WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Dienstag, 29. Januar 2013

Niveadosen auf zwei Beinen

Wenn ich abends aus dem Fenster schaue, sehe ich fast nur noch Menschen mit blau erleuchteten Gesichtern, wobei ich fürchte, dass der Erleuchtungsgrad des Trägers des Gesichts nicht im gleichen Maß vorhanden ist - ich lassen mich aber gern vom Gegenteil überzeugen. 



Sie sind blau, weil sie vom Display der Smartphones angeleuchtet werden, in die sie permanent kucken müssen.
Meine Frage: warum müssen sie das?
Was gibt es da permanent Interessantes und Wichtiges zu entdecken?
Ist es Bildungsbeflissenheit? Hätte  d a s  nicht bis morgen Zeit? Und woran merkte man so im Alltag deren frichtbare Folgen? Müssen alle ständig wissen, wie morgen das Wetter vielleicht wird? Oder ist es "Kommunikation"? Wenn ich mein eigenes Surfverhalten betrachte, stelle ich fest, dass ich nicht mehr als einmal pro Tag oder pro zwei Tage ins Internet muss. Und niemand hat sich bei mir je über eine verspätete Antwort oder Reaktion beschweren müssen - ehr im Gegenteil.
Infolge des grassierenden online-Wahns habe ich mich bisweilen gefragt, ob ich von etwas "abgehängt" würde, wenn ich nicht ständig via Whats-App das Neueste von mir gebe oder gesagt kriege. 
Wenn mir vom Rinderwahn befallene Freunde ihre "Kommunikation" in 1 1/2 -Zeilen-Sätzchen vorlesen, die sich da entspinnt, bin ich da ehr wenig traurig: mehr als "ey, hab vorhin Hanni getroffen-der ihr neuer Freund schaut ja voll cool aus!" habe ich da kaum je lesen können. Für Substantielles hat niemand die Zeit oder Lust oder die Geisteskapazität und das Dauergesabbel? What is it good for?
Wenn mir einer der Millionen kompetenter Leser mal Aufklärung geben könnte - ich wäre hinreichend dankbar. Vielleicht träfe ich mich mit ihm/ihr dann mal an der Tank-Bar auf einen Blau(sch).

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es ist schon ein Graus mit der Moderne!
Wo man hinschaut Jugendliche, denen die Hosen bis zu den Knien runterhängen, Smartphones werden benutzt, Müll liegt rum, in Supermärkten werden Kondome gekauft, der Asphalt auf den Strassen kaum zu erahnen durch eine Schicht Kippenstummel, Republikaner im Land des Ku-Klux-Klans, Plagiate, Politiker mit Sprachfehlern, …
Ich muss gestehen ich hab den Überblick schon längst verloren und bin froh wenn mir ein Mensch wie Sie, mit solch immensen analytischen Fähigkeiten, den rechten Weg aus der Misere aufzeigt!
Egal, ob die Griechen wieder mal meine hart erarbeiteten Steuermilliarden verblasen oder unsere Führerin beleidigen, die Staatsdiener sich endlos Zeit lassen um das debile Pack abzuschieben - immerhin weiss ich jetzt Bescheid - dank der täglichen Lektüre ihrer, in feinster Kleinarbeit zusammengetragenen, messerscharfen Analysen gegen den ganzen neumodischen Schmarrn.

Auch die beträchtliche Resonanz hier, in Form von Kommentaren verschiedenster Spambots, die ihre Waren feil bieten, lässt erahnen dass die Nachfrage nach wie vor ungebrochen ist. Das Volk braucht sie. Erlangen braucht sie. Da verzeihen wir ihnen gerne wenn sie ihre Emails mal einen Tag nicht lesen!

mfg,
ein Fan

Groebe hat gesagt…

Na, DA bin ich aber WIRKLICH froh, dass ich - wie es so quasi notorisch meine Art ist - den Nagel SCHON WIEDER... haargenau getroffen habe. Die Folge wird vermutlich sein, dass ich in den nächsten Tage bei betrachten meines göttlichen Angesichtes in die Pegnitz oder Schwabach stürze. Und dann isses vorbei und die a n d e r e n dürfen sich turboschlaue Gedanken machen in einer NOCH grauer gewordenen Kleinwelt

Königsmann von Rügen hat gesagt…

aber aber, lieber Maestro, die leuchtenden Niveadosen auf den Bürgersteigen haben doch nur einen Sinn - Groebes Welt auf dem Display lesen! Und so seid Ihr an der Ver-Niveasierung der Erlanger Welt doch ein wenig mit Schuld...

... meint der baldige ex-ex-Erlangener