WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Dienstag, 2. Oktober 2007

Servicesplitter

Das Wort von der "Servicewüste Deutschland" ist ja schon reichlich abgegriffen. Da wir uns wohl in einer Art Übergangszeit befinden, in der diese Wüste sich anschickt, ihre Bewässerung zu organisieren ist es wohl kein Wunder, dass es derzeit ein "Deutschland der 100 Geschwindigkeiten" gibt: die einen haben es längst kapiert, die anderen werden noch ewig brauchen und in vielen Schuppen gibt es riesige Unterschiede - je nachdem, wer gerade bedient.Von daher verbieten sich Verallgemeinerungen.
Die Erkenntnis, dass im Bedienen das DIENEN drinsteckt, ist jedenfalls nicht sehr weit verbreitet. Wenn man z.B. sommers in einem Straßencafé sitzt und die Bedienung geht zum 3.mal an einem dort liegenden Joseph-Beuys-Häufchen aus Vanilleeis, Café und großen Glasscherben (beste Ware für den zarten Kinderfuß) vorbei ohne dass es bei ihr irgendwie"klick!" macht, hat da irgend etwas nicht kapiert.
Zu den wenig hoffnungsfrohen Kandidaten zählt die gute alte Post: frisch aus dem Provisorium in der Güterhallenstrasse in die Arcaden umgezogen glänzt sie vor allem mit dem alten Schlendrian: immerhin hat man schon mal verstanden, dass die "Zentralschlange" die für alle gerechteste Lösung ist, weil sich niemand uffräähschn muß, dass es n a t ü r l i c h immer bei den anderen schneller geht. Nur sollten am Ende der Schlange halt auch ein paar willige dienstbare Geister sitzen-aber d a muß gespart werden: nach 17 Uhr reicht die Schlange in den Arcaden bis in den Schlender-Hauptgang. Die wichtige Standarddienstleistung "ich will nur schnell ´ne Marke"ist noch schlimmer unterdimensioniert: e i n mageres Automätlein tut seinen Dienst und das noch mit den üblichen, wohlbekannten Post-Frechheiten: der Automat gibt kein Geld zurück, sondern nur Marken. Toll-da hat man dann nichtsnutzige 5 cts-Marken statt verwertbaren Geldes. W e h e dem, der vor sich in der Schlange dann einen des Deutschen oder des Automaten-Bedienens Unkundigen hat... Stunden des Wartens versüßen das Dasein. Nein, unsere Post hat schon recht: 2 Briefmarkenautomaten wären für die Hauptpost einer Großstadt schon ein bisschen viel. Seien wir nicht unbescheiden.
Im Moravia (Theaterstr.) ist oft ein bisschen viel los, so dass die Küche nicht mitkommt, dabei sind ihre Produkte oft wirklich lecker . Äußerst lästig und fürs Lokal peinlich ist eine partielle Kleinlichkeit: Man bestellt beispielsweise für 2 Leute den wunderbaren großen Salat mit Putenbrust, bekommt dann für beide 4 mikroskopisch kleine ( 1 cm breit) Scheiblein Weißbrot. Bestellt dann später munter nach-man will ja nicht bloß gesund werden, sondern auch satt. Das Brot wird (leider nicht freiwillig, sondern erst auf Anforderung) nachgereicht. Das dicke Ende kommt am Schluß: dann wird munter "Brot extra" auf die Rechnung gesetzt...mein Gott, Walter... Wenn schon niemand sieht, dass dem Gast das Brot ausgegangen ist-was eine schlichte Service-Selbstverständlichkeit wäre...E t w a s mehr Kulanz, gerade wenn es um die Dinge geht, die ja kaum was kosten.

Eines allerdings sei nicht verschwiegen: auf geäußerte Kritik nahm sich die in der Küche schwitzende und arbeitende Chefetage mitten im Abendtrubel die Zeit, Hintergründe des Service-, und Preiskonzeptes zu erläutern. Das konnte man nur sehr nobel finden. Ansonsten sei gerne zugestanden, dass man je nach Rolle, in der man sich befindet, seinen Blickwinkel natürlich etwas einengt und als Gast eben zuvörderst aufs eigene Portemonnaie und nicht die Wirtschaftlichkeit des besuchten Restaurants blickt. Dass sich zudem in solchem Blickwinkel viel von der problematischen "Geiz ist geil!"-Einstellung unsererseits verbirgt ist auch richtig: wer alles möglichst billig oder umsonst und das sofort will, braucht sich über Einschränkungen des Service (z.B.fehlendes Personal im Billigmarkt) oder Wegfall von Läden, die sich durch unsere Nachfrage nach Billigem nicht mehr halten können, nicht zu wundern.

Allerdings berichten Besucher des Moravia, dass man in einer mittelgrossen Gruppe nach Hinterlassung (und Zahlung!) einer Rechnung von etwa 100,- € noch um einen Schluck Wassers gebeten habe und man auch d a n n nur ein Mineral-,(statt des gewünschten Leitungs-) wassers bekommen habe.

D a scheinen mir die Masstäbe dann doch etwas versch(r)oben - diese Gäste hat man jedenfalls gesehen.

Neben dem Moravia -im la barca - gab es kürzlich mit einem angereisten Autohaus-Betreiber aus der Provinz Lust auf ein nettes Mittagessen in schönster Herbstsonne. Die Bedienung, befragt, was es denn zu Essen gäbe( eine Frage, die sie bei in der Regel einem Tagesgericht schlechterdings nicht überfordern konnte) - gab um 13 Uhr 15 zur Antwort, das wisse sie nicht.
Wir rieben uns die Augen, hatten aber richtig gehört. Als sie es in Erfahrung gebracht hatte, verbeschied sie uns, es gäbe heute Nichts . Da wird man wenigstens nicht so fett und behäbig und vergisst nicht, was man früh immer trinkt. Was w a r es gleich noch? K a f f e e ? So etwas sollte nicht vorkommen.
Aber dies sind Ausrutscher, die vorkommen-der Normalfall ist es nicht. Nicht überall bekommt man ebenso bereitwillig wie umsonst Wasser nach oder undogmatisch Sonderwünsche erfüllt.
Da fällt mir doch w i e d e r der schwarze Mitbürger bei Mr.Bleck am Röthelheim ein: so nach dem 3.Mal Herrengedeck( Cappucino + Croissant) wollte er mich ein Mal scheinbar sitzen lassen. Schaut nicht, sagt nichts, macht einfach nur so weiter vor sich hin. Ich Schlaui dachte gleich: SIXTES ! Zu früh Vorschusslorbeeren erteilt !- und ward umgehend von ihm beschämt. Er hatte mir die Wünsche schon von den Augen abgelesen und brachte mir das (nicht) Gewünschte. Ja, in seiner Stammkneipe muß man eben ABbestellen, wemma nix will.
Ähnlich servicefreundliches gibt es auch in der Innenstadt: nämlich den netten Herrn, der den Thai-Imbiß (genauer: er kommt aus Vietnam) long my in der Kammererstr.(zwischen Friedrichstrasse und Südl. Sadtmauerstraße) in unermüdlichem Einsatz (auch abends geöffnet!) beackert: d a gibt es nie ein Rumgezicke oder pseudo-empörte Gesichter, wenn sich der Gast erlaubt, etwas weiteres zu wollen (z.B. die obligate Portion Reis, die es selbstredend ohne Zusatzkosten gibt). Ab und zu wäre allerdings ein kleines Anstellen des Dunstabzugs sehr zu empfehlen.
Der Sparkasse (Hugenottenplatz) hingegen ist es offenbar dank der öffentlich-rechtlichen Gewährträgerhaftung immer noch zu gemütlich, um sich mit dem entsprechenden Einsatz dem Kunden zu widmen:wer Wünsche in der Geschäftskundenabteilung hat, sollte nicht unbedingt in der Zeit nach den Oster-, Pfingst-, oder Sommerferien anrollen. Ansonsten muß er damit rechnen, dass er sich erst mal bei seiner telefonierenden "Betreuerin" (wir sind ja bekanntlich alle klapsmühlenreif und müssen daher "betreut" werden) ein längeres Telefonat über den letzten Urlaub anhören darf.
Vorbildlich der Brillen-Amberg: da weiß man, wie man (auch erst künftige) Kunden pflegt: sicher 10 Minuten lang hat man meine woanders gekaufte Sonnenbrille gebogen, bis sie nicht mehr bei jedem Kopfnicken runterflog: ein Service des Hauses.
Die Stadtwerke-toller langer Schornstein zum besseren Verbreiten der Schadstoffe, super 70er-Jahre orange, frisches Wasser für den Besucher, aber emails beantworten? Pustekuchen.

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