WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Sonntag, 10. Februar 2008

Herr, Obama Dich unser

Nun haben wir sie, die Arcaden. Wir müssen mit ihnen leben, sie wollen mit uns leben. Und sie wollen, dass es uns erlebnisshoppingtechnisch einfach supergut geht.
Und dafür setzen sie alle Hebel, ja die ganze Welt in Bewegung. Von der plattesten Baggerleistung bis hin zur Philosophie-die Arcaden sind mit uns.
Für die Philosophie zuständig ist der Konsum. Seine Winzer (von Vinedos Emiliana) haben die Philosophie, "dass die Qualität des Weines im Weinberg entsteht."
Ei, gugge da !
Immerhin darf der Weinberg da bleiben, wo er ist.
Nicht so der Jacobsweg: seine steinigen Pfade, Berge und Kirchen werden demnächst vom Zendäämänädschment abgetragen und nach Erlangen verfrachtet, denn: die Barmherzigen Brüder sagen Danke (das aber nur in Anführungszeichen) "und verlosen den Jacobsweg."
Erlanger - macht den Frühjahrsputz gründlich-Ihr werdet viel Platz brauchen.
Auflassungsvormerkungen erteilt das Amtsgericht Santiago de Kompostela.
Eben noch kam der Süddeutschen Zeitung das Verdienst zu, im Rahmen ihrer Serie über unsere Nahrungsgewohnheiten mit dem Unsinn aufgeräumt zu haben, der menschliche Körper enthalte "Schlacken", die es im Frühling zu entschlacken gäbe und schon droht neues Geröllunheil aus Schbananien. Zum Glück sind die Arcaden ein perfekt organisierter Wirtschaftskreislauf: bei Tee-Gschwendner ("Fit in den Frühling") wird mit Bio-Kräutermischung (Geschmack: Apfel, Fenchel und ein Hauch Lavendel) das Häufchen Spanien wieder entschlackt.
Pünktlichst zum Winterbeginn (ganz Erlangen sonnte sich in den Cafés, sofen diese nicht wieder mal verschlafen hatten) drohte uns K&L Ruppert (im Rahmen seiner Frühjahrskur inzwischen hartnäckig nur noch K&L heissen wollend) mit einer neuen Eiszeit, die via Power-Shopping zu erreichen sei:
"Ziehen Sie sich warm an: Wintermode zum Bestpreis!"
Warum auch nicht: auch "Flocke" hat ja im Frühling ein echtes Eisbärenfell an - warum sollen wir das erste Eis nicht in Daunenanorak und Skistiefeln geniessen?
Geistesmenschen ("Esprit Men") treffen sich zum Alphabetisierungsgrundkurs bei Esprit - wo sie vermittels der dort entwickelten Finger-Zeige-Technik binnen kürzester Zeit das Wort ESPRIT fehlerfrei zu schreiben lernen werden.
Wem das alles noch nicht anstrengend genug war, kann sich zum Höhepunkt bei Hussel einfinden. Dort macht Valentin Paare froh: alle Streits über zugekieste Wohnzimmer, zeugungsunfähige Ehemänner in Liftanzug und Daunenfäustlingen werden sich dort in Null komma Nichts in vorösterliche Harmonie verwandeln.
Auch ich bin nun äusserst milde gestimmt:
Erlangen Arcaden aktuell
(Nr.6 vom 09.02.2008)
hat meinen Sonntag gerettet (auch ohne "Coupon-Flyer" - was immer das ist).

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es gibt noch etwas nachzutragen zu den "Erlangen Arcaden aktuell/Nr. 6" die am Wochenende ihren Weg via bereits mit Tonnen von Werbemüll überquellenden Briefkästen in die Müll-Tonnen gefunden haben:

1. Kaum an das "Denglisch" gewöhnt (es wird mir nur noch selten übel wie z.B. bei "gecancelt"), muss ich mich dank der Kreativität des Erlangen- Arcaden-Markting-Texters in Zukunft wohl auch auf "Frenglisch" einlassen: Ein "Coupon-Flyer" wird da angekündigt. Wenn mich meine in den frühen 60ern erworbenen Schul-Französisch- und -Englisch-Kenntnisse nicht täuschen, gibt es dafür zwei Übersetzungsmöglichkeiten.

Ad 1: "Abschnitts-Flieger", doch da will mir keine so richtige Assoziation zu den Arcaden gelingen.

Ad2: "Stoffreste-Flieger", was mir dagegen schon eine Menge über das kommende Printemps-Offer der inhousigen Boutiquen-Shops sagt. Aber kann denn die Unterwäsche - pardon: können die Dessous überhaupt noch kleiner werden? Und dank ausgeklügelter Marketing-Strategien wird uns dann dieser Rest an Stoff, dessen Menge an das "Nichts" grenzt, für sage und schreibe weniger als 50 schlappen Euros sonderandgeboten, sprich gesalet werden.

Aber eines ist mir bei der Lektüre dieses P(r)ospekts nicht richtig klar geworden, nämlich welche Zielgruppe der Zändämänägä, Herr Borst (sollte seinen Namen vielleicht auch mal verdenglischen in Mr. Bristle), also welche Zielgruppe er im Auge hat. Denn zur Entschlüsselung des Werbe-Gelabers braucht man zweifelsohne erhöhte Anforderungen an die geistige Beweglichkeit (ESPRIT ick hör dir trapsen).

Einerseits! - Aber andererseits hält er uns doch für ganz schön bescheuert, denn die vollmundigen Ankündigungen der diversen tollen Events der nächsten Happy-Months kommen im linken (Herr Borst) und rechten (Herr König) Leid-Artikel auf der Titelseite gleich zwei mal vor. Aber ich hab es immer schon vermutet und jetzt wird es auch bestätigt, dass Werbung von der Kunst etwas gelernt hat (oder war es umgekehrt?: Wenn man nichts zu sagen hat, dann bläst man 's halt auf, Größe beeindruckt immer.

Rien pour Ungood
Vinc

p.s.: Deutsch für Migranten: Es heißt nicht "Erlanger Arcaden" sondern "Erlangen Arcaden". Also ab sofort auch "München Hofbräuhaus" und "Bremen Stadtmusikanten". Selbst im jovialen, aber arcadisch- grammatisch politisch korrekten Umgangston muss es heißen: "Hey, Du Alden Wixer".

Anonym hat gesagt…

Ich versuche mal via Internet mit Dir zu kommunizieren. Obwohl ich die Kommunikation face to face mehr schätze. Vor allem muß man da das gesprochene Wort nicht auf Rechtschreibfehler überprüfen.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend