WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Freitag, 24. Februar 2012

Das große Rätsel

Für mich ist Erlangen schon immer ein Rätsel, mit dem sich´s zwar gut umgehen lässt, das aber dennoch unergründlich bleibt:
-wo sind die angeblich 100.000 Einwohner?
-warum erzeugen die angeblich 100.000 Einwohner keine Nachfrage nach feinem Essen, Galerien, Antiquitäten, progressivem Design, edlen Läden mit origineller Ware (irgendwohin müssen doch die ganzen Siemensler ihre Knete tragen?), Kunst im öffentlichen Raum ?
-wo sind die weltstädtischen, individuellen, verhauten Kneipen aller Art (sieht man vom TRANSFER ab) ?

-wo sind die schönen Frauen (ganz egal, ob im heiratsfähigen Alter oder nicht: ab und zu taucht eine auf, rauscht vorbei und verschwindet für Monate wieder - W O?), die elegant gekleidet , edel beschuht und unnahbar (oder auch nicht) durch die Stadt stöckeln?

-wo ist das aus-dem-Rahmen-Fallende, Überraschende, Nischenhafte, bei dessen Anblick wir plötzlich " O u p s !?" sagen, stehen bleiben , uns am Ohr kratzen und uns neu einjustieren müssen? Irgendwie ist alles immer nett, unauffällig, kommunikativ, umgänglich, birkenstöckig und ein bißchen harmlos, nix verlässt den grünen Bereich.

Aber irgendwo im Bauch des kleinsten Riesen Bayerns regt sich doch Widerstand gegen allzuviel Glattheit: Erlangen schafft es immer wieder, sich mittels einiger kleiner Farbtupfer, zumindest teilweise dem Würgegriff der Normalität zu entziehen.
Vor Jahren z.B. gab es den NATOGENERAL, einen Insassen der Heil-und Pflegeanstalt( die man vor Hereinbrechen des Soz.päd.-Zeitalters noch HUPFLA nennen durfte) , der in einer wundervollen Unifom durch Erlangen lief und sein imaginären Truppen befehligte.
H e u t e sind (soweit mir begegnet) noch vorhanden:
-Ingo,
-ein (bisher) namenloser pseudo-indischer Buddhist (kenntlich an dem seit etwa 23 Jahren nicht gewaschenen braunen Pullover und seinen Selbstgesprächen) und
- ein etwas korpulenteres Etwas, das ungehindert auch des schlechtesten Wetters regelmäßig in kurzen Hosen zugange ist,
-eine Dame (bisher nur auf dem Rad gesichtet) , die auch bei 30 ° plus eingepackt bis zur Unkenntlichkeit Erlangen auf der Nord-Südachse quert.
I n g o fällt in verschiedener Weise auf: mal als Leser oder Kommentator angeblich unvollständiger Literaturführer bei Thalia, mal, wenn man gerade soignierten Sinnes mit der Frau Gemahlin dem Daimler entsteigt und sich ins Theater begeben will (und es dann lieblich und mit unendlichem Wiederholungszeichen versehen aus dem Gebüsche schallt: A r s c h f i c k e r, A r s c h w i c h s e r ...), mal beim Gespräch auf einer Parkbank, mal schlurfenden Ganges durch die Altstadt.
Wer Ingo schon länger kennt, bemerkt die verschiedenartigsten Entwicklungen: früher war er noch häufiger in Kneipen, beispielsweise im Kanapée unterwegs und verfiel dabei ab und zu in merkwürdige Zuckungen, als müsste er sich im Sekundentakt die Haare kämmen. Inzwischen schlurft er- oft ziemlich schlecht beeinander - nur noch durch die Strassen oder instruiert auf den wenigen öffentlichen Bänken andere Sitzende über aktuelle politische Entwicklungen.