WILD WIE BILD - GSCHEIT WIE ZEIT

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Donnerstag, 13. September 2007

Erste allgemeine Verunsicherung

Es gibt allen Anlass, verunsichert zu sein: das ebenso verfügbare wie überflüssige Wissen nimmt rapide zu - niemand kann auch sich auch nur annähernd einen Überblick verschaffen, was es so alles gibt - was also Grundlage für eigene Entscheidungen sein könnte.
Was also tut der Mensch: er verweigert sich dem Überfluß, indem er einen Sichtschutzzaun um seinen Suppenteller baut und sich in dem einigelt, was er für sich als gegeben akzeptieren will. So wird die Welt wieder klein und überschaubar - mögen in China Säcke von Reis umfallen oder in Rumänien Atomkraftwerke...bei m i r kommt der Strom aus der Steckdose.
Einen der frappierendsten Fälle solcher Realitätsklitterung oder -verweigerung konnte ich bei meiner ex (fast-) Schwiegermutter beobachten, die seit etwa 25 Jahren einen Laden betrieb, in dem sie Möbel (!) und diverse zubehörige Accessoires verkaufte.
Ich erzählte ihr eines Tages von meinem Stolz und Glück, 4 echte Thonet-Kaffehausstühle (Stuhl Nr.14) zum Spottpreis von 70,- DM/Stück gefunden zu haben.
K a n n t e sie nicht...immerhin war der Stuhl allein bis 1930 etwa 50 Millionen mal hergestellt worden, er stand in Brahms´Wohnzimmer ebenso wie in Titos Partisanenunterstand in den Bergen-in den Cafés dieser Welt ohnehin.
Also habe ich ihr ein bißchen was erzählt - auch darüber, dass er aus gebogenem Holz bestünde.
Darauf sagte sie im Brustton der Überzeugung:
"Nää! So weit kammer Holz net biech´!!
Eigentlich hatte ich eine solche Haltung nur aus Wilhelm Buschs Balduin Bählamm gekannt, wo so schön beschrieben wird, wie der Künstler sich eine neue Welt zusammenkneten kann-das Phänomen ist also offenbar schon länger bekannt.

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