Berlins
Anspruch, Größe und Selbstbild ist an kaum einem Ort so perfekt und ambivalent
in Stein gegossen wie in Tempelhof. Riesig groß, voller Symbole, Geschichte und
Geschichten. Angetreten, der größte und mächtigste Teddybär Brandenburgs – ach
nein: der Welt ! - zu sein und dann
voller abgeschabter Stellen, ausgerissener Körperteile, nicht mehr
funktionierenden Brummetismus´. In Tempelhof kann man sehen, dass der Berliner
sich von Deutschlands vermutlich größter Nicht-Regierungsorganisation zumindest
in seinem Freizeit-Alltag nicht weiter stören lässt.
Der
lange Fußweg aufs frühere Flugfeld wird
von der Geschichte einstiger Grausamkeiten dieses Ortes nur marginal
gestört: das einzige KZ der Nazis auf
Berliner Boden-das Columbia-Haus - wurde schon 1936 abgerissen und
ist nur als schüchternes Blechtäfelchen verblieben.
Ob
als Besucher oder Nutzer des Provisoriums – in Tempelhof ist man als Mensch
immer ein Nümmerchen zu klein. Frühere Größe bleibt räumlich immer
überwältigend präsent. Die Reduktion des früheren Hortes von Widerstand gegen
das Bedrängende der weltgeschichtlichen Entwicklung auf ein überdimensionales
Spielzeug findet seinen prägnantesten Ausdruck in einem eisernen Adlerkopf, den
die Amerikaner den Berlinern überlassen haben. Früher im Ganzen 4.50 Meter hoch, bleibt
er jetzt nur noch Kopf. Der Adler äugt noch messerscharf, doch mangels
Körper taugt er nicht mehr zum
Überflieger.
Und
so bleibt man eben auf der Erde. Rund ums Flugfeld stapfen oder tänzeln Läufer,
die eine Marathonstaffel absolvieren. Wer sie aus der Nähe sehen will, erkennt
die pusselige Nutzung der riesigen Fläche: hier ein kleines Gemüsegärtchen,
dort ein Minigolfplatz. Auch der konstruiert mit Mini-Geschichte: wo immer
möglich, formen Flugzeugteile die Bande für den Lauf des Balles.
Draußen
mahnt das Luftbrückendenkmal mit stecknadelkopfgroßem Anstandsträußchen davor,
drinnen mampfen schon fertige Läufer Kuchen und Currywurscht. Man arrangiert
sich. Wen stört´s, dass die Räume für die Bierbänke einige Stockwerke zu hoch
sind? Aber immer bleibt ein bisschen Respekt vor einstiger Größe: beim Weißeln
der Wände hat man die alte Aufschrift „PAN AMERICAN“ ausgelassen. Vielleicht
war aber auch bloß kein Geld mehr da für den nächsten Eimer Perlweiss.
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