WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Sonntag, 2. September 2007

Kloß mit Soß´

In der Gastronomie tummelt sich auch einiges... Z w e i Hauptkrankheiten herrschen vor: Variante 1:Schnelle Abzocke: Das sind die, die keine Zeit haben, Ihren Rinderbraten abzuhängen , den Sauerbraten einzulegen. Die, die uns "Salat" zumuten mit vorgekochten Möhren aus dem 10 ltr Gastroeimer etc ... ä c h t e t sie, wo Ihr nur könnt! Variante 2: "wir wollen höher hinaus" (haben aber keine Ahnung, wie!) Das sind die mit dem Sauerbraten mit Ananasscheibe(aus der Dose natürlich) und Cocktailkirsche, gleichfalls: igitt!
Höhepunkt war mir hier die "Kohlenmühle" in Neustadt/Aisch , Bamberger Str.51 (ein Gesamtkrankheitskunstwerk, das in seiner ganzen unsäglichen Pseudorustikalität eine eigene Beurteilung erfordert), wo in meinen "blauen Zipfeln" tatsächlich ein großes Stück Wassermelone (!) schwamm. Meine entsetzte Nachfrage ergab: es war A b s i c h t.
Ein wunderbares Stück zu Lobendes ist der Keller von Brauerei Roppelt/Stiebarlimbach (von Forchheim nach Norden, nach etwa 7 km am Kreisverkehr links, dann nach etwa 5 km rechts Richtung Hirschaid, dann kommts): ein wunderbar weicher, flachsfreier Sauerbraten, dezent ausgewogen zwischen Säure und Leupold Saucenkuchen, gute Klöße, beim Salat (grüner, Gurke, Tomate, Kraut-, Rettich gemischt) alles knackig und frisch. Beste Ware und das ganze für 6,50 € .Auch in Ordnung.
Nur: wer in den Biergarten will, sollte ihn nehmen, wie er ist-wem es zu sonnig oder schattig ist in der Natur, soll in Gottes Namen daheim blei´ m. Also: wozu muß man einen Biergarten mit einer ausfahrbaren Riesenmarkise verschandeln? Stilbruch. Weg damit!
Mein Favorit seit 20 Jahren: LÖWENBRÄU Buttenheim - seit 20 Jahren gleichbleibende Qualität (auch wenn die Klöße jedes Jahr kleiner werden und nach der €-Umstellung gnadenlos umgerubelt wurde) und eine jeden Tag wechselnde Speisekarte, die wirklich a l l e s bietet, was die fränkische Hausfrau kochen können muß. Die gegenüber früher um ca.40 % geschrumpften Bohnenkern bringen den Buttenheim-flash, den man mindestens 1 mal/Monat zum Wohlergehen braucht.
Der dazugehörige Keller fällt küchentechnisch (bis auf die kalten Sachen) dagegen um Längen ab - kann man nicht empfehlen, hier zu essen.
Wenn geschlossen, bietet sich das SCHWARZE KREUZ in Eggolsheim an: ein Hort fränkischer Wirtshauskultur, wo die immer gleichen Männer an z.T.verschiedenen Tischen ihr (w u n d e r b a r e s !) Bier trinken und sich in einer Laustärke unterhalten, als wäre der grosse Teich zwischen ihnen und die jedes Mal konsterniert sind, dass sich ein Fremmer in ihre Wirtschaft verirrt. Die Karte ist sehr mager -an Warmem eigentlich nur Schnitzel (ich empfehle: mit Bratkartoffeln) und Kassler. Das Bier ist eine Reise wert: man kann es auch im Kasten mitnehmen (wobei man riskiert, dass es - garantiert mangels jeder Chemie- gekippt ist). Wer je gesehen hat, wie hinten in der Brauerei der Chef erst die Buchenscheite unter den Kessel legt und dann oben seinen Sud rührt, wird hier die entsprechende Nachsicht walten lassen). Es ist von schönem dunklen Gold und süffig wie die Sau.
O d e r aber: BRAUEREI PFISTER, Weigelshofen (ein Ort weiter), wo man zwar ein bisschen höher hinaus will, aber dennoch die Ehrlichkeit fränkischer Küche nicht verrät. Vor allem gibts DA den legendären Pfannkuchen mit Preiselbeeren, für den man sich immer ein Plätzchen reservieren oder durch Einfahren eines Williams wieder schaffen sollte.
Allerdings ist man hier auf der Bratenschiene ehr mager sortiert-abends gibts vorwiegend Kurzgebratenes, also das seit langem wunderbare Rahmschnitzel mit Champignons(auch im Laufe der Jahre kräftig geschrumpft), ansonsten zur Saison Fisch in den üblichen Varianten-immer begleitet mit frischem Salat, oft mit selten Gesehenen drin wie geraspeltem Rettich.

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