WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Mittwoch, 21. November 2012

Berlin "Menschen" II

Nick Knatterton is everywhere   ("Fabrik", Schlesische Strasse, schönes Hotel ohne Modernitäts-Gehabe).Gespielt melancholisch-dekorativ mit Andeutungen von Strichjungen-Pose vor den illeggalen Schmierereien: Michael, der mich durch Berlin begleitete.



·        Das schlaue Bubele. Das nehm´ich mal vorweg-auch wenn es erst am Ende unserer Wanderung von Kreuzberg in die Knaackstrasse (Prenzlauer Berg) auftauchte. Das Bubele saß mit Mama um die 50 und wohl Opa im feinen englischen Tuche (Sakko, Pfeffer und Salz, Weißwein SCHON mittags…Opa, Opa…!?) zum Frühstücken bei „Anita Wronski“ (Knaackstrasse). Mama war figurtechnisch schon etwas zerlaufen, jedenfalls immer stolz aufs flaumbärtige Bubele, das ohne Punkt und Komma dem ebenso wohl stolzen und staunenden Opa mit knarzender Post-Pubertäts-Stimme und moderatem Oberlippenflaum alles erzählte, was er angesammelt hatte. Von Details des PC-Wesens bis zur Schulpolitike. Und keiner sagte, was ich dachte: „Halt doch einfach mal die Schnauze!“ Hätte ich natürlich bei meinem Sohn auch nichjemacht.

Tabor-/Wrangelstrasse (Kreuzberg)


 
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·        Denkwürdige Mrs. Unknown. Ewig schad´, Frollein! Das hatte nicht nur ein Wiener gesagt, der dermaleinst meine Mutter haben wollte (die aber schon weg war vom Markt), sondern ich sage es nach einer denkwürdigen Begegnung, die mir einen 10minütigen, teils schaudernden, teils fassungslosen  Blick in die Großereignisse des vergangenen Jahrhunderts erlaubt hatte.    Unser weiterer Weg hatte über das Mauerrestchen voller „Berlin in two days“-Touristen namens East side gallery geführt. Ich durfte mittels einer Leiter, die bis an den Mauerrand reichte, etwas den Aff´ für Michaels bekannt gute Fotos und ein paar andere spielen, das Freiareal etwas gießen (auch in Berlin: wo sind die Toiletten???). Dann musste etwas Ruhe sein, hinsetzen, Geldautomat suchen. Gab es alles in einem Kaufhof kurz nach einer Passage mit bester Plattenbau/Ostware nähe Ostbahnhof.  Ich breitete meinen mini-Stadtplan aus, checkte, ob wir noch ungefähr auf der Nord-West-Hypothenuse Richtung Kollwitzplatz wären und dann kam sie. Eine kleine, schon etwas zusammengefallene Dame mit Perücke, die mich höflich fragte, ob sie mir helfen könne. Zwar brauchte ich eigentlich nichts, aber ich wollte sie ob ihrer Freundlichkeit und meiner Neugierde auf Unvorhergesehenes nicht einfach in Ehren entlassen. Ich fragte, sie geriet ins Erzählen. 87 war sie-siebenundachtzig ! Das gab´s in ihrer Geschichte: der erste Mann war ein chinesischer Medizinprofessor aus Hongkong - sie hatte auch dort eine Zeit lang gelebt und war zwei mal von Taifunen um ihr gemeinsames Hab und Gut gebracht worden. Weitere 3 mal sei sie ausgebombt worden, dieses Mal in Berlin. Ihr Mann wurde später Opfer der  der Kulturrevolution in China in den späten 60er Jahren, er wurde ermordet. Mann No 2 soll ein DDR-Boxtrainer namens „Kramer“ gewesen sein, der Manfred Wolke von der Strasse geholt und Henry Maske entdeckt haben soll. Und ihre Stasi-Akte sei „so hoch“ – nach ihrer Handbewegung etwa 80 cm. Mein Versuch, sie zur Literarisierung ihrer Geschichte zu bringen, begegnete sie mit Abwinken – vier mal habe sie es schon versucht. Mir wollte sie dann auch nichts weiter sagen und ging.

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