WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Donnerstag, 25. September 2008

Ein Lied - zwo, drei...

Wäre man nicht selbst so bedauerlich involviert gewesen, hätte man selbst einer so ernsten Institution wie der Bundeswehr spassige Seiten abgewinnen könne. Da gab es z.B .Dinge wie so eine große Heerschau: „Der Batallionskommandeur besichtigt sein Bataillon“ – da galt es die Schuhe besonders gut zu putzen, denn es winkte Sonderurlaub. Der Herr Oberstleutnant ( 2 Sternchen in Silber mit Eichenlaub) kam also und hatte was im Gepäck. Er wollte – wenn schon so brüsk aus dem Schreibstubenhimmel zur Truppe abgetaucht – seinen nächsten Untergebenen-Herrn stellvertretenden Bataillonskommandeur Major Kaus (ein Sternchen in Silber mit Eichenlaub) - auch mal richtig pimpern. Denn er ordnete etwas an, was nur im Desaster enden konnte: singen im Bataillonsrahmen. Man stelle sich vor: 600 ungeübte, unmusikalische Sänger ohne Chorleiter – da konnte nichts Gescheites bei rauskommen. So sann also vermutlich Major K. heftig nach, was er in dem Dilemma zwischen Blamage und Befehlverweigerung tun könne. Die Lösung fand sich in der Zentralen Dienstvorschrift (ZDV) „Formalausbildung in der Bundeswehr“, vulgo „exerzieren“. Dazu muß der weiße Jahrgang zweierlei wissen: der Soldat singt natürlich nicht im Stehen – das Singen ist vielmehr eine Art gesetzliche Marscherleichterung. Und: der Soldat kann als Marschierender nicht einfach ums Eck gehen wie ein normaler Mensch– das muß ja alles zackig sein. Zudem würde das kurveninnere Rad (Soldat) durchdrehen, das kurvenäussere müsste rennen – dafür hat das Auto ein Differential. Der innere tritt also vorschriftsgemäß auf der Stelle, bis die äusseren umme Kurve rum sind. Erst wenn der letzte die Ecke passiert hat, wird wieder voll durchgezogen. Und erst wenn alle wieder voll durchziehen, ist der gesetzliche Status „marschieren“ wieder erreicht, der die Sangeskunst erst zulässt. Nun ist so ein Kasernenhof nicht unendlich lang und ein Bataillon im Marsch sicher seine 80 Meter lang. Wenn also der letzte umme Kurve war, kam der erste schon wieder an der nächsten Ecke an und das sangesstörende Getrampel ging an anderer Stelle erneut los, kurz: es „ging nicht“ (wie der Beamte sagen würde). Major Kaus konnte also zufrieden melden, dass die begrenzten Verhältnisse eine Ausführung des Befehls nicht erlaubten.

Sonntag, 21. September 2008

Die neuen Leiden des Hamburgers

Erlangen zieht an. Dem Studenten, der nun Opfer einer Straftat wurde, war Hamburg zum Party machen zu langweilig, er besuchte daher Freunde in Nürnberg. Da auch das noch zu groß war, fuhr man nach Erlangen in die Disko. Allerdings hätten die Kumpels wissen müssen, dass man die „sündige Meile“ an der Güterhallenstraße nachts um halb 4 nur auf eigene Gefahr betritt. Für den Täter, einen 19 jährigen Lageristen aus Erlangen, hatte das nächtliche Abenteuer am 15.Dezember 2007 eine zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe von einem Jahr und einem Monat sowie den Verlust von knapp zwei Netto-Monatsgehältern zur Folge, die er an den Weißen Ring zahlen muss. Eigentlich – schliesslich war es schon drei Uhr dreissig in der früh´- wollte der Täter mit seiner Freundin und seinen Kumpels nur noch ins Bett. Dabei kamen ihnen aber dann der Hamburger Student mit seinen Nürnberger Freunden in die Quere. Diese hatten sich auf dem Heimweg nach Fete , Disko und vielen Bieren und Cocktails verlaufen und mussten Richtung Bahnhof wieder umkehren. Dem Hamburger war offenbar danach, noch aus jemandem Hackfleisch zu machen – einer seiner Bekannten sagte als Zeuge aus, man hätte ein gewisses Behagen bemerken können, als er auf der anderen Strassenseite die ihn anpöbelnde Gruppe bemerkt hätte. So ging man auf diese zu und binnen kurzem eskalierte das Ganze vom Gerangel zur wüsten Keilerei. Die Freundin des späteren Täters versuchte sich noch als Schlichterin. Als sie dann auch auf dem Boden lag, hielt der Täter, der das Geschehen bisher völlig gelassen verfolgt haben soll, seine Stunde für gekommen. Durchgängiger Aussage all der Zeugen zufolge, die überhaupt hingeschaut hatten, habe er etwas Anlauf genommen und dann mit seinen “Anzug-Schuhen“ voll an den Kopf des Hamburger Studenten getreten. Die Folge hiervon war ein schnell immer dicker werdendes Hämatom über dem linken Auge, das später auch noch zu wandern begann und noch immer nicht folgenlos verheilt ist. Die erste Nacht musste der Student wegen der Gefahr eine Hirnschädigung erst mal im Krankenhaus verbringen. Der Anwalt des Opfers machte noch Versuche, die „Errettung“ der Freundin als Anlass und Rechtfertigung der Tat darzustellen, dies war allerdings etwas an den Haaren herbeigezogen und half ihm wenig. Richterin Erda Edenhofner blieb mit ihrem Urteil nur 3 Monate unter dem Antrag von Staatsanwalt Ralf Tschauner.
(veröffentlicht: Erlanger Nachrichten vom 25.09.2008)

Montag, 1. September 2008

Bohnerwichs

Ach, Kafka - immer wirst Du unser Leben begleiten. Wenn irgendwo sinnloses tam-tam veranstaltet wird, die Beamten-Mikado-Spieler aus diversen Behörden den still liegenden See zu quirlen beginnen, um Wellen zu erzeugen, die niemand brauchen kann, dann erhebst Du Dich vor unser aller Augen aus dem Grab.
Finanzamt. Ja, das riecht nach nicht gegossenem, kränkelnden Gummibaum, Bohnerwachs und Büro-"Humor".
Ich will also Geld einzahlen - so ist es mit der Dame verabredet. Nachdem man meinen Ratenzahlungswunsch- schon seit 6 Monaten von mir in die Tat umgesetzt!-einfach ignoriert ("geht nicht") und für sinnloses Geld (27 €) mein Auto zwangsabgemeldet hat, zahle ich jetzt also astronomische Summen, trage diese bar zur Dame. Sie "kann" aber kein Geld entgegennehmen, sucht im Haus in jedem Zimmer nach "Softie"(ja, so nennt sie ihn in jedem der Zimmerlein, in das sie suchend hineinruft) , dem Vollstrecker, der alles kann...doch Softie ist nirgends zu finden, er vollstreckt im Aussendienst.
Aber der Beamte hat ja - nachdem er sich zunächst gewunden, mit der linken Hand hinten herum fassend am rechten Ohr gekratzt hat, dann doch immer eine Lösung, wenn damit Geld verdient werden kann: man führt mich in ein anderes Zimmer, der "Kasse" (warum nicht gleich so, fragt sich der Kundige?).
An ihrer netten Milchglastür, hinter der ich gleich verschwinden, zahlen, eine 2 Fach gestempelte DIN A 4 -Bescheinigung kriegen werde, steht:
Bareinzahlung nicht möglich !

Dienstag, 12. August 2008

Sommerloch 2008

So ganz genau weiß ich eigentlich nicht, warum im Sommer ein L o c h sein soll. Wenn „Loch“, dann besteht dieses etwa 356 Tage im Jahr, im Sommer wird das Loch nur von anderen gefüllt – die Null-Qualität des Lochs ändert sich auch im Sommer nicht. Ich sehe allerdings Tendenzen, dass mit urlaubsbedingter Abwesenheit der Damen und Herren der ersten Liga die Realsatirehaftigkeit der daheimbebliebenen Verrückten zunimmt. Daheim bleiben offenbar nur die fußkranken Gnome. Die Gnome lieben die Gänsefüßchen in ihren blassen geistigen Ergüssen. Gänsefüßchen sind -wenn falsch gebraucht- nicht bloß der Gipfelpunkt der Spießigkeit, sie sind feige und verkaufen den Leser für dumm. Feige, weil der Schreiberling immer sagen kann: „ätsch, ich war´s ja gar nicht! – ist doch bloß in Anführungszeichen!!“ Und der Leser wird für dumm verkauft aus folgendem Grund: die verschämten Füßchen signalisieren (oft jedenfalls), dass das Wort, das sie zieren, hier in einem anderen Kontext/Bedeutung verwendet wird als üblich und man dem Leser (dem doofen) das erklären müsse. Wenn also ein Blatt schreibt, der wütende Gespiele habe das Bücherregal umgerissen, sodass sich alle Teile der Stereoanlage auf den Boden ergossen und er habe in seinem weiteren Wüten dann auch noch das Handy der Freundin in diesen Eintopf geschmissen, dann weiß jeder, was hier gemeint ist. Auch der Kochanfänger würde nicht annehmen, bei dem Fußbodenmenu à la carte handele es sich um e c h t e Soupe de CD an einem Hundehaar-DiscPlayer-Schäumchen. (von Bocuse höchstpersönlich angerichtet). Wenn man dann aber schreibt, auch das Handy habe noch in diesen „Eintopf“ gemusst... Oh tempora, oh mores. Kein Wunder, dass dieses trübsinnige Deutschkolleg dann weiter befeuert werden muß - so, dass einem trotz weiterer Beleuchtung ganz schummrig wird: Olympischer Auftakt mit einer „Kerze für Tibet“ Isses keine Kerze? Brennt se nich? Ist Tibet ausgewandert und existiert in alter Form nicht mehr? Schön, dass man wenigstens konsequent ist und auch in der daneben stehenden Glosse von einer „Club“-Kerze schmarrt: merke , oh Lesertrottel: CLUB meint im Großraum Erlangen/Nürnberg/Fürth den 1.FC Nürnberg. Wird „Villa“ saniert? (Steht unter der „Kerze für Tibet“).
Da lobe ich mir jemanden wie den großen Friedrich Torberg 1908-1979 (Der Schüler Gerber, Die Mannschaft, Die Tante Jolesch, Die Erben der Tante Jolesch sind wunderbare, nachttischtaugliche Bücher von ihm), der über einen damaligen Schwimmer namens...ähem... ohne mit der Wimper zu zucken im Prager Tagblatt titelte:

Fick immer schneller

Er wurde angeblich (sagt er selbst in den "Erben...") dafür entlassen, aber er hatte gesagt, was man sich und dem Publikum nicht hatte ersparen dürfen.

Und heute schauen sich ernstzunehmende Redakteure vor Veröffentlichung 1000 mal um, um ja nicht anzuecken und schreiben´s dann zur Risikominimierung lieber doch nur " bla, bla". Wenn das so weitergeht Bis morgääään früh, ja früh Stehn wir im „Alkohol“ bis an die „Knie“!! (und ich muß „kotzen“) Der Rest aus dem mittelfränkischen Sommerloch ist dagegen hübsch, aber etwas anrüchig: Da sieht man (EN vom 08.08.2008, S.15) ein braves Männchen in Arzthose (weiß) und Turnschuhen. Dieser Typ „Mamas Liebling“ blickt andächtig auf ein schniedellanges, vorne leicht schniedelig abgeknicktes, unterschniedeldürres Metallröhrchen. Dazu schreibt eine Johanna Säuberlich über eine sanftere Behandlung des Vulvakarzinoms. Da wird sich Frau aber freuen. Deutlich wahnsinniger eine andere Meldung aus dem Gesundheits-/Krankheitswesen: eben noch hatten Krankenkassen wie die AOK mit Mühe („AOK-die Gesundheitskasse“) die Assoziation mit Krankheiten abgelegt und sich für ihre Kunden auf sportlich-dynamisch getrimmt, kommt das roll-back: Weil die neuen Wahngesetze über die Krankenkassen den Kassen Zuschläge für Kranke gewähren (wohl zur Herstellung irgendwelcher nicht marktkonformer Chancengleichheit), durchfilzen die Kassen jetzt alle erreichbaren Datenbanken, um Kranke zu finden, die möglichst bald an Multi-Organversagen sterben. Die hätte man jetzt gern als hinkende Kunden mit anus praeter. Denn für die gibt’s dann bis zum (hoffentlich!) baldigen Tod mehr Knete. Eine Taktik, die man sonst nur von Heiratsschwindlern kennt - Geld soll die Holde haben, aber auch ein paar fette Gebrechen. Auch nett die Wochenend (9./10.08.08) Ausgabe der EN: Unter der Überschrift

„Schock für die Beziehung–ein Seitensprung macht Frauen wütend und Männer depressiv“

sieht man ein Paar in Jeans (noch!) und Missionarsstellung auf die soeben empört das Schlafzimmer betretende Ehefrau starren. Bildunterschrift: Mit einer anderen erwischt! Oft ist sexuelle Frustration schuld Direkt neben dem Artikel unter der Rubrik „Wissenswert“: Wundenlecken hilft Darunter wiederum: Weiter abgeholzt

(über die Abholzung der Tropenwälder) Ein Schuft, wem da die schrecklichen „Feuchtgebiete“ in den Sinn kommen, die noch immer nicht vom Zensor untergepflügt sind ( gehören tät sich’s). Letzte Nachricht von der Höschenfront: (13-Uhr-Nachrichten Deutschlandradio) Da gibt es auf den Philippinen eine

Moral islamic liberation front, abgekürzt MILF.

Auf amerikanischen Porno-Internetseiten (die ich nicht kenne und von deren Inhalt und den darin und darauf gegebenenfalls enthaltenen links ich mich ausdrücklich distanziere!!) ist MILF die gängige Abkürzung von „Mom I´d like to fuck“ So nah liegt mal wieder alles beieinander. Das ist ja fast schon wieder eine Mohammed-Karikatur wert.

Montag, 19. Mai 2008

Alles sicher !

Es ist ja noch bei Vielen ein weit verbreiteter Irrtum, dass Institutionen von der Art, wie wir sie lange Jahre für seriös gehalten haben, dieses auch heute noch wären, z.B. Versicherungen.
Versicherungen haben genau ein Ziel: ihr Geld beisammen zu halten, und das mit allen Mitteln. Wo man früher im Schadensfall erleichtert aufschnaufen konnte à la "Der Mörder türmt, die Witwe kichert: das Opfer war Allianz-versichert." kann man heute fast froh sein, wenn der Schädiger keine Versicherung hat. Geld bekommt der Geschädigte ohnehin nicht.
Das sage ich auch nicht so bloß dahin, wer lange Jahre mit Verkehrsunfällen zu tun hatte, kennt die Praktiken.
Da kollidieren in einer fränkischen Kleinstadt zwei Autos, von denen es kilometerweit kein Gleiches geben wird: ein 1981er Chevrolet Caprice und ein Piaggio-Dreirad mit Kastenaufbau. Schuld ist zweifelsfrei das Dreirad (Vorfahrtsverletzung). Da könnte man nun als Versicherung denken: na, wer einen Unfall türken will, der nimmt nun sicher Passat gegen Golf, um nur ja nicht aufzufallen und macht es nicht statt dessen so dämlich.
Nicht so die AXA: sie wittert Morgenluft und schnieft genüßlich ihr "DA REGULIEREN WIR MAL NICHT!" durch die Nüstern. Sie lässt ein eigenes Gutachten machen, es kommt - man höre und staune! - zu dem Ergebnis: SO kann sich der Unfall nicht zugetragen haben-wir zahlen nicht. Wohlweislich macht sie dieses Gutachten dem Geschädigten natürlich nicht zugänglich, weshalb dieser auch keinerlei Möglichkeiten der Argumentation beseitzt. Er hat nur die Möglichkeit, auf seinen etwa 5000 € Schaden sitzen zu bleiben oder vor Gericht zu rennen. Letzteres tut er, das Landgericht Nürnberg läßt zu Unfallhergang und Kongruenz der Schadensbilder den altbekannten Gutachter Dr.Grosser anrollen, der zweifelsfrei zum Ergebnis kommt: Schadenbild am Schädiger-, und am Geschädigtenfahrzeug passen nahtlos zusammen...
Wie viele Millionen € Versicherungen sich pro Jahr auf diese Weise zu ergaunern versuchen, ist leider unbekannt.

Donnerstag, 17. April 2008

Das geht nicht

Was für den einen sein Buch Mormon, ist für den Beamten sein "Das geht nicht!". Mit dieser Bibel in der Hand gewinnt er 8 Stunden täglich sein Beamtenmikado ("Wer sich zuerst bewegt, hat verloren"). Da hat der bewegliche Bürger keine Chance.
Dieser Satz, mit dem man jede vernünftige Lösung eines Problems verweigern kann, ist mein Lieblingssatz, klar.
Man stelle sich beispielsweise vor: ein frecher ALG II-Empfänger erdreistet sich, sein altes Auto nicht zu verkaufen, sondern weiter zu halten. Es gibt dafür viele Gründe: er ist für den Arbeitsmarkt besser gerüstet, er liebt es ganz einfach und sieht es als Symbol dafür, sich trotz seiner beschissenen Lage nicht unterkriegen zu lassen.
Nun wird die KFZ-Steuer fällig - ca. 500 €. Das ist bei einem Nettoeinkommen von ca. 312 € nicht einfach, zumal dann, wenn die Versicherung schon 47 € im Monat frißt und er von keiner Bank auch nur eine müde Mark unterhalb des Kontostandes Null bekommt. Er kann also nicht am Monatsbeginn mal eben 250 € abdrücken - dann wäre er ab dem 8.des Monats verhungert.
Also sinnt er dem Finanzamt an, die Steuer in monatlichen Raten(also von etwa 50 €) , mit einem kleinen Zuschlag für Zinsen zu zahlen-so wie es die Haftpflichtversicherung auch ohne Zicken handhabt.
Antwort der Behörde ? Klar : geht nicht.
Und dann kommt ein "Stundungsbescheid", in dem steht:
"...bewillige ich..bla...bla...unter dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs bla bla, wie folgt:
Kraftfahrzeugsteuer 21,- €, fällig am o1.04.2008, lfd.Nr.1, 21,- €
Körperschaftssteuer 294,- €, fällig am 01.04.2008,lfd.Nr.2, 140,- €
fällig am 01.05.2008, lfd.Nr.2 , 154,- €
Summe 315,- €"
Aaaaaa, ja ! Verstehe. Wer mag dem Adressaten verdenken, dass er da lieber nicht weiter nachfragen wollte, vielmehr einfach brav die Steuerschuld durch 12 (Monate) teilte, einen kleinen Zuschlag von 5 €/Monat dazuaddierte und an das Amt anwies?
Es ist nicht einfach, Staatsbürger zu sein.

Donnerstag, 6. März 2008

Pennhattan adé !

Nun gibt es es also endlich wieder - das Manhattan.
Mitten in Erlangen, im Auge des Sturms, mit Sonnengarantie und dem einzigen turbo-innerstädtischen Biergarten.
Doch war sehen unsere Augen? Sommer(naja...Frühling), Sonne-und kein Stühlchen draussen?Als einziges (naja, in der Schifftstrasse gibt es noch eins von dieser Art) der Innenstadtcafés ohne Interesse? Alle anderen machen das große Geschäft? Ist es zu mühsam, das Geld aufzuheben, das auf der Strasse herumliegt?
Sagt die Netzrecherche dazu:
Was es nun tatsächlich auch tut: Mit viel Eigenleistung und anderen helfenden Händen verschaffte Zwingmann, Chef auch der «Lamm-Lichtspiele» in der Hauptstraße, der 80er-Jahre-Restauration einen völlig neuen Look. Der Raum atmet nun Industrieloft-Ambiente, viel, aber unauffällig angebrachtes Metall ist zu sehen, Stühle und die unterschiedlich langen Tische (vorbei ist die bisherige Kleinteiligkeit) sind komplett neu, große Windlichter und der vom hässlichen Schwarz befreite, weil abgeschliffene Boden verbreiten anheimelnde Atmosphäre. Ein kleiner Clou ist Zwingmann mit einer besonderen Sitzmöglichkeit gelungen: Wo früher noch kleine Tische standen, zieht sich nun eine lange Sitzbank über die gesamte Fensterfrontseite. Insgesamt finden nun knapp 60 Besucher im Café Platz.
(schrieb Manfred Koch für die Gastroschiene)
Früher hiess es wenigstens so ätzend "Draussen gibt´s nur Kännchen!" -à la Pennhattan heisst es nun "Draussen gibts gar nichts!"
Nun -ab Anfang April 2008 - ist zum Glück endlich alles anders: das Manhattan ist keine einsame Insel der fehlenden Draussensitzung mehr, vielmehr zieren wunderschöne, gut designte Stühle und Tische in bescheidener Zahl den Platz vor der neu gestrichenen Fassade. Herzlichen Glückwunsch-das Warten hat sich gelohnt.

Freitag, 29. Februar 2008

Bin sehr betroffen !

In einem meiner wenigen Lieblingsbücher (Die Tante Jolesch, Friedrich Torberg) findet sich eine Stelle, in dem ein Herr einfach nur an einem Obststand in Wien einen Apfel kaufen möchte, ihm dann aber das gewählte Exemplar etwas zu verdrückt ist. Er wird daraufhin umfangreichst wienerisch zugeschwallt, es seien aber wirklich gute Apferln, sie seien nur im Karton a kloans bisserl verdruckt worden, ansonsten aber so saftig und und und...
Um den Schwall zu stoppen, fährt er sie an:
Die Genesis interessiert hier nicht !
Die Verkäuferin schwieg daraufhin verdattert.
Daran muß ich am Wochenende bei Lektüre der SZ-Heiratsanzeigen oft denken. Vergangenen Samstag liess wieder eine Dame verlauten:
Ich lasse wieder "Nähe" zu !!!
-schrieb sie ebenso fett gedruckt wie fälschlicherweise in Gänsefüßchen (oder meinte sie´s gar nicht ernst, ihre Nähe?)
Mädla, wenn Du keine Nähe-ob nun mit oder ohne Gänsefüßchen "zulassen" wolltest: würdst Du dann ´ne Heiratsanzeige aufgeben? Stichwort: Die Genesis interessiert hier nicht!

Mittwoch, 20. Februar 2008

A su a G´waaf !

Ist nomen immer omen ?Alles natürlich auch eine Sache des Sprachgebrauchs: der gemeine Niederbayer bleistiftsweise kann mit einem Wort wie "Gelaber" nichts anfangen: als ich im Studium bei meiner ersten Studiums-Freundin Frieda zu Gast war, konnte sich niemand meine diebische Freude über das erklären, was in Geiselhöring und Umgebung zu Bildungszwecken benutzt wurde:
Allgemeine Laber-Zeitung: Nachrichten aus dem Landkreis Straubing-Bogen 29.03.2007 13:17:22 Nachrichten aus dem Landkreis Straubing-Bogen bringt die Allgemeine Laber-Zeitung Allgemeine Laber-Zeitung

Sonntag, 10. Februar 2008

Herr, Obama Dich unser

Nun haben wir sie, die Arcaden. Wir müssen mit ihnen leben, sie wollen mit uns leben. Und sie wollen, dass es uns erlebnisshoppingtechnisch einfach supergut geht.
Und dafür setzen sie alle Hebel, ja die ganze Welt in Bewegung. Von der plattesten Baggerleistung bis hin zur Philosophie-die Arcaden sind mit uns.
Für die Philosophie zuständig ist der Konsum. Seine Winzer (von Vinedos Emiliana) haben die Philosophie, "dass die Qualität des Weines im Weinberg entsteht."
Ei, gugge da !
Immerhin darf der Weinberg da bleiben, wo er ist.
Nicht so der Jacobsweg: seine steinigen Pfade, Berge und Kirchen werden demnächst vom Zendäämänädschment abgetragen und nach Erlangen verfrachtet, denn: die Barmherzigen Brüder sagen Danke (das aber nur in Anführungszeichen) "und verlosen den Jacobsweg."
Erlanger - macht den Frühjahrsputz gründlich-Ihr werdet viel Platz brauchen.
Auflassungsvormerkungen erteilt das Amtsgericht Santiago de Kompostela.
Eben noch kam der Süddeutschen Zeitung das Verdienst zu, im Rahmen ihrer Serie über unsere Nahrungsgewohnheiten mit dem Unsinn aufgeräumt zu haben, der menschliche Körper enthalte "Schlacken", die es im Frühling zu entschlacken gäbe und schon droht neues Geröllunheil aus Schbananien. Zum Glück sind die Arcaden ein perfekt organisierter Wirtschaftskreislauf: bei Tee-Gschwendner ("Fit in den Frühling") wird mit Bio-Kräutermischung (Geschmack: Apfel, Fenchel und ein Hauch Lavendel) das Häufchen Spanien wieder entschlackt.
Pünktlichst zum Winterbeginn (ganz Erlangen sonnte sich in den Cafés, sofen diese nicht wieder mal verschlafen hatten) drohte uns K&L Ruppert (im Rahmen seiner Frühjahrskur inzwischen hartnäckig nur noch K&L heissen wollend) mit einer neuen Eiszeit, die via Power-Shopping zu erreichen sei:
"Ziehen Sie sich warm an: Wintermode zum Bestpreis!"
Warum auch nicht: auch "Flocke" hat ja im Frühling ein echtes Eisbärenfell an - warum sollen wir das erste Eis nicht in Daunenanorak und Skistiefeln geniessen?
Geistesmenschen ("Esprit Men") treffen sich zum Alphabetisierungsgrundkurs bei Esprit - wo sie vermittels der dort entwickelten Finger-Zeige-Technik binnen kürzester Zeit das Wort ESPRIT fehlerfrei zu schreiben lernen werden.
Wem das alles noch nicht anstrengend genug war, kann sich zum Höhepunkt bei Hussel einfinden. Dort macht Valentin Paare froh: alle Streits über zugekieste Wohnzimmer, zeugungsunfähige Ehemänner in Liftanzug und Daunenfäustlingen werden sich dort in Null komma Nichts in vorösterliche Harmonie verwandeln.
Auch ich bin nun äusserst milde gestimmt:
Erlangen Arcaden aktuell
(Nr.6 vom 09.02.2008)
hat meinen Sonntag gerettet (auch ohne "Coupon-Flyer" - was immer das ist).

Freitag, 8. Februar 2008

Fette Justizbeule

Justiz ist teuer und der Staat hat kein Geld. Deshalb wurde vor ein paar Jahren das Prozessrecht ein bisschen reformiert. Dafür finden sich immer eingängige Worthülsen, die dem Ganzen einen bürgerfreundlichen Anstrich geben. Damals war das die "Stärkung der Amtsgerichte" - sie waren zwar vorher keineswegs schwach, vielmehr klagten Richter am Amtsgericht über steigende Eingangszahlen und hohe Arbeitsbelastung. Diese "Stärkung"sah so aus, dass die Berufungsinstanz quasi abgeschafft wurde: bisher hatte in der Berufung in Zivilsachen der am Amtsgericht verhandelte Fall in vollem Umfang neu aufgerollt werden können, mit neuer Zeugenvernehmung und allem, was der Zivilprozess an Erkenntnismöglichkeiten bietet. Dies war in vielen Fällen auch bitter nötig. Mit der Reform ist die Berufungsinstanz der Revision angeglichen worden, eine Überprüfung amtsgerichtlicher Urteile durch die Landgerichte ist nur noch möglich,
"wenn die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat oder die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Berufungsgerichts erfordern" (§ 511 IV ZPO)
Zwar meint jeder arme Bürger seinen Casus immer sehr ernst, aber im schummrigen Licht dieser Vorschriften ist er kaum je "grundsätzlich" oder rechtsfortbildend.
Im Einzelfall konnte einem also folgendes passieren: ein wackerer Mittelfranke bestellt bei einem Steinmetz einen Grabstein und will dann an einem kalten Wintertag auf entsprechende Vorankündigung das Werk des Steinmetzen besichtigen. Er wird an der Rezeption von einem Mitarbeiter der Firma in Empfang genommen und in den hinteren Teil des Betriebsgeländes geführt. Unter dem etwa 5 cm hoch liegenden Schnee hatte sich eine Plastikfolie tückisch versteckt, der Franke stürzt und seine Hüfte erweist sich als wesentlich weicher als die steinerne Wegeinfassung, auf die er fällt. Eine fette, faustgroße Beule (Hämatom), die später sogar operiert werden muß, ist die Folge.
Die Versicherung des Steinmetzen sagt, was Versicherungen in solchen Fällen sagen: Wir zahlen nicht (Rechtslage angeblich unklar)-das spart Geld und der Bebeulte mag sehen, wo er bleibt.
Am Amtsgericht Neustadt an der Aisch erwartet den schmerzhaft Gestürzten ein Richter, der ein bekannter Strafrechtler ist und sich in Zivilsachen schon einen gewissen Ruf für seine bisweilen sehr bemerkenswerten Ansichten geschaffen hat.
So hält er es auch hier: der vom Angestellten begleitete Marsch über das Betriebsgelände sei so etwas ähnliches wie das Betreten eines Kaufhauses bei Matsch und Schnee-da könne man auch nicht einfach hinfallen und dann Schmerzensgeld wollen.
Mit der schönen neuen Zivilprozesswelt wäre es das dann gewesen: "grundsätzliche Bedeutung"? Pustekuchen. "Fortbildung des Rechts"? Desgleichen: das ist alles schon Schnee von gestern.
Das Landgericht nahm die Berufung dennoch an, brauchte für die anberaumte mündliche Verhandlung nicht einmal neue Erkenntnisquellen. Es wies vielmehr auf etwas hin, was jeder halbwegs intuitive Jurist hier gedacht hätte: der Steinmetz hatte nicht nur von sich aus das Betriebsgelände für den Kunden geöffnet(er war nicht einfach unerkannt dort rumgelatscht), hatte also diesem gegenüber eine Verkehrssicherungspflicht - hätte also räumen und/oder streuen müssen. Darüber hinaus hatte ihn zusätzlich aufgrund des bestehenden Vertrags eine Pflicht zum Schutz der Rechtsgüter des Kunden getroffen - er haftete also ohne jeden Zweifel. Im konkreten Fall hätte nur der Kunde etwas mehr aufpassen müssen - 25 % Mitverschulden musste er sich von seinem Schmerzensgeldanspruch abziehen lassen. Aber es verblieben ihm immerhin etwa 2.000,- €.
Die Frage ist, warum einige Kammern des Landgerichtes Nürnberg Berufungen völlig ungerührt von der neuen Rechtslage behandelten. Sehr bürgerfreundlich, aber eben eigentlich klar gesetzwidrig.
Ein befreundeter Kollege war sich über die Richtigkeit seiner Ansicht sicher: die Justizreform sollte auch Richterstellen einsparen. Richter, die die von ihnen erwartete "Schnellerledigung" von Berufungen als unzulässig gesetzestreu umsetzten, sägten somit an ihrem eigenen Stuhl. Deshalb sollen viele wackere, gewerkschaftlich Organisierte es wie geschildert gehandhabt haben.
Dies betrifft im übrigen ein Thema, bei dem die Justiz eine sehr offene Flanke hat: das "Menscheln" im Getriebe des vermeintlich so objektiven Rechts.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Das Schweigen

Das Schweigen ist eines der vielsagendsten Dinge, die es gibt. Keineswegs zeigt Das Schweigen (Film von Ingmar Bergmann, 1962) nur "...schonungslos das Bild einer Welt ohne Liebe und Hoffnung[...] " (www.prisma-online.de/tv/film.html?mid=1962_das_schweigen), es ist vielmehr angeblich ein äusserst ausdrucksstarker Akt der Kommunikatin.
So gibt es Schweigen
  • als kommunikativen Akt
  • als Dialogverweigerung
  • als Aussageverweigerung
  • in der darstellenden Kunst
  • in Rechtsangelegenheiten
  • als Zustimmung
  • als Gelübde
  • zum Gedenken

Trotzdem die Stille also so bunt zu sein scheint, mich nervt sie derzeit: Reporter interessieren sich nicht für die Welt und schweigen, Firmen suchen Leute, die für sie schuften und rühren sich dennoch auf Anfrage nicht, Menschen schreiben einen mit Anliegen an und schweigen auf die Antwort, Parteien beantworten bohrende Fragen der Menschen, von denen sie in einigen wenigen Wochen kommunalgewählt werden wollen nicht...

Aber die, die uns nichts zu sagen haben -wie zum Beispiel ein verschwitzter Kurt Beck beim angeblich politischen Aschermittwoch - die dröhnen stundenlang.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Das Dach der Welt

Auf dem Dach hat normalerweise niemand etwas zu suchen. Wer sich dort aufhält, ist entweder geladener Gast (wie der Storch) oder ist in segensreicher Mission tätig wie der Schornsteinfeger. Deshalb frage ich mich schon lange vergeblich, was der Chines´in Tibet zu suchen hat.
Am vergangenen Wochenende gab es einen Bericht über die neue Bahnverbindung China - Tibet im Fernsehen zu sehen, in der doch tatsächlich lachende, gut gelaunte chinesische Reisende sich freuten, bald die tibetische Kultur kennenzulernen. Da machte sich in meinem Gehirn etwas schmerzhaft Juckendes breit, was irgendwo zwischen "Kopflaus" und Entsetzen rangierte: Welche Kultur mochte er gemeint haben? Welche Kultur, die vom chinesischen Wüten übrig gelassen wurde jedenfalls.
Bevor China seine staatsrechtliche Ansicht in die Tat umzusetzen begann, dass Tibet ein ganz normaler Teil des chinesischen Staatsgebietes sei, gab es dort etwa 25 000 Mönche und Nonnen (vor 1959; Quelle: http://www.tibetfocus.com/), heute sind deren gerade noch 1200 veblieben (a.a.O).
Ja, vielleicht wollen die Tibeter ihren Buddhismus einfach nicht mehr praktizieren und verlassen einfach deshalb ihr Land, klar. Es fliehen einfach nur aus Jux und Dollerei jährlich etwa 2000 bis 2500 Menschen nach Indien. China jedenfalls hat ein unsägliches Zerstörungswerk angerichtet: Millionen von Bäumen wurden gefällt, etwa 6000 ( sechstausend... der Freistaat Bayern leistet sich mit der bayerischen Schlösserverwaltung eine eigene Institution für gerade einmal 45 Schlössr, 27 Parks und 21 Seen !) Klöster wurden zerstört, jahrhundertealte Dokumente vernichtet-z.T.zu Schuhsohlen verarbeitet(berichtete der Dalai Lama).
China verbreitet in der bekannten Art totalitärer Staaten tosenden Optimismus über seine aufopfernde Politik zugunsten Tibets (z.B. via http://www.china-botschaft.de/ ; dort "Tibet, Dach der Welt"). Hätte China wirklich das immer behauptete gute Gewissen in Sachen Tibet, wäre weder die so groß aufgemachte Berichterstattung über einen so kleinen Landesteil erklärlich noch das offizielle Rummaulen, wenn irgendwo in der Welt der Dalai Lama empfangen wird. Man weiß offenbar also sehr genau um die eigene Achillesferse.
Gut-der staatsrechtliche Status Tibets ist weltweit umstritten, was aber auch daran liegen mag, dass unsere politischen Begriffe ( nach der 3-Elemente-Lehre von K.Jellinek : Staatsvolk, Staatsgebiet, Staatsgewalt, s. www.uni-erfurt.de/Staatsrecht/Dokumente/Arbeitspapiere/Voelker/AP1.doc) für einen sich womöglich weitgehend religiös verstehenden etwas lockereren Staatsverband nicht so recht passen.
Das reicht aber als Rechtfertigung für imperialistisches Gehabe nicht aus: China will aus Tibet ein vom Zentralstaat beherrschtes Anhängsel machen.
Keinem anderen Zweck dient letztlich auch die Bahnverbindung von Golmud (Provinz Quinhai) nach Lhasa. Diese ist ohne Zweifel ein technologisches Meisterwerk - aber gerade auf solchen Wegen wollen totalitäre Staaten sich ja meist weltweite Anerkennung verschaffen: eine Eisenbahnbrücke baut sich leichter als eine Demokratie.
Die Strecke ist 1142 km lang, besitzt mit Tanggala in 5068 m Höhe den höchsten Bahnhof der Welt (und schlägt damit den früheren Spitzenreiter Galera an der Andenbahn mit 4781 m) und erreicht bei 5072 m ihren höchsten Punkt.
So können viele Chinesen also japsend zur Unterstützung des chinesischen Demokratieverständnisses nach Lhasa gekarrt werden um dort beispielsweise Läden für andere hingekarrte Chinesen zu eröffnen, deren Produkte sich kein Tibeter leisten kann.

Montag, 4. Februar 2008

Politik der klaren Lanie

Die Erlanger SPD tut so, als wollte sie bei der Kommunalwahl den schwarzen OB Balleis ablösen. Da täte sie recht daran, denn Erlangens heutiges Gesicht ist zu einem Gutteil der Tatsache geschuldet, dass es mal einen mutigen roten OB, nämlich Dietmar Hahlweg gab und Erlangen lange eine rote Hochburg war.
Uns Wahlvolk flatterte also in Erfüllung dieser vermeintlichen Absicht eine Broschüre ins Haus, die uns sagen sollte, warum wir diesmal SPD wählen sollten.
Diese rangiert zwar unter der Überschrift "klare Linie" - eine solche ist nur nirgends zu erblicken: schon das Titelphoto zeigt denselben Nebel über dem Wiesengrunde wie er auch im Inneren über den Absichten der SPD liegt: ausser einer Fülle blasiger Allgemeinplätze ist nichts zu sehen (ausser einem ebenso klaren wie vom Zeitablauf seit langem überholten Hinweis auf fehlende Radstellplätze an den Arcaden).
So agiert höchstens jemand, der nicht wirklich will oder dessen einziger Gedanke ist "Hauptsach´, das Gehalt läuft weiter!".
Eine mail an die SPD (der ich seit gut 25 Jahren angehöre) blieb ebenso unbeantwortet wie eine solche an einen SPD-Stadtrat (dessen Visitenkarte dem Broschürchen beigelegen hatte). Statt einer Antwort erhielt ich eine Aufforderung zu spenden oder mich an Aktionen der Partei helfend zu beteiligen. Danke. Ich habe der Partei dann meine-gleichlautenden, kurzen...-mails ausgedruckt und ihr zusammen mit einem Brief kurz die Frage gestellt, ob man nicht zunächst etwas professioneller agieren wolle, bevor man an die Brieftasche der Mitglieder wolle.
Keine Reaktion.
Ja, da weiß ich im Moment wirklich nicht, wen ich nun wählen soll - "Tranig mit Lanig" jedenfalls nach derzeitigem Stand der Dinge nicht.

Becky Anderson


 http://edition.cnn.com/CNN/anchors_reporters/images/anderson.becky.jpg



Der Witz weiß ja, wie es in der Hölle zugeht:
Die Italiener bewachen die Parkplätze, die Engländer sind fürs Essen zuständig und die Deutschen für die Fernsehunterhaltung.
Beim Zappen habe ich inzwischen eine Möglichkeit gefunden, dieser Hölle durch Betrachten einer one-woman-show zu entgehen: indem man in den Abendnachrichten von CNN versucht, Becky Anderson zu finden.
CNN ist ansonsten ein gähnend langweiliger Sender mit ständigen Eigenwerbungstrailern, immer gleichen Nachrichten und das Ganze unter Vermeidung jeglicher eigenen, gar etwa interessanten Meinung.
Aber Becky Anderson ist eine Sensation: noch nie habe ich einen Menschen mit solch´abenteuerlich heftiger Mimik gesehen. Sie kommt mir oft vor wie die kleinen Äffchen früherer Jahrmärkte, die als Ein-Mann-Orchester zugleich Trompete und Akkordeon spielten und nebenher ihren Hund streichelten: sie dirigiert ständig Stapel von Papier hin und her, zieht die wildesten Flunsche in alle Richtungen und hat eine Palette von höchster Seriosität, augenzwinkernder Ironie und befreiendstem Lachen zu bieten. Und sie kann in dem Moment, in dem sie nach Ankündigung eines Berichts ihren Blick auf den Monitor senkt, mit einem einzigen Blick die gesamte Spannweite dessen, was gleich kommt, in ihren Gesichtsausdruck packen: schaut man sie einfach an, kann man sich den Bericht eigentlich sparen.
Und: so ganz nebenher ist sie auch noch sehr schön anzuschauen.

Mittwoch, 30. Januar 2008

Opa brennt !

Früher, als alles sowieso noch besser war und es weder Spinner (die Tote/Leichen plastinieren) noch Kriminelle (Zahngolddiebe) gab, war alles kein Problem: Opa war tot, man begrub und beweinte ihn und die Welt ging schwarz gewandet weiter ihren Gang.
Nun ist aber "anything goes" angesagt und da müssen vermutlich unterbezahlte Leichenbestatter wohl nach weiteren Geld- und Goldquellen suchen: in Hof und Nürnberg taten dies einige, suchten in Opas Asche nach dessen unverbrannten Goldzähnen , fieselten sie heraus und machten sie zu Geld.
Auf den ersten Blick denkt man sich irgendwie diffus: Also, so geht´s ja net!
Im Detail führt die Betrachtung in schönste juristische Kontroversen - der heutige (30.01.2008) Bericht in den Erlanger Nachrichten("Männer störten Totenruhe") zeigt dementsprechend das bekannte Bockspringen der Gerichte: Amtsgericht Hof (Freispruch) wird aufgehoben von Oberlandesgericht Bamberg(Verurteilung wegen Diebstahls).
Für den Juristen ein ärgerlicher, aber auch sehr erfreulicher Vorgang.
Ärgerlich, weil wir Juristen den Anspruch haben, ein lückenloses Welterklärungssystem zu besitzen, wo nichts durch die Maschen fallen kann.
Erfreulich aber, weil es die Systemdiskussion mit Ausflügen in Ethik, Religion , Anstand trefflich anschüren kann.
Die Leich´- und sei sie auch noch so schön - wird von einigen Wenigen als eine ganz normale Sache angesehen mit allen Konsequenzen: an ihr bestünde Eigentum, man könnte sie stehlen, verkaufen und anderes. Aber das ist doch auch dieser Denkrichtung etwas zu sachlich: irgendwie möchte man mit Opa nicht gehandelt sehen wie mit Eisenbahnwaggons oder Rettichen. Die Leiche wird daher überwiegend als "res extra commercium" (Sache ausserhalb des Rechtsverkehrs, Handels) angesehen, für die Besonderes gelten soll.
Mit dem Tod wird es aber dennoch problematisch: kann eine Leiche (oder dann deren Angehörige? Was ist, wenn es keine solchen gibt?) noch Träger von Rechten sein, wenn mit dem Tod die Rechte auf die Erben übergehen? Wenn alle Rechte übergehen, könnten dann die Erben mit der Leiche und ihren Teilen tun, was sie für richtig halten (sie z.B. zum Plastinieren verkaufen)?
Wie wenig man an solche Probleme gedacht hat, zeigt exemplarisch ein kurzer Blick auf die Friedhofssatzung der Stadt Braunschweig:
" § 10 Aschenreste
Nach der Beendigung der Einäscherung ist die Einäscherungskammer sorgfältig zu reinigen. Die verbliebenen Aschenreste sind der Einäscherungskammer zu entnehmen, mit dem erkennungsschild in einem Behälter(Urne) zu sammeln und zu verschliessen; im übrigen wird auf die gesetzlichen Vorschriften verwiesen(...)"
Irgendwo ein Problem? Offenbar nicht - die "gesetzlichen Vorschriften" sollen es richten, d i e sind aber gerade das (offene) Problem.
2 Tatbestände bleiben für den Plomben"dieb" möglich:
Störung der Totenruhe (§ 168 StGB) oder / und Diebstahl (§ 242 BGB).
Man soll irgendwie nicht in der Totenasche rumrühren, Leichen ausgraben oder ähnliches, klar. Dennoch hat unser Rechtsgefühl hier wieder nur die problemlosen Fälle im Auge. In dem Hofer Fall hatte es eine Aschemühle gegeben, die die Asche der Vertorbenen automatisch vom Zahngold und anderem Unbrennbaren schied und diese Reste in eine extra Schublade sortierte. Hätte in dieser Schublade noch irgendwie "Totenruhe "geherrscht, die man hätte stören können? Nicht ganz zu Unrecht meinte das Amtsgericht Hof: nein.
Man hätte ja nicht einmal eine darin enthaltene Plombe einem konkreten Menschen oder seiner Asche zuordnen (und in die richtige Urne tun) können!
Da gibts aber nun etwas, was sowohl im Rahmen des Strafrechts als auch des Zivilrechts (Eigentum an Leichenteilen?) eine Rolle spielt: so eine Art "postmortaler Persönlichkeitsschutz". Der soll also dafür herhalten, dass auch das Aschekörnchen immer noch mit etwas Pietät behaftet ist und auch noch der kühlste Vorgang im Umfeld von Opas Asche das Pietätsempfinden der Angehörigen oder der Gesellschaft tangiert.
Das geht immer nach dem Motto, dass man etwas als strafwürdig empfindet - das entsprechende Gesetz findet sich schon.
Mir ist bei "Gefühlen" im Recht immer etwas mulmig: Entscheidungen sollen ja aus vielen Gründen (Stichwort"Nulla poena sine lege", "Garantiefunktion des Tatbestands") weitestgehend vorhersehbar sein - ich will ja wissen, ob meine künftige Tat strafbar ist oder nicht- das darf nicht davon abhängen, dass der Richter schlechte Laune hat, weil ihn wieder seine Frau geschlagen hat.
Wenn man es sachlich und ohne Gefühle sieht: die Asche soll in die Urne (wenn es schon ein extra Kästchen gab, gehört das Gold offenbar nicht dazu) und auch nur die Asche ist mit Pietät behaftet, also hat die Freispruchslösung durchaus etwas.
War es Diebstahl? Waren die Plomben eine "fremde bewegliche Sache"? Oder hatte nicht der Tote jedenfalls seinen Gewahrsam verloren? Wenn ER also keinen Gewahrsam mehr hatte, waren dann die Plomben nicht"herrenlos" und man konnte sie sich aneignen? Oder hatte die Friedhofsverwaltung ersatzweise Gewahrsam?
Die eleganteste Lösung war für mich die der Staatsanwaltschaft Nürnberg: d i e hatte jedenfalls auf versuchten Diebstahl plädiert: "eine Straftat versucht, wer nach seiner Vorstellung von der Tat zur Verwirklichung des Tatbestandes unmittelbar ansetzt" (§ 23 StGB)
Weil die Täter ihr Werk heimlich und mit konspirativen Zügen verrichtet hatten, waren sie offenbar selbst der Ansicht, Strafbares oder Strafwürdiges zu tun und wären deshalb wegen Versuchs zu bestrafen.
Aber auch diese Lösung ist nicht wasserdicht: an dieser Stelle müsste man 2 weitere juristische Schmankerln diskutieren: den untauglichen Versuch und das Wahndelikt.
Da muss man aber wirklich Jurist sein oder n o c h mehr Zeit haben. Daher mit Bert Brecht:
Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruss:
wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluss.
Vor schwebte uns: die goldene Legende.
Unter der Hand nahm sie ein bitteres Ende.
Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Was tun im Klo...

In der EnzyKlopädie der ungelösten Probleme ist auch 2007 wieder ein Stichwort nicht befriedigend abgearbeitet worden.
Klar ist nur die Problemstellung: Betreiber von Cafés, Kneipen, Autobahnraststätten wollen uns irgendwie klarmachen, dass wir ihre Toilette nicht vollsäuen sollen. Aber: "wie sag´ich´s meinem Kunden?
Hier wabern die Formulierungsversuche nach wie vor hilflos umher:
  • "Verlassen Sie bitte die Toilette sauber!" Bitte? Wer hätte mir Vorschriften bei der Wahl meines höchstpersönlichen Abputzungsgrades zu machen?
  • "Bitte verlassen Sie die Toilette so, wie sie sie vorgefunden haben!" Sollte es wirklich ungewünscht bis verboten sein, wenn ich Verbesserungsversuche an den Hinterlassenschaften meines schweinischen Vorgängers unternähme?
  • "Bitte verlassen Sie die Toilette so, wie Sie sie selber vorzufinden wünschen!" - danke, das ist doch mal ein Wort: man reiche mir Farbeimer, einige Verschönerungskacheln, 7 m² italienische Bodenfliesen, ein Waschbecken von Ettore Sottsass und ein Handwerkerköfferchen und ich style Euch mein Wunschklo.
  • "Nette Kunden halten die Toilette sauber" (sagt der Kiliansbäck in Würzburg). Nein für den Stundenlohn NULL möchte ich nicht bei Ihnen als Kloputzer angestellt sein. Für deutlich mehr Gehalt können wir auch d a r ü b e r reden.

Haiku oder die Kunst eine Zwiebel zu schneiden

Es ist bei uns ja immer alles eilig. Alles, was wir tun, sind lästige Durchgangsstadien des Kampfes mit der Tücke des Objekts, die uns daran hindern, zum "Eigentlichen", zum Guten, Wahren und Schönen vorzustossen: Leim und Briefkleber hindern uns am Lesen des Liebesbriefes, das Panieren des Schweinebratens mit Rosmarin hindert am schnellen Brutzeln, das Loch im Fahrradreifen an der schönen Fahrt in Grüne.
Mit dieser Einstellung versauen wir uns nur leider einen beträchtlichen Teil unserer Lebenszeit: wenn wir um das vermeintlich "Uneigentliche", Lästige ohnehin nicht herumkommen, wäre es vielleicht sinnvoll, ihm mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn man jede dieser äusserst zahlreichen Tätigkeiten als lästig ansieht, wird man sie lustlos machen, durch sie frustriert werden um sich dann zudem auch dadurch Frust zu schaffen, dass unengagiert Durchgeführtes auch kaum zu einem guten Ergebnis führen wird.
Um diesen Kreislauf wenigstens mal an einer Stelle zu durchbrechen habe ich mir nach ewiger Überlegung endlich ein japanisches Küchenmesser gekauft(natürlich beim Spezialisten Messer Massari am Bohlenplatz) -HAIKU steht drauf. Haiku ist ansonsten eine bestimmte japanische Gedichtform.
Wenn man mit den turboscharfen japanischen Messern unterwegs ist, muss man sich auf den Schneidevorgang voll konzentrieren - tut man es nicht, schneidet man sich eben ein Mini-Scheibchen vom Finger ab. Der Effekt ist durchaus interessant und lehrreich auch für andere vermeintliche Lästigkeiten: der Vorgang wird zum "Eigentlichen" (genauso kann es mit dem Streichen von Fensterrahmen, Ölen von Fahrradketten o.ä. gehen) , man konzentriert sich auf ihn, er gelingt daher besser und man hat nicht das Gefühl, sinnlos Lebenszeit zu verprassen.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Nürnberg bummt

Jetzt gibt es also bald die erste schwarz-weiße Koalition in Nürnberg - und alles nur, weil wir in den Zoo gehen wollen und eine Eisbärenmutter ihre Kinder lieber nicht vor SAT-1-Fotografen, sondern in Ruhe aufziehen würde.
Woher mag es ansonsten kommen? Vermutlich ist es die fränkische Muttermilch, hochgradig angereichert mit Nürnberger Bratwürsten und Bier, die besonders geeignet zur Hervorbringung hochrangiger Philosophen und sonstiger Geistesgrößen ist. Zwar war es bisher vor allem Loddar Maddäus, der sich einsam in diesen Olymp geschwungen hatte, aber andere waren heftig am Arbeiten: so zum Beispiel Dagmar Wöhrl, die uns schon seit Jahren mit hochrangiger Geistesware aus dem Dunstkreis "Wirtschaft" (ja, die Gene...) versorgt.
Nun jedoch ist sie reif fürs Höchste. Die Zoologen des Nürnberger Zoos haben gewartet auf ihre kompetente Unterstützung, die sie nun endlich unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat: In der Eisbärenfrage müsse der Zoo "dringend seine Fürsorgepflicht wahrnehmen", ansonsten sei das "herzlos" (SZ vom 09.01.2008, S.33). Herr Gsell, der für die CSU was werden will, musste gleich draufsatteln und das Verhalten des Zoos "absolut unangemessen" finden und vom "Eisbärenfiasko" trompeten.
Schwarz-weiß, ick hör Dir trapsen.
Schön, dass auch die Grünen hier nicht schweigen können und progressiv wie immer an schwarz-grün basteln: sollte denn nun endlich ein auf Dauer lebender Eisbär geboren werden, solle man ihn Edi nennen.
Das wird Äh-Dmund sicher freuen, denn keine Maxhütte, kein Flughafen erweist ihm und seinen zahllosen Verdiensten die namentliche Ehre-er wäre also sicher einverstanden-wohl ahnend, dass mit Bürokratieabbau allein kein Blumentopf gewonnen sein wird.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Visionen

"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen" begründete eines der letzten ernst zu nemenden Relikte der Politik (der verehrte Altkanzler Helmut Schmidt) seine Vorstellung von Pragmatismus. Weil ich trotzdem ein bisschen Traum für 2008 haben möchte, heisst meine Vision für 2008:

  • Roland Koch wird abgewählt, unsere Ohren können sich von dem Bombardement mit rechtsradikaler Gülle erholen.
  • Kerner und Beckmann entdecken ihre wahren Qualitäten (wenn es da welche geben sollte)und toben ihre Schulbübchenhaftigkeit irgendwo aus, wo ich garantiert keinen Zugriff drauf habe.

Beide Optionen liessen sich am Nützlichsten dadurch verbinden, dass alle drei friedvoll in ein Resozialisierungsprojekt für Politiker und straffällig gewordene ausländische Jugendliche integriert werden und dort Nachhilfeunterricht in Sachen "Kuschelpädagogik" erteilt bekommen.

Übrigens Herr Koch: über zu "lasche"Strafen kann man sich auch als Christian Ziege der Politik erst dann aufregen, wenn eine solche Strafe rechtskräftig ausgesprochen ist (Details lernen Sie dann bitte in unserem Projekt).