Serie über unsere Nahrungsgewohnheiten mit dem Unsinn aufgeräumt zu haben, der menschliche Körper enthalte "Schlacken", die es im Frühling zu entschlacken gäbe und schon droht neues Geröllunheil aus Schbananien. Zum Glück sind die Arcaden ein perfekt organisierter Wirtschaftskreislauf: bei Tee-Gschwendner ("Fit in den Frühling") wird mit Bio-Kräutermischung (Geschmack: Apfel, Fenchel und ein Hauch Lavendel) das Häufchen Spanien wieder entschlackt.
Pünktlichst zum Winterbeginn (ganz Erlangen sonnte sich in den Cafés, sofen diese nicht wieder mal verschlafen hatten) drohte uns K&L Ruppert (im Rahmen seiner Frühjahrskur inzwischen hartnäckig nur noch K&L heissen wollend) mit einer neuen Eiszeit, die via Power-Shopping zu erreichen sei:
"Ziehen Sie sich warm an: Wintermode zum Bestpreis!"
Warum auch nicht: auch "Flocke" hat ja im Frühling ein echtes Eisbärenfell an - warum sollen wir das erste Eis nicht in Daunenanorak und Skistiefeln geniessen?
Geistesmenschen ("Esprit Men") treffen sich zum Alphabetisierungsgrundkurs bei Esprit - wo sie vermittels der dort entwickelten Finger-Zeige-Technik binnen kürzester Zeit das Wort ESPRIT fehlerfrei zu schreiben lernen werden.
Wem das alles noch nicht anstrengend genug war, kann sich zum Höhepunkt bei Hussel einfinden. Dort macht Valentin Paare froh: alle Streits über zugekieste Wohnzimmer, zeugungsunfähige Ehemänner in Liftanzug und Daunenfäustlingen werden sich dort in Null komma Nichts in vorösterliche Harmonie verwandeln.
Auch ich bin nun äusserst milde gestimmt:
Erlangen Arcaden aktuell
(Nr.6 vom 09.02.2008)
hat meinen Sonntag gerettet (auch ohne "Coupon-Flyer" - was immer das ist).

Freitag, 8. Februar 2008

Fette Justizbeule

Justiz ist teuer und der Staat hat kein Geld. Deshalb wurde vor ein paar Jahren das Prozessrecht ein bisschen reformiert. Dafür finden sich immer eingängige Worthülsen, die dem Ganzen einen bürgerfreundlichen Anstrich geben. Damals war das die "Stärkung der Amtsgerichte" - sie waren zwar vorher keineswegs schwach, vielmehr klagten Richter am Amtsgericht über steigende Eingangszahlen und hohe Arbeitsbelastung. Diese "Stärkung"sah so aus, dass die Berufungsinstanz quasi abgeschafft wurde: bisher hatte in der Berufung in Zivilsachen der am Amtsgericht verhandelte Fall in vollem Umfang neu aufgerollt werden können, mit neuer Zeugenvernehmung und allem, was der Zivilprozess an Erkenntnismöglichkeiten bietet. Dies war in vielen Fällen auch bitter nötig. Mit der Reform ist die Berufungsinstanz der Revision angeglichen worden, eine Überprüfung amtsgerichtlicher Urteile durch die Landgerichte ist nur noch möglich,
"wenn die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat oder die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Berufungsgerichts erfordern" (§ 511 IV ZPO)
Zwar meint jeder arme Bürger seinen Casus immer sehr ernst, aber im schummrigen Licht dieser Vorschriften ist er kaum je "grundsätzlich" oder rechtsfortbildend.
Im Einzelfall konnte einem also folgendes passieren: ein wackerer Mittelfranke bestellt bei einem Steinmetz einen Grabstein und will dann an einem kalten Wintertag auf entsprechende Vorankündigung das Werk des Steinmetzen besichtigen. Er wird an der Rezeption von einem Mitarbeiter der Firma in Empfang genommen und in den hinteren Teil des Betriebsgeländes geführt. Unter dem etwa 5 cm hoch liegenden Schnee hatte sich eine Plastikfolie tückisch versteckt, der Franke stürzt und seine Hüfte erweist sich als wesentlich weicher als die steinerne Wegeinfassung, auf die er fällt. Eine fette, faustgroße Beule (Hämatom), die später sogar operiert werden muß, ist die Folge.
Die Versicherung des Steinmetzen sagt, was Versicherungen in solchen Fällen sagen: Wir zahlen nicht (Rechtslage angeblich unklar)-das spart Geld und der Bebeulte mag sehen, wo er bleibt.
Am Amtsgericht Neustadt an der Aisch erwartet den schmerzhaft Gestürzten ein Richter, der ein bekannter Strafrechtler ist und sich in Zivilsachen schon einen gewissen Ruf für seine bisweilen sehr bemerkenswerten Ansichten geschaffen hat.
So hält er es auch hier: der vom Angestellten begleitete Marsch über das Betriebsgelände sei so etwas ähnliches wie das Betreten eines Kaufhauses bei Matsch und Schnee-da könne man auch nicht einfach hinfallen und dann Schmerzensgeld wollen.
Mit der schönen neuen Zivilprozesswelt wäre es das dann gewesen: "grundsätzliche Bedeutung"? Pustekuchen. "Fortbildung des Rechts"? Desgleichen: das ist alles schon Schnee von gestern.
Das Landgericht nahm die Berufung dennoch an, brauchte für die anberaumte mündliche Verhandlung nicht einmal neue Erkenntnisquellen. Es wies vielmehr auf etwas hin, was jeder halbwegs intuitive Jurist hier gedacht hätte: der Steinmetz hatte nicht nur von sich aus das Betriebsgelände für den Kunden geöffnet(er war nicht einfach unerkannt dort rumgelatscht), hatte also diesem gegenüber eine Verkehrssicherungspflicht - hätte also räumen und/oder streuen müssen. Darüber hinaus hatte ihn zusätzlich aufgrund des bestehenden Vertrags eine Pflicht zum Schutz der Rechtsgüter des Kunden getroffen - er haftete also ohne jeden Zweifel. Im konkreten Fall hätte nur der Kunde etwas mehr aufpassen müssen - 25 % Mitverschulden musste er sich von seinem Schmerzensgeldanspruch abziehen lassen. Aber es verblieben ihm immerhin etwa 2.000,- €.
Die Frage ist, warum einige Kammern des Landgerichtes Nürnberg Berufungen völlig ungerührt von der neuen Rechtslage behandelten. Sehr bürgerfreundlich, aber eben eigentlich klar gesetzwidrig.
Ein befreundeter Kollege war sich über die Richtigkeit seiner Ansicht sicher: die Justizreform sollte auch Richterstellen einsparen. Richter, die die von ihnen erwartete "Schnellerledigung" von Berufungen als unzulässig gesetzestreu umsetzten, sägten somit an ihrem eigenen Stuhl. Deshalb sollen viele wackere, gewerkschaftlich Organisierte es wie geschildert gehandhabt haben.
Dies betrifft im übrigen ein Thema, bei dem die Justiz eine sehr offene Flanke hat: das "Menscheln" im Getriebe des vermeintlich so objektiven Rechts.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Das Schweigen

Das Schweigen ist eines der vielsagendsten Dinge, die es gibt. Keineswegs zeigt Das Schweigen (Film von Ingmar Bergmann, 1962) nur "...schonungslos das Bild einer Welt ohne Liebe und Hoffnung[...] " (www.prisma-online.de/tv/film.html?mid=1962_das_schweigen), es ist vielmehr angeblich ein äusserst ausdrucksstarker Akt der Kommunikatin.
So gibt es Schweigen
  • als kommunikativen Akt
  • als Dialogverweigerung
  • als Aussageverweigerung
  • in der darstellenden Kunst
  • in Rechtsangelegenheiten
  • als Zustimmung
  • als Gelübde
  • zum Gedenken

Trotzdem die Stille also so bunt zu sein scheint, mich nervt sie derzeit: Reporter interessieren sich nicht für die Welt und schweigen, Firmen suchen Leute, die für sie schuften und rühren sich dennoch auf Anfrage nicht, Menschen schreiben einen mit Anliegen an und schweigen auf die Antwort, Parteien beantworten bohrende Fragen der Menschen, von denen sie in einigen wenigen Wochen kommunalgewählt werden wollen nicht...

Aber die, die uns nichts zu sagen haben -wie zum Beispiel ein verschwitzter Kurt Beck beim angeblich politischen Aschermittwoch - die dröhnen stundenlang.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Das Dach der Welt

Auf dem Dach hat normalerweise niemand etwas zu suchen. Wer sich dort aufhält, ist entweder geladener Gast (wie der Storch) oder ist in segensreicher Mission tätig wie der Schornsteinfeger. Deshalb frage ich mich schon lange vergeblich, was der Chines´in Tibet zu suchen hat.
Am vergangenen Wochenende gab es einen Bericht über die neue Bahnverbindung China - Tibet im Fernsehen zu sehen, in der doch tatsächlich lachende, gut gelaunte chinesische Reisende sich freuten, bald die tibetische Kultur kennenzulernen. Da machte sich in meinem Gehirn etwas schmerzhaft Juckendes breit, was irgendwo zwischen "Kopflaus" und Entsetzen rangierte: Welche Kultur mochte er gemeint haben? Welche Kultur, die vom chinesischen Wüten übrig gelassen wurde jedenfalls.
Bevor China seine staatsrechtliche Ansicht in die Tat umzusetzen begann, dass Tibet ein ganz normaler Teil des chinesischen Staatsgebietes sei, gab es dort etwa 25 000 Mönche und Nonnen (vor 1959; Quelle: http://www.tibetfocus.com/), heute sind deren gerade noch 1200 veblieben (a.a.O).
Ja, vielleicht wollen die Tibeter ihren Buddhismus einfach nicht mehr praktizieren und verlassen einfach deshalb ihr Land, klar. Es fliehen einfach nur aus Jux und Dollerei jährlich etwa 2000 bis 2500 Menschen nach Indien. China jedenfalls hat ein unsägliches Zerstörungswerk angerichtet: Millionen von Bäumen wurden gefällt, etwa 6000 ( sechstausend... der Freistaat Bayern leistet sich mit der bayerischen Schlösserverwaltung eine eigene Institution für gerade einmal 45 Schlössr, 27 Parks und 21 Seen !) Klöster wurden zerstört, jahrhundertealte Dokumente vernichtet-z.T.zu Schuhsohlen verarbeitet(berichtete der Dalai Lama).
China verbreitet in der bekannten Art totalitärer Staaten tosenden Optimismus über seine aufopfernde Politik zugunsten Tibets (z.B. via http://www.china-botschaft.de/ ; dort "Tibet, Dach der Welt"). Hätte China wirklich das immer behauptete gute Gewissen in Sachen Tibet, wäre weder die so groß aufgemachte Berichterstattung über einen so kleinen Landesteil erklärlich noch das offizielle Rummaulen, wenn irgendwo in der Welt der Dalai Lama empfangen wird. Man weiß offenbar also sehr genau um die eigene Achillesferse.
Gut-der staatsrechtliche Status Tibets ist weltweit umstritten, was aber auch daran liegen mag, dass unsere politischen Begriffe ( nach der 3-Elemente-Lehre von K.Jellinek : Staatsvolk, Staatsgebiet, Staatsgewalt, s. www.uni-erfurt.de/Staatsrecht/Dokumente/Arbeitspapiere/Voelker/AP1.doc) für einen sich womöglich weitgehend religiös verstehenden etwas lockereren Staatsverband nicht so recht passen.
Das reicht aber als Rechtfertigung für imperialistisches Gehabe nicht aus: China will aus Tibet ein vom Zentralstaat beherrschtes Anhängsel machen.
Keinem anderen Zweck dient letztlich auch die Bahnverbindung von Golmud (Provinz Quinhai) nach Lhasa. Diese ist ohne Zweifel ein technologisches Meisterwerk - aber gerade auf solchen Wegen wollen totalitäre Staaten sich ja meist weltweite Anerkennung verschaffen: eine Eisenbahnbrücke baut sich leichter als eine Demokratie.
Die Strecke ist 1142 km lang, besitzt mit Tanggala in 5068 m Höhe den höchsten Bahnhof der Welt (und schlägt damit den früheren Spitzenreiter Galera an der Andenbahn mit 4781 m) und erreicht bei 5072 m ihren höchsten Punkt.
So können viele Chinesen also japsend zur Unterstützung des chinesischen Demokratieverständnisses nach Lhasa gekarrt werden um dort beispielsweise Läden für andere hingekarrte Chinesen zu eröffnen, deren Produkte sich kein Tibeter leisten kann.

Montag, 4. Februar 2008

Politik der klaren Lanie

Die Erlanger SPD tut so, als wollte sie bei der Kommunalwahl den schwarzen OB Balleis ablösen. Da täte sie recht daran, denn Erlangens heutiges Gesicht ist zu einem Gutteil der Tatsache geschuldet, dass es mal einen mutigen roten OB, nämlich Dietmar Hahlweg gab und Erlangen lange eine rote Hochburg war.
Uns Wahlvolk flatterte also in Erfüllung dieser vermeintlichen Absicht eine Broschüre ins Haus, die uns sagen sollte, warum wir diesmal SPD wählen sollten.
Diese rangiert zwar unter der Überschrift "klare Linie" - eine solche ist nur nirgends zu erblicken: schon das Titelphoto zeigt denselben Nebel über dem Wiesengrunde wie er auch im Inneren über den Absichten der SPD liegt: ausser einer Fülle blasiger Allgemeinplätze ist nichts zu sehen (ausser einem ebenso klaren wie vom Zeitablauf seit langem überholten Hinweis auf fehlende Radstellplätze an den Arcaden).
So agiert höchstens jemand, der nicht wirklich will oder dessen einziger Gedanke ist "Hauptsach´, das Gehalt läuft weiter!".
Eine mail an die SPD (der ich seit gut 25 Jahren angehöre) blieb ebenso unbeantwortet wie eine solche an einen SPD-Stadtrat (dessen Visitenkarte dem Broschürchen beigelegen hatte). Statt einer Antwort erhielt ich eine Aufforderung zu spenden oder mich an Aktionen der Partei helfend zu beteiligen. Danke. Ich habe der Partei dann meine-gleichlautenden, kurzen...-mails ausgedruckt und ihr zusammen mit einem Brief kurz die Frage gestellt, ob man nicht zunächst etwas professioneller agieren wolle, bevor man an die Brieftasche der Mitglieder wolle.
Keine Reaktion.
Ja, da weiß ich im Moment wirklich nicht, wen ich nun wählen soll - "Tranig mit Lanig" jedenfalls nach derzeitigem Stand der Dinge nicht.

Becky Anderson


 http://edition.cnn.com/CNN/anchors_reporters/images/anderson.becky.jpg



Der Witz weiß ja, wie es in der Hölle zugeht:
Die Italiener bewachen die Parkplätze, die Engländer sind fürs Essen zuständig und die Deutschen für die Fernsehunterhaltung.
Beim Zappen habe ich inzwischen eine Möglichkeit gefunden, dieser Hölle durch Betrachten einer one-woman-show zu entgehen: indem man in den Abendnachrichten von CNN versucht, Becky Anderson zu finden.
CNN ist ansonsten ein gähnend langweiliger Sender mit ständigen Eigenwerbungstrailern, immer gleichen Nachrichten und das Ganze unter Vermeidung jeglicher eigenen, gar etwa interessanten Meinung.
Aber Becky Anderson ist eine Sensation: noch nie habe ich einen Menschen mit solch´abenteuerlich heftiger Mimik gesehen. Sie kommt mir oft vor wie die kleinen Äffchen früherer Jahrmärkte, die als Ein-Mann-Orchester zugleich Trompete und Akkordeon spielten und nebenher ihren Hund streichelten: sie dirigiert ständig Stapel von Papier hin und her, zieht die wildesten Flunsche in alle Richtungen und hat eine Palette von höchster Seriosität, augenzwinkernder Ironie und befreiendstem Lachen zu bieten. Und sie kann in dem Moment, in dem sie nach Ankündigung eines Berichts ihren Blick auf den Monitor senkt, mit einem einzigen Blick die gesamte Spannweite dessen, was gleich kommt, in ihren Gesichtsausdruck packen: schaut man sie einfach an, kann man sich den Bericht eigentlich sparen.
Und: so ganz nebenher ist sie auch noch sehr schön anzuschauen.