WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Samstag, 13. Dezember 2014

Prost, Kapitalismus !




 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2a/Bundesarchiv_Bild_183-13175-0005,_Bergarbeiter_die_Strecke_erweiternd.jpgQuelle und Rechte: Bundesarchiv

Die ´gute alte Zeit` war  nicht so gut, das wissen wir alle. Wer heute  jammert, tut dies auf deutlich höherem Niveau als der, der 1870 12 Stunden täglich in einem Ruhrgebiets-Kohlebergwerk schuften musste und dessen Körper das kaum mehr als 60 Jahre lang überlebt hat.

Aber es gab doch Vorteile: Menschen, oder Firmen, die etwas  produziert haben, hatten ein positives, manchmal sinnliches Verhältnis zu ihrem Produkt. Es gab für sie keinen Zweifel, dass man es so gut auf den Markt bringen müsse, wie man es nur irgend könne. Schliesslich galt es entweder einen Ruf zu gewinnen oder ihn zu halten oder zu festigen.

Beispiel: in Erlangen, Schiffstraße gibt es einen Handwerker, der nach wie vor aus Restbeständen von Elfenbein Kämme, Messergriffe, Broschen und anderes produziert.
 Die Maschinen, auf denen er das tut, sind meist fette, eiserne Ungetüme, die halbautomatisch ihre Arbeit verrichten. Sie sind allesamt über 100 Jahre alt. Sie funktionieren auch 2014 noch so gut wie 1910. Einziges Defizit: die Sägeblätter, mittels derer man Kämme mit etwa 0,7 mm Feinheit produziert, kann man heutzutage nicht mehr kaufen: die Ramschware, die der Kapitalismus hierzu produziert, haben einen zu großen „Höhenschlag“ – der Handwerker muss seine Sägeblätter  also selbst machen. „Fortschritt“ heisst das.

Heute kann ein Großteil dessen, was unser Leben teils unerlässlich macht, teils ihm ein bisschen Glanz verleiht, angeblich nur noch durch „Investoren“ finanziert, initiiert und vertrieben werden.
 Bedeutet: Verantwortung besteht nur noch gegenüber Geldgebern, und die wollen nur Eins: Geld, mehr Geld, noch mehr Geld.

Deshalb wird - bis das System eines Tages kollabiert - überall Geld herausgezogen, beim Arbeiter durch Hungerlöhne, durch Verlagerung (Externalisierung) betrieblicher Kosten  auf all diejenigen, die mit ihnen nichts zu tun haben, sich nicht wehren können,  weil sie auch auf den Hungerlohn dringend angewiesen sind.

Ein paar Beispiele :

 (zugleich mit einer Entschuldigung beim indischen Bauern, der sich erschiessen muss, weil er dank der Saatgutpreise von Monsanto & Co. seine Familie nicht mehr ernähren kann…seine Probleme sind andere, siehe oben)

·        eine promovierte Kunstgeschichtlerin  hält an der Friedrich-Alexander-Universität Vorlesungen für einen Hungerlohn. Sie tut es, weil sie keinen adäquaten Job findet. Die Uni beendet das Vertragsverhältnis, so dass sie dann komplett auf der Straße steht. Man bittet die Doktorin, sie möge doch bis Ende der ursprünglichen Vertragslaufzeit ihre segensreiche Lehrtätigkeit fortsetzen – allerdings als Leertätigkeit: OHNE Bezahlung.
·        die Stadt Erlangen hat ein Sozialamt. Dort wechselt ein Sachbearbeiter. Ein Arbeitslosengeld-II-Empfänger hat für sich im Lauf der Zeit verschiedene (bis zu deren drei parallel laufende) Nebentätigkeiten aufgetan, über deren Inhalt und Details er bei jedem neuen Abschnitt der Bewilligung (also: halbjährlich) Bericht  zu erstatten und seine lächerlichen Nebeneinkünfte aufzulisten hat. Der neue Sachbearbeiter schickt nun dem ALG-II-Empfänger einen Fragebogen mit etwa 12 Fragen, von denen der Sachbearbeiter  neun selber beantworten könnte. („was tun Sie eigentlich?? Haben Sie dafür vom Sozialamt [!!!] Förderleistungen erhalten?“) Um das zu erfahren, müsste er in seine eigenen Akten schauen, das ist ihm aber zu viel der Arbeit : er lagert die Kosten aus an den ALG-II-Empfänger. Der hat schließlich eh´nix zu tun und kann ihm die Arbeit billig abnehmen. Das ist die Methode IKEA: “Zahlen Sie fast genauso viel für´s Möbel – zusammenbauen müssen Sie es selbst“ –und damit niemand darob böse ist, spielen ´wir´ „wir-sind-eine-große-Familie!“ und Duzen einander etc Geduzt wird natürlich nur in Richtung von Ingvar Kamprad zu Kunde  - er hat für´s Duzen keine Zeit: er muss an der dutzendfachen Verschachtelung seine Firmen arbeiten, um nur JA  k e i n e  S t e u e r n zu zahlen: auf gute 2, 5  Millionen Euro Reingewinn zahlte IKEA einen Betrag, der einem Steuersatz von, 0,0000 (DANN kamen noch ein paar Zahlen…) Prozent entsprach. Berichtete die Süddeutsche nach den bekannt gewordenen Zahlen von Luxemburg-leaks.

Ja, oder besser…“nein“ – es sind bei uns nicht alle gleich.

 Vielleicht waren wir es nach dem Krieg beziehungsweise der Währungsreform als AAALLLÄÄÄ mit NUR 20 DM in die Nachkriegszeit gestartet sind…

(wenn es nicht auch damals schon Gauner, Grundstückeigentümer, Menschen mit Beziehungen zu Politik und Verwaltung, verschobenem Geld, reichen Verwandten im Ausland, echten Picassos im Keller, Bankkonten in der Schweiz… gegeben hätte).

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