WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Samstag, 1. September 2007

Münchner Professoren

Neben Medicus (s.dort) gab es zu meiner Zeit(1978-1983) eine ganze Reihe von Kandidaten, die alle i r g e n d e t w a s Denkwürdiges hatten: -Putzo
Neben einer gewissen geschniegelten Arroganz (die von durchaus vohandenen Qualitäten herrühren mag wie auch aus seiner Mitautorenschaft am Standard-Kommentar zur Zivilprozessordnung "Thomas/Putzo") sah er vor allem e x a k t aus wie der Cäsar aus Asterix und Obelix.
-Götz Hueck
Hueck war echt n armer Hund: zwar hatte er wunderschöne volle graue Haare, war aber (trotz zweifellos umfangreicher Kenntnisse im Arbeitsrecht) ein echter Saal-leer-Prediger (weil er g a r so langweilig war).
Aber er hatte halt Jurist werden müssen, weil es sein berühmter Vater Alfred
a u c h
war.
-Gallwas
Sein Repetitorium öffentliches Recht (Freitags um halb 9) war schon deshalb legendär, weil man eigentlich nur dann mitkam, wenn man v o r h e r schon die Süddeutsche gelesen hatte.
-Lerche
Zweifellos eine Konifere auf seinem Gebiet (war auch Berater der Bundesregierung i.S.Medienrecht), aber sehr smart-konventionell.
-Badura
wegen seines Aussehens auch "Schweinchen Dick" (mit dicker schwarzer Hornbrille) genannt.
Er begann zu unser aller Freude seine Vorlesungen Montag um halb 9 - Begründung "da ist der Tag so schön lang!".
Das besondere -neben wahrhaft enzyklopädischem Wissen-war, dass er seine Vorlesung jedesmal mit den Worten beendete "...damit möchte ich für heute schließen..." und in dieser Zeit der Sekundenzeiger der "Stadionuhr" von 5 sec. vor 10 auf 10 rückte - d a s nenn´ich Planung.
In einigen Fällen konnte er sich sehr auf Leute einschiessen: einem Kandidaten, der auch nach der 3.Frage in Folge noch keine Antwort gewußt hatte, fragte er verzweifelt ein letztes:
"Sie haben im Examen 3 Gesetzestexte vor sich (Ziegler/Tremel, hellblau: Bayerische Gesetze; Schönfelder, rot: bundesdeutsches Zivilrecht; Sartorius, rot , bundesdeutsches öffentliches Recht)- in w e l c h e m würden Sie denn die Lösung der Frage suchen!?"
Der Kandidat, der immerhin noch wusste, wo er war (München) schloss messerscharf (aber falsch), dass "Bayern" doch naheliegend wäre und sagte "im Blauen!" -
Leider war die Lösung im Grundgesetz zu suchen...da hatte es doch an e i n i g e m gefehlt.
-Kellmann
Kellmann ist nur aus 2 Gründen erwähnenswert: er war ein Steckenpferdchenreiter: immer wieder beschäftigte ihn ( d a s hätte man ihm ja nachgesehen) und er uns (insoweit überflüssigerweise) die Frage, warum der BGB-Gesetzgeber den Eigentumsbegriff nicht mit einem p o s i t i v e n Substrat gefüllt habe, man also nicht sagen könne "wenn das und das, d a n n "Eigentum " ", sondern daß das BGB lediglich das Eigentum voraussetze und dann durch die Hintertüre dahin "definiere" (903 BGB), dass der Eigentümer mit der (seiner) Sache nach Belieben verfahren und alle anderen von deren Gebrauch ausschließen könne.
Da mag er zwar Recht gehabt haben - d a s hätte aber ehr in die Rechtsphilosophie gehört - u n s als Examenslerner war es schnuppe.
Das Schönste an Kellmann war sein schweizermesserhafter Klappmechanismus mit Scharnier in der Hüftgegend: zur Unterstreichung seiner Worte klappte er (sich) jeweils in der Mitte zusammen um sich dann wieder aufzurichten - hierbei sauste das Mikro , das um seinen Hals hing, jeweils mit großer Fahrt auf seine knochige Hühnerbrust zurück, was dann in allen Lautsprechern des Audi Max als fettes KAWUMM zu hören war.
Insofern: "hoher Unterhaltungswert, Herr Kellmann!"
-Roxin
Roxin war einer, der n u r im Audi Max lesen konnte, weil die Leute von nah und fern strebten, in den Genuß seiner Vorlesung zu kommen.
Zwar sah er aus, als würde er sich im Wesentlichen von Cognac ernähren - das ändert aber nichts daran, daß er ein Strafrechtler von hohen Graden und allerhöchstem Unterhaltungswert war:
Einerseits war seine Monographie "Täterschaft und Tatherrschaft" damals bereits in der 3.Auflage erschienen, andererseits scheute er sich nicht, den sich füllenden Hörsaal in einem Kinderhochstühlchen sitzend zu beobachten und dann zu sagen, dass er uns nur etwas habe erheitern wollen.
S e i n Kellmannsches Klappmesser war seine B r i l l e, die er sich kurz vor Beendigung wichtiger Sätze vom Kopf riß und dann mit dem Brillenbügel heftig stochernd auf einen Kandidaten zulief, der seinen Satz beenen sollte.
Die ersten Reihen waren bei Roxin daher n i c h t so beliebt.