WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Mann, ist der dünn, Mann!


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Kann und soll es im Zeitalter von facebook eigentlich noch Individualität geben?
Individualität entsteht aus einer Kombination der unendlich vielen Möglichkeiten, Meinungen, Vorlieben, Befindlichkeiten, Geschmäcker, Glaubensüberzeugungen und Gefühle  zu haben und diese in verschiedenen Dosierungen, unterschiedlichen Schattierungen für sich zu behalten, öffentlich zu machen, sie nur in Teilen zu kommunizieren, sie zu verheimlichen, offensiv mit ihnen umzugehen, kurz: im Meer der Chancen irgendein Fels zu sein und dies auch sein zu wollen. Wo solche Position eingenommen wird, lebt diese also von und mit Abgrenzung.

Raus aus der Kiste!
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Platz für Unterschiedliches ist genügend vorhanden. Wer sich positionieren will, hat der Möglichkeiten genug-wer sein je eigenes Bild gefunden hat, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anders als andere. Wer (nur)ein „Mann-ist der dick, Mann!“ in der Negerkusspackung ist, ist nicht von anderen unterschieden, sondern zum Kieselsteinchen in der Bitumenmasse geglätteter Schnellbahnen oder zu Schaummasse geworden, bei der nicht einmal die äußere Form noch Unterscheidungsmerkmal ist oder sein will.
Wer mehr als „schokoladenummantelte Schaummasse mit Migrationshintergrund“ sein will, bezieht Position und entwickelt die eigene Form und Sprache in kommunikativer Absprache und Abgrenzung zu anderen. Das aber setzt Differenzierungswillen und –fähigkeit voraus. Diese beiden Grundvoraussetzungen verschwinden, wo die Äusserungsmöglichkeiten deutlich unter die eines (von mir sehr geschätzten) Rindviehs herabsinken, nämlich nicht einmal die eines Kleinkindes erreichen, das immerhin bereits zwischen „schmeckt mir“ und „schmeckt mir nicht“ unterscheidet. Wie kommuniziert der facebook – Nutzer, worin zeigt er seine eigene Art, seinen Stil, eben „Individualität“? Im Wesentlichen durch Sammeln von „likes“ – durch sie vergewissert er sich seiner Existenz im Netz – je mehr er von den ihn bestätigenden  likes sammelt, desto mehr ist er aber Schaummassen-Dickmann, denn er hat ja nicht „Positionierung“, sondern nur etwas gesucht und bekommen, was jeder ihm als einzige zur Verfügung stehende Möglichkeit sagen kann und nun zugewiesen hat. Gut, die „Freunde“ könnten schweigen . . . Sie werden es aber nicht, denn auch ihre Existenz und Existenzberechtigung haben sie längst an den like-Button delegiert. Sie können keinen Respekt zeigen für eine Haltung, die von ihrer vielleicht abweicht - sie können nur „SCHAUMMASSE!!“ hinauspusten in die große Zuckerwattenwelt des ununterschieden gleich sein Wollenden.
Genausowenig Individualität entsteht oder wird als Persönlichkeitsmerkmal kommuniziert durch die Versendung von links. Der Inhalt des links ist kein eigener Gedanke des Versenders und er beinhaltet (wenn er größer als 1 Bit ist) eine Vielzahl von Inhalten, von denen die Empfänger kaum ahnen können (wenn sie es denn wollten), welchen genau sich der Versender zu eigen machen will. Hätte der Versender eine eigene Aussage machen wollen, hätte er sie in seine schillernde individuelle Entäusserung eingebaut, wozu er ihren Wesenskern vorher aus dem Linkpaketchen hätte herausdestillieren und zu einem Glitzerplättchen am eigenen Selbst machen müssen. Das wäre genau der Prozess gewesen, in dem man Individualität hätte erkennen können.
Die Beschränkung individueller Fähigkeiten wird noch gesteigert durch Spracheingabesysteme, die aus Sprachschöpfern Googler und  Bestätiger des vom System Vorgeschlagenen machen und ihnen damit jeden eigenen Umgang mit der Formulierung von Gedanken aus dem Gehirn entfernen: kaum hat man „Ich l“ eingeben, macht das System einen Vorschlag wie „liebe“ oder „lache“ und vorbei ist es mit dem eigenwilligen, eigenartigen Formulierungswunsch.

Wird facebook und werden seine Nutzer damit den „Schmerz der Existenz“ aus dem Dasein getilgt haben? Ich glaube nicht: er wird ihnen eines nicht zu fernen Tages sehr sauer aufstoßen und zu einem nicht-digitalen Kotzen führen, wenn sie sich gewahr werden, wie monostrukturell, süß-pappig und damit stinklangweilig das Leben in der „Mann-ist der DICK, Mann!“ –Packung ist.

Freitag, 14. Dezember 2012

Beinfreiheit - Comeback des Minirocks !?



Alle Welt will Freiheit - vor allem die Beinfreiheit feiert trotz der grausamen Temperaturen momentan besondes heiße Feten. Nicht jeder allerdings, der die Freiheit so dringend brauchen könnte, bekommt sie auch. Steinbrück bekam sie von seiner SPD. Die Genossen wussten, dass sie derzeit keinen Klügeren, Witzigeren oder Eloqouenteren haben, der Merkel einen Knüppel zwischen deren Beinchen werfen könnte.
Und der Chinese - bräuchte der so etwas auch? Würde da mancher Künstler  vielleicht lieber nicht mit Steuerhinterziehungsvorwürfen gequält werden? Hätte mancher Bauer womöglich gern etwas Beinfreiheit gegenüber korrupten, übermächtigen Regionalbeamten? Würde der Internetnutzer nicht gerne auch bei Suchbegriffen wie "Massaker Tiananmen" bein- und zensurfreie Suchergebnisse bekommen? Nein - in China ist Beinfreiheit ein zu kostbares Gut, um es an alle zu vergeuden.  Nur die hinten sitzenden Käufer der Mercedes E-Klasse/China-Ausgabe bekommen in Gestalt eines verlängerten Hinterteils der Limousine mehr Beinfreiheit (Süddeutsche Zeitung, 13.12.12), der Rest darf nach wie vor schauen, wo er bleibt.