WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Montag, 15. Oktober 2007

Alte Meister: Zuse versus Bunsen

Was liessen sich für schöne Bilder finden, wäre man gemein und liebte es, alberne Sprachspielchen zu veranstalten:"Konrad Zuse ist tot-Bunsen lebt!" oder so. Aber so ist man ja nicht-vielmehr gibt man sich wonniglich der Sachlichkeit hin: am Wochenende ward also Erlangen von Kunst nachgerade überflutet. Man mußte nur wie so oft ein guter Pfadfinder sein : die Presse hatte sich ziemlich verschwiegen gegeben.
Kunstevent eins fand in der Galerie ars pro toto (Henkestr.) statt, Kunstevent zwei in der Konrad-Zuse-Straße.
Beginnen wir mit letzterer und dabei wieder mit dem Positiven: die ohnehin durch die schön aufbereiteten Gebäude nett anzuschauende Konrad-Zuse-Str. war am Samstag abend (12.10.2007) noch schöner und noch einladender: beleuchtet mit Fackeln und auch den Marlboro-Man in uns dadurch ansprechend, dass vor sich hin glimmende Baumstämme uns auch olfaktorisch anzogen.
Die Marlboro-Werbung spricht ja ganz cool unser Untergrundbewußtsein an: äußerlich suggeriert sie "Freiheit und Abenteuer", in Wirklichkeit repräsentiert sie aber das, was der Cowboy darstellt:Sicherheitsstreben und Bewahrendes-weit entfernt von der scheinbaren Wildheit: des Abends nämlich ruht der Cowboy nicht ehr, als bis er die ganze Familie (seine Pferdla nämlich) im Gatter zusammengetrieben hat - das Topos vor Konservativität schlechthin also.
Dieser Anklang war womöglich nicht ganz unbeabsichtigt, denn zum Einen nannte sich das Ganze "Kulturraum Pferdeställe im Röthelheimpark", zum Anderen wurde das konservative Element eingeführt, indem man uns gleich eine vorgezogene Wahlwerbung mit auf den Weg gab in Gestalt des als Schirmherr fungierenden OB Balleis.
Überhaupt litt die Vernissage der verschiedenen beteiligten Läden und sonstigen Institutionen (zu finden unter http://www.kunstin4030.de/) ein wenig darunter, dass man nicht so genau wußte, ob es sich nun um eine Marketingveranstaltung oder eine Kunstpräsentation handelte - auch der Blick auf die Internetseite lehrt uns nur, dass am Freitag 12.10.2007 19 Uhr die Vernissage stattfand und am folgenden Samstag die nämlichen Veranstaltungsorte gleichfalls geöffnet sind - wie es weitergeht mit den Wünschen des kunstsinnigen Besuchers, bleibt im Dunklen. Wenn man ferner herumliegende (um die vielfach hervorragenden Käse-, und anderer Fressalien Sortimente!) Prospekte zum Zwecke später gründlicherer Information mitnahm und dann unter anderem las, wie die Generation 50+ künftig werbetechnisch und -wirksam behandelt werden solle, dann seien die Fragezeichen im Gehirn bitte verziehen.
Aber dennoch-es gab der Kunst zu Hauf. Man mußte beispielsweise in der Apotheke nicht bloß stur geradeaus schauen (dann gab es eben Jojoba-Öl) , sondern mußte den Blick gen Himmel wenden, dann gab es a u f den Schränkchen hübsche kleine bunte Figürchen.
Ein weiterer Vorteil der breit gestreuten Präsentation: man konnte endlich mal seine Neugier befriedigen und in die Bäuche der verschiedensten Institutionen steigen, Holz(kunst-)Pferde im Laserzentrum sehen oder sternenbeschienen über die Dächer des alten Kasernenareals blicken.
Eine ganz andere action gab es über der Flamme des Bunsenbrenners (Thorleif Bunsen und Ulrike Götz betreiben obige Galerie ars pro toto): heiß gemacht auch durch einen echten DJ im Keller, begleitet mit einem etwas weniger opulenten kalten Buffet trieb ein junger wilder Italiener namens Simone Ferrarini sein Wesen: sitzend und herumhüpfend malte er 48 lange Stunden lang seine pastos aufgetragenen Gesichter auf in großem Stil vorhandenes Papier, begutachtet von einem echten italienischen Konsul und vielen italienischen Bekannten.
Ja, das war mal ein wirklich internationales Wochenende in Erlangen - und das ohne einen Tropfen vergeudeten Mineralöls.

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