WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Mittwoch, 5. September 2007

Nestbau

So, so: wir werden von einem bekannten schwedischen Möbelhaus jetzt von allen herumhängenden Schildchen g e d u z t .
So, so: kennen wir uns schon länger, Herr Kamprad? Dachte: nein. Aber es ist wohl der Trick, dass man dem, den man duzt nicht so leicht die fürchterlichsten Flüche sich entgegenzuschleudern droht (was z.B.dann vorkommen kann, wenn man ein ganzes Wochenende damit verbracht hat, ein Sideboard zusammenzubauen, weil mal wieder die auf der Anbauanleitung sichtbare Option "drei dicke Löcher, dann ein dünnes, dann wieder ein dickes" o.ä am Objekt s e l b e r nirgends sichtbar war).
Und ausserdem steht uns IKEA ja auch d e s h a l b so nahe, weil es uns ja für etwas ganz Elementares bei der Hand nimmt und begleitet, nämlich den N E S T B A U. Wer wollte quasi seine Mutter S i e z e n ? Nein, das machst Du schon ganz richtig, IKEA: wir haben nicht einfach eine wirtschaftliche Austauschbeziehung (unser gutes Geld gegen Deinen auseinandergelegten Schrott), nein: wir sind e i n e G r o s s e F a m i l i e und lieben uns alle.
Es ist wirklich ein ganz gewaltiger Transformationsprozess, in den uns IKEA da hineingezwungen hat (ohne dass wir uns dessen gewahr werden vor allem!), dass diese Firma es geschafft hat, ihre Betriebskosten (also die, die e i g e n t l i c h erforderlich wären, um uns ein fertiges Endprodukt zu liefern) auf uns abzuwälzen.
Man stelle sich dies in einer anderen Branche vor: vor dem Haus des Kunden fährt ein Auto von UNITED PARCEL vor, dem ein radebrechender schwarzer Mitbürger entsteigt, der Ihnen 5 tonnenschwere, aber "schön" flache Pakete vors Haus schmeisst und Ihnen (freundlich) sagt: "Das ist Ihr neuer Mercedes!" - und dann sitzt die ganze Familie ein paar Wochenenden da, sortiert Tüten, Stoffe und wundert sich, dass zwar 200 Nägel (zum Annageln der Sitzbezüge) da sind, aber (nach einstimmiger Meinungsbildung des Familienrates) pro Felge nur 3,7 Schrauben mit Konus und 19er Kopf zum befestigen der Reifen.
Das kommt Ihnen undenkbar vor? G e n a u d a s ist es aber, was ein bekannte Elchfleischproduzent Ihnen zumutet. Warum lassen wir uns das gefallen? Weil es IKEA auch geschafft hat, uns zu suggerieren, seine Kostenersparnis von sicher 25 % würde an uns weitergegeben (was sicher höchstens zu 1/3 der Fall ist)- wer aber die Jahre von Nerverei, mulitpliziert mit dem Stundenlohn eines Akademikers oder wackeren Müllmannes zum Preis addiert weiß, dass das die Totalverarschung ist, kaum mehr. Aber: wir sagen weiter "ja, schlag mich IKEA! , mach´uns glücklich!"....
N a t ü r l i c h hat IKEA auch gute Sachen: auch für mich wäre ein Leben ohns IVAR oder STEN undenkbar.
Eine nette Neuigkeit ist den Schweden bei den Bettbezügen eingefallen: wo früher einfach 2 Stücken Stoff - nach Belieben etwa 20 cm kürzer oder länger als eine deutsche Decke, aufeinander genäht wurden (mit 2 Eingiffen links und rechts wie die gute alte Feinripp-Unterhose "mit Eingriff"), hat man sich heute eine etwas differenziertere Konstruktion einfallen lassen, die tatsächlich an das erinnert, was bei uns als Bettbezug durchgehen könnte: allerdings mit einer revolutionären Neuerung: der Schlitz, in den man das Bettzeug einfädelt und an dem sich Knöppe respektive Knopflöcher befinden ist nicht einfach an der Hinterseite (wie sonst überall) sondern etwa 10 cm Richtung Bettoberseite versetzt. Das hat unzweifelhaft den Vorteil, dass Hausmäuse und Elfen nicht mehr einfach unserer (nackten) Bettdecke beim schlafen zusehen können, führt aber (wenn man die Decke so rum dreht, dass der neuartige Briefschlitz zur Körperseite hinliegt) dazu, daß wir etwa 5 mal/Nacht davon aufwachen, dass unsere nächtlichen Bewegungen kurz davor waren, die Knöppe von dem tollen Ding abzureissen...So schläft man halt einfach b e w u s s t e r .

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