WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Donnerstag, 30. August 2012

Käskuchen

(Man sieht vermutlich sofort, dass ich professioneller Essensfotograf bin)

Wemmer net alles selber macht. Im ständig fetter werdenden Markt der Kochbücher werden Sie jedenfalls nicht geholfen. Ich beschränke mich daher auf die zwei, die  ich habe: eins mit "schönen", bunten Bildchen, ein weiteres ein Erbstück von Muttern, von zahlreichen Torten-und Bratenschlachten gezeichnet. Es stammt aus den dreißiger Jahren und hat als Lesezeichen eine  Postkarte mit Hitlers Face drauf.
Das Bunte hätte man schon gar nicht kaufen dürfen. Wenn man Klassiker wie Apfel-oder Käskuchen sucht, gibt das Inhaltsverzeichnis nur Pustekuchen her. Später merkt man´s dann: der Apfelkuchen steht (nur!)unter "V" wie "versunkener Apfelkuchen", der Käsekuchen (nur !)  unter "B" wie "Berliner Käsekuchen"... : Zwei Tage verschärfte Eisfachhaft, versunkener Autor.
Was denkt da der Macho?  Kann nur von einer Frau stammen. Nachgeschaut:"Gunhild von der Recke, Anette Wolter: Unser Kochbuch N° 1"

(Laut Klappentext hat G.v.R "Publizistik und Theaterwissenschaft studiert" und "entwickelt heute raffinierte Rezeptideen für vielerlei Publikationen" (...), die andere gehöre "zu den führenden Kochbuch-Autorinnen im deutschen Sprachraum")

Wir werden sehen.

Jedenfalls ein gutes Beispiel dafür, wie man aus den korrekten Zutaten-mit der nötigen Ahnungslosigkeit ausgestattet-einen falschen Kuchen machen kann.
Erster Versuch, ich war so naiv, ein Kochbuch für kompetent zu halten. Machte mich also nach Plazierung des gelungen scheinenden  Ensembles im Herd mit Freundin Simone auf Joggingtour, denn die Anleitung war klar: "1 Stunde bei 180 ° backen". Als wir -zudem noch etwas früher-heimkamen, erfüllt schwarzer Rauch die Küche-nur ein Krematorium wäre noch idyllischer gewesen.
Also: eine Stunde bei etwa 160 °  u n d  ab der Hälfte mit Alufolie abdecken, dann spart man sich das Gewürz der Seligen.
Beim zweiten Versuch glaube ich gar nichts mehr, verbessere zudem das Rezept. Weniger Zucker, dafür in der Käsemasse zusätzlich abgeriebene Orangenschale und Zitronensaft. Das Ergebnis ist ganz nett, befriedigt mich aber nicht: die vier geschlagenen Eiweiß in der Käsemasse verdünnen diese zu sehr, zudem ist er mir immer noch zu süß und die Prise Salz im Teig sollte auch sehr großzügig bemessen sein.
(Schlaumeier und - innen in anderen Rezepten "verfeinern" den Belag mit süßer und saurer Sahne.Ganz nett, aber: wenn man dann sieht, dass sie Magerquark nehmen...können sie gleich den mit 40 % Fett nehmen und der Effekt ist vermutlich der Gleiche):

Die wilden Autorinnen wollen den Kuchen "auf eine Kuchengitter stürzen und auskühlen lassen, damit der Quarkbelag nicht einsinkt"
Naja, wer den weit über den Rand gequollenen Belag sieht, kann sich vorstellen, was mit dessen heißer, empfindlicher Oberfläche beim Stürzen passiert. Besser: stehen lassen. Dem Kenner gilt sowieso der eingesunkene Belag als Beweis für die Abwesenheit unfachmännischer Hilfsmittel wie Grieß oder Backpuler-das Einsinken adelt den Produzenten ehr.
Fazit:1. Kochbücher-fei Obbacht. 2.Selber kochen und viel üben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das liest sich doch ganz gut ;-) Und kurzweilig ist es noch dazu. Ich weiß zwar nicht, ob ich etwas über Käsekuchen lesen möchte, wenn ich in einem Café sitze und krampfhaft versuche ausschließlich bei meinem Cappuccino zu bleiben... Aber egal!

Ich werde wohl ab und an mal wieder vorbeischauen!
LG,
das Madl aus dem Wanderer-Café