WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Freitag, 7. September 2007

Ein-Zell-Handel

Neh´m Se jrün, det hebt.
Man soll ja die H o f f n u n g nicht aufgeben, z.B. die, dass man auch in einer etwas klein geratenenen Großstadt dank findiger Einzelhändler, die die Nase immer im Wind haben, völlig normale Dinge wenigstens während der wenigen Stunden kaufen kann, in denen die Damen und Herren ihre Läden zu öffnen gedenken.Formatierung für ausgewählten Text aufheben
Eine Methode der Öffnungszeitenvariation praktiziert gerade Juwelier und Uhrentandler Winnebeck: auch noch 4 Tage nach Umstellung auf die schreckliche Winterzeit (31.10.20076, " 10" Uhr) ist er vom Glanz seiner Geschmeide offenbar so geblendet, dass er seine große, dem fleißigen Studenten auf dem Weg vom Bahnhof zur Uni den zeitlichen Weg weisen sollende Uhr noch auf Sommerzeit stehen hat - das nenne ich wegweisend!
[Immerhin: ein kurzer Hinweis und man konnte wieder Erlangen and worldwide real time an der Aussenuhr sehen]
Gestern(im September war es) beispielsweise wurde ich mir kurzzeitig des etwas verdrängten Gentlemans in mir bewußt und meinte, meine Person werde doch durch ein paar feinster, schweinslederner Handschuhchen doch noch mal um etwa 17 % augepeppt.
Ich ging also "in die Spur" (wie der Zoni zu sagen pflegte):
-C&A: Fehlanzeige
-Wöhrl: "die sind noch in der Kiste" da hinten. In der Kiste nur gefüttertes.
-Lederfritze Hauptstrasse (gegenüber der Nordsee etwa, also des L a d e n s Nordsee, nicht dass Sie mir gleich nach Wangerooge düsen ) "wir haben ("führen") keine Handschuhe".
-Lederfritze namenlos( gegenüber Schuh-Mengin ) : er hat immerhin mal g r u n d s ä t z l i c h welche, aber erst "ab Oktober". Ja, der Kunde ist König, so kennen wir das. Immerhin hat der Herr ein Problembewußtsein und erklärt mir freundlich , dass der Kunde schuld sei, weil er eben nicht n a c h f r a g e (alle außer m i r offenbar). Weiß ehrlich gesagt nicht, was ein schweinslederner Handschuh mit dem "Winter" zu tun haben soll...wer schon mal mit so einem Auto gefahren ist wird merken, dass man nicht nur einen wesentlich besseren Grip hat, sondern sich auch ein bißchen so fühlt, als sässe Laureen Bacall mit wehendem Schal auf dem Beifahrersitz und man würde gerade die gardesana occidentale befahren... und d a s ist einem locker die etwa 60 Flocken wert.
-Pfeifer, Hauptstr (ggü.Altstadtmarkt-Zugang): das einzige wirkliche Vorbild: er hat selbstverständlich Handschuhe vom berühmten südamerikanischen Wasserschwein in allen Varianten. Sie sind gemerkt, Fa. P.!
Eine zumindest bei m i r vorhandene Legende lautet: Einzelhandel=teuer, Supermarché=billich. SO ist das zu einfach, wie man durchaus feststellen kann: Eine Apotheke im Tarnkleid ist hier der ALTSTADTMARKT (oder unter welchem falschen Namen er uns gerade die Mäuse aus der Tasche zieht) : wer dort z.B.Nudeln kaufen will (und im Hinterkopf hat, dass diese bei NORMA etwa für 29 cts./500 g zu haben sind) und sie in der Apotheke A. für etwa 1.69 € sieht...hmmm.
Gut - ich muß mich hier mit dem Argument auseinandersetzen, dass der ewig nach Billigem Ausschau haltende Verbraucher an vielen fatalen Entwicklungen selbst schuld ist/sei: wenn ich w ü s s t e, dass die NORMA-Nudeln von ausgebeuteten pakistanischen Kindern hergestellt, die Produzenten der Altstadtmarkt-Nudeln dagegen einen anständigen Lohn kriegen - ich gäbe auch die größere Summe dafür aus, doch ach: leider w e i s s ich es nicht.. nehme auch an, dass der gute Reformhaus-Kolbe (Markt) einen Teil der unverschämten Preise in die e i g e n e Tasche wirtschaftet...und das Geld n i c h t in "fair trade" investiert wird.
Die Preise sieht man bleistiftsweise bei schwarzen Pfefferkörnern : im Thai-Laden (schräg gegenüber der Lamm-Lichtspiele, Hauptstr.81) kosten 100 g 1.49 €, beim Altstadtmarkt 2,59 € - also glatte 73 % mehr.Bei Nudeln gilt das Gleiche: 500 g italienische bei Aldi oder Norma für 29 bis 69 cts., beim Altstadtmarkt etwa. ab 1,69 € (!).
[weiteres zum Kapitel"Einzelhandel" unter der Rubrik "Espresso"]
Wer nach Weiher erst rechts ab Richtung Kalchreuth, dann links ab Richtung Eckenthal fährt, trifft nach ca. 2 km auf eine Mühle , die nebenher allerhand Dinge aus (echt oder scheinbar) eigener Produktion verkauft.In dem Irrglauben, was lokal produziert sei, müsse womöglich billiger sein als Produkte, in denen 876 km Transport steckten, wollte ich eigentlich nur mal fragen, ob ich politisch korrektes Rapsöl (für meine Dieselkutsche) billiger bekäme als bei Lidl/Aldi/Norma. Sofort wurde ich von einem Wortschwall übergossen, was ich und der Konsument im allgemeinen wohl für eine bescheuerte Einstellung habe, ob ich wisse, zu was für wirtschaftlich ruinösen Folgen mein Billigkeitswahn für den einheimischen Bauern führe und und und.
Ich war ertappt, wollte aber eigentlich jetzt keine Grundsatzdiskussion führen. Ob meines schlechten Gewissens nahm ich gschamig wenigstens einen Honig mit in der Hoffnung, damit wenigstens für die einheimischen Imkerinnen und Imker etwas Gutes getan zu haben. So sicher war ich mir meiner pfadfinderhaft guten Tat, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre, dem etwa auf den Zahn zu fühlen. Erst Wochen später bei einem Ausfall der Morgenzeitung griff ich nach allem Lesbaren in der Umgebung und stiess dabei auf die Rückseite des Honigs. Und was sehen meine gutgläubigen Augen: "Honig aus Ländern der Europäischen Gemeinschaft". Rumms. Ja, die Schere im Kopf. Eine höfliche Anfrage, wie denn das so alles bauchgrimmenfrei zusammenpasse, blieb unbeantwortet.

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