WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Samstag, 14. Juli 2012

Der Name der Hosen

"Nervöse Märkte" - ich kann es nicht mehr hören. Sollen sie Baldrian nehmen oder sich einen ruhigeren Job suchen, wenn sie ihrer Arbeit nicht gewachsen sind.
Am 13.Juli 2012 berichteten die Fernseh-Hauptnachrichten, "Moodys" habe Italien bis auf zwei levels oberhalb des Ramschstatus herabgstuft. Warum nehmen wir hiervon Kenntnis? Warum sagt niemand: "M o o d y ´s - w h o ?!"
Seit es Banken gibt, ist es deren ureigenste Aufgabe, Kredite zu vergeben. Deren wesentliche Verfahrensfrage ist die Prüfung, ob der künftige Schuldner solvent ist, welchen Betrag zu welchem Zinssatz man riskieren will.
Dazu sagt das Handelsgesetzbuch seit10.Mai 1897 in Paragraph 347:
(1) Wer aus einem Geschäft, das auf seiner Seite ein Handelsgeschäft ist, einem anderen zur Sorgfalt verpflichtet ist, hat für die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns einzustehen.

Das, was als "Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns" bezeichnet wird, ist im Lauf der Jahre durch zahlreiche Urteile mit Leben gefüllt worden.
Es heisst zum Beispiel sicher nicht, dass man als Bank "Finanzprodukte" kauft, deren Inhalt man entweder nicht kennt oder nicht versteht. Denn einen Preis kann man beim Kaufvertrag nur dann festlegen, wenn man weiß, w a s  Gegenstand des Kaufs ist.

Und es sollte auch selbstverständlich sein, dass man das  s e l b s t  beurteilt. Wieso sollte sich eine europäische Bank für ein ureigenes Geschäft  ein amerikanisches Kindermädchen nehmen (müssen) ? Wer weiss denn, worin wirklich das Geschäftsinteresse von Moodys, S&P und anderen besteht? Sollte das wirklich zufällig das geschäftliche Wohlergehen europäischer Banken sein?
Autoritäten leben immer davon, dass man sie ernst nimmt. Wer über sie lacht, nimmt ihnen die Macht und zieht sich deren Unmut zu: die Kirche hat -weil sich jahrhundertelang niemand zu lachen getraut hat - Hunderte von Millionen mit der "Begründung" in ihren dicken Säckel fliessen lassen, dass sie den armen Gläubigen weis gemacht hat, ansonsten drohe ihnen jahrtausendelanges Schmoren im Fegefeuer.
Nicht umsonst ist das zentrale Motiv des alten Jorge in Umberto Ecos "Im Namen der Rose" das Lachen. In dem von ihm mit sanfter Gewalt (wer zum Umblättern der Seiten die Finger anleckt, stirbt am Gift, das an den Seiten klebt) unter Verschluss gehaltenen 3.Band der Poetik des Aristoteles soll stehen, dass auch Jesus gelacht habe. D a s  sollten die verschüchterten, im  (heiligen) Ernst gehaltenen Gläubigen nicht wissen.
Also, Moodys:  w a s  hättet Ihr uns zu sagen, was wir nicht besser wüßten?

(P.S. Inzwischen-ein paar Wochen später also-ist auch Claude Juncker auf diesen Zug aufgesprungen:
"Die Agenturen haben sich pausenlos geirrt. Sie haben Monate vor der Lehmann-Pleite noch die höchsten Bonitätswerte für deren Produkte verteilt. Dass diese Agenturen von Publizisten überhaupt noch ernst genommen werden." -Süddeutsche Zeitung vom 30.07.2012, S.2)
Guten Morgen, Herr Juncker.

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